Tödliche Gier
in der Toilette wurde von irgendwelchem durchdringend riechenden Zeug, das im Tank hing, permanent blau gefärbt. Nachdem ich gepinkelt und hinuntergespült hatte, spähte ich ins Medizinschränkchen und durchwühlte seinen Wäschekorb.
Als ich in den Hauptraum zurückkam, war Leila schon in diesem hypnotischen Zustand versunken, den Fernsehen auslöst. Im Häuschen wurde es dunkel. Ich schaltete ein paar Lampen ein. Da sie mich absolut nicht beachtete, nutzte ich den Augenblick, um den Schreibtisch und den Inhalt der Schubladen zu durchsuchen. Das meiste schien aus dem Krempel des anderen Typen zu bestehen. Ich suchte nach nichts Bestimmtem, aber ich konnte einfach dem Drang nicht widerstehen, meine Nase in Dinge zu stecken, die mich nichts angingen. Ich blätterte durch eine Hand voll von Lloyds Rechnungen, die allesamt überfällig waren. Ruhelos wanderte ich in die Küche. Der Kühlschrank gab nicht viel her, aber die Speisekammer war sogar besser bestückt als meine. Nudeln, Gläser mit Soße, Dosensuppen, Gewürze, Erdnussbutter und diese merkwürdigen orangefarbenen Käsemakkaroni aus der Schachtel, die nur Kinder und Hunde essen. Ich langweilte mich und bekam langsam Hunger.
Ich ging durchs große Zimmer, stieg die Treppe zur Schlafgalerie hinauf und spähte über das Geländer. Unten konnte ich Leila sehen, die immer noch in die flackernden Bilder auf dem Bildschirm vertieft war. Ich fand es unfassbar, dass sie mich einfach nach Belieben herumschnüffeln ließ. Lloyds Bett war ungemacht. Auf dem Nachttisch stand ein gerahmtes Foto von Lloyd und Leila im Format 18 mal 27. Ich nahm es und betrachtete es. Es musste auf einer Geburtstagsfeier aufgenommen worden sein. Die beiden saßen an einem Küchentisch, vor ihnen eine wabbelig aussehende Schokoladentorte, die mit Kerzen geschmückt war. Lloyd und Leila hatten die Köpfe zusammengesteckt, grinsten und schnitten für den Fotografen Grimassen. Lloyds rechtes Ohr war gepierct. Ein frisch ausgepacktes Geschenk war zu sehen, und Lloyd hielt sich einen von einem Paar goldener Ohrringe ans Ohr — ein winziger, tanzender Schädel mit gekreuzten Knochen — offenbar ein Geschenk von ihr. Schwer zu sagen, wie lange das her war — Leilas Frisur nach zu urteilen vermutlich irgendwann im letzten Jahr.
Eine Durchsuchung der Kommodenschubladen ergab nichts weiter als ein umfangreiches Sortiment an bunten Boxershorts. Ich drehte mich um und musterte meine Umgebung. Auf einem Stativ vor dem Fenster stand ein Teleskop. Das interessierte mich. Ich ging hinüber und studierte den Ausblick zuerst mit bloßem Auge, um mich an der Umgebung zu orientieren. In diesem Viertel kannte ich mich nicht aus, und so hatte ich keine Ahnung, was Lloyd von hier aus sehen konnte. Verblüfft stellte ich fest, dass seine derzeitige Behausung direkt gegenüber von Fiona Purcells Anwesen auf der anderen Seite des Stausees lag. Durch den Dunst aus Nebel und Regen konnte ich die schmucklosen Umrisse ihres Hauses erkennen, das aus dem entfernten Hügel herausragte wie eine Festung. Lloyds Blick war auf die Berge gerichtet, während Fionas Aussicht sich in die entgegengesetzte Richtung erstreckte und das Meer mit den vierzig Kilometer weit draußen liegenden Inseln umfasste. Ich bückte mich zum Okular des Teleskops und blickte durch die Linse. Alles war schwarz. Ich nahm die Linsenabdeckung ab, was die Sicht bedeutend verbesserte, obwohl ich zuerst lediglich die Oberfläche meines eigenen Auges sehen konnte. Die Landschaft war nichts als ein weites, gähnendes Farbengewirr; sämtliche Objekte waren durch die Vergrößerung verzerrt.
Ich hob das Gesicht und tastete nach der Schärfeneinstellung. Dann spähte ich erneut durch die Linse und drehte an dem Rädchen. Auf einmal wurde das Ufer gestochen scharf. Ich konnte Kratzspuren in einem Felsblock erkennen, die sich in deutlichem Kontrast abhoben. Es wirkte, als stünde er nur einen halben Meter von mir entfernt. Das Wasser im Stausee war durch den Aufprall der Regentropfen gekräuselt, und der Himmel spiegelte sich wie getriebenes Silber in seiner Oberfläche. Als ich zu meiner Rechten eine Bewegung wahrnahm, verschob ich das Teleskop um Haaresbreite.
Da war Trudy, die Schäferhündin, und bellte einen Stock an — eine dieser hirnlosen Verhaltensweisen, die Hunde offenbar glücklich machen. Ich sah, wie sie das Maul auf und zu klappte wie eine Hundemarionette. Die Begeisterung, mit der sie bellte, ließ ihren gesamten Leib erzittern, doch das
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