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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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du so etwas tun kannst. Nicht meine Tochter.«
    »Deine Tochter?«
    »Ja, meine Tochter.«
    »Deine Tochter, die Lesbe?«
    Sie schaute mich an.
    »Ich habe nie verstehen können, wie du bist.« »Du hast es nie versucht.« Ich klang schroffer, als ich beabsichtigt hatte. »Vielleicht nicht«, sagte sie. »Vielleicht können wir das ein wenig korrigieren.« »Korrigieren?«
    »Darüber reden. Vielleicht können wir uns hinsetzen und darüber reden, über dich und über uns. Ich weiß, dass ich nicht ...«
    Ich sah, wie schwer sie sich mit diesem Gespräch tat.
    »Du fühlst dich bestimmt furchtbar«, sagte sie. »Möchtest du mir sagen, was passiert ist? Ich weiß, dass du nicht imstande bist, jemandem etwas zuleide zu tun.«
    »Bist du dir da sicher? Du weißt gar nichts über mich. Seit vielen, vielen Jahren hast du nichts von mir wissen wollen. Du hast dich lange für mich geschämt, und bestimmt jetzt noch mehr als je zuvor.«
    »Trotzdem bin ich hierher gekommen, um mit dir zu reden«, sagte sie. »Ich weiß, dass ich dir nicht viel Verständnis entgegengebracht...«
    »Viel Verständnis!«, äffte ich sie nach.
    »... und es ist ganz bestimmt meine Schuld, dass wir keine Verbindung zueinander gehabt haben, aber ich möchte das ändern. Ich möchte dir helfen.«
    »Glaubst du nicht, dass es zu spät dafür ist?«
    »Es ist nie zu spät«, sagte sie.
    »Was hat die Psychiaterin zu dir gesagt?«
    »Sie sagte, es sei gut, wenn wir uns treffen und miteinander reden würden.«
    Sie zögerte.
    »Dass es dir gut tun würde, weil es dir schlecht geht.« »Und da hast du auf einmal Gewissensbisse gekriegt?« »Ich ...«
    »Hat sie dir gesagt, dass du dem armen Mädchen gegenüber ruhig etwas verständnisvoller hättest sein können, obwohl es so ist, wie es ist?«
    »Sie ... Ich habe auch mit deinem Bruder gesprochen.«
    »Deine Hilfe bringt mir nichts«, sagte ich und stand auf. »Nicht jetzt und nicht früher. Nie. Hast du das verstanden? Du hast mich die ganzen Jahre wie Luft behandelt,und du hast jetzt auch nichts in meinem Leben zu suchen. Gar nichts. Es ist zu spät, begreifst du? Zu spät. Für dich und für mich!«
    Ich trat gegen die Tür, die sich unverzüglich öffnete. Guðlaug mit den Clogs hatte Schicht.
    »Ich möchte wieder in meine Zelle«, sagte ich.
    »Aber du darfst noch länger draußen sein«, sagte sie und schaute Mutter an.
    »Ich habe kein Interesse daran«, sagte ich und verließ den Raum. Dann erinnerte ich mich an eine kleine Bemerkung, drehte mich in der Tür um und schrie sie an: »Und meinem Bruder kannst du sagen, dass er mich am Arsch lecken kann!«

23
    N ach fünf Wochen fanden sie Tómas' Leiche. Es hatte lange Zeit stark geregnet. Die Suchmannschaft aus Akureyri gab nicht auf, obwohl die Suche offiziell abgeblasen worden war. Sie durchkämmten immer wieder die ganze Gegend, und zum Schluss waren ihre Mühen von Erfolg gekrönt. Sie seilten sich in die Spalte ab, holten die Leiche heraus und hievten den Schlitten mit Gurten hoch. Sie handelten völlig unüberlegt, die jungen Leute aus der Rettungsmannschaft, die stolz auf ihre Leistung waren, dass sie die Leiche gefunden hatten. Die Polizei war alles andere als erfreut. Unter Umständen wie diesen muss immer die Kriminalpolizei hinzugezogen werden. Sie hätten den Leichenfund unverzüglich melden müssen, ohne etwas anzurühren.
    Als die Polizei endlich eingeschaltet worden war, befand sich die Leiche in einem Hubschrauber auf dem Weg nach Akureyri. Der Schlitten stand am Rand der Spalte, und die Männer der Rettungsgesellschaft gaben später zu, dass sie an ihm herumgefummelt hatten.
    Von Bettý hatte ich fast die ganze Zeit nichts gehört. Ich versuchte, sie anzurufen, aber sie ging nie an denApparat. Wir hatten zwar abgesprochen, dass wir uns sehr zurückhalten mussten, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie mir absichtlich aus dem Weg ging. Vielleicht lag es daran, dass ich mich verfolgt fühlte und unter grauenvollen Schuldgefühlen litt, die aus allen Richtungen auf mich einstürmten und mir so zusetzten, dass ich kurz davor stand, zur Polizei zu gehen und zu berichten, was geschehen war. Alles. Von dem Zeitpunkt an, als ich Bettý im Vortragssaal erblickte bis zu dem Moment, wo wir unsere Spuren am Rand der Spalte verwischten.
    Ich war nicht imstande zu arbeiten. Ich fuhr nach Reykjavik in meine neue Wohnung, in der ich völlig zermürbt herumtigerte. Ich sehnte mich nach Bettý. Ich sehnte mich danach, mit ihr zu reden,

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