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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt nicht mehr? Habe ich mich jemals gekannt?
    Vor meinen Augen spielte es sich ab wie ein schneeweißer Albtraum.
    Ich versuche, es zu verdrängen, aber es gelingt mir nicht. Ich schaffe es nicht. Was habe ich getan? Wie konnte es diesen Verlauf nehmen?
    Er lag hilflos unten in der Spalte und starrte zu uns hoch. Er war bewusstlos, als wir ihn zum Rand der Spalte schleiften. Bettý hatte ihn auf ihrem Schlitten gehabt. Ich folgte ihr auf dem anderen Schlitten. Es war nicht weit bis zu dem Gebiet, wo die Spalten waren. Bettý kannte die Gegend gut, ich weiß nicht, wieso. Vielleicht war sie mit Tozzi schon häufiger dort gewesen, auch im Sommer. Ich weiß bloß, dass sie alles minutiös geplant und vorbereitet hatte.
    Wir gingen davon aus, dass er tot war, als wir ihn über die Kante hinweg in die Schlucht fallen ließen. Er stieß mit dem Kopf gegen den Fels, ein grauenvolles Geräusch, und dann landete er auf dem Rücken. Darauf folgte eine seltsame Stille, und auf einmal hörten wir sein Stöhnen. Wir starrten einander an, beugten uns weiter vor und sahen, wie er aus der Tiefe zu uns hochschaute. Ich kann die Qualen in seinen Augen nicht vergessen, das völlige Unverständnis, die Angst. Den Anblick werde ich nie vergessen. Es war der gleiche gepeinigte Gesichtsausdruck wie bei meinem Vater auf dem Totenbett. Es war, als versuchte er, uns etwas zuzurufen. Dann schlossen sich seine Augen.
    »Vielleicht können wir ihn retten«, sagte ich zu Bettý. »Red doch nicht so einen Quatsch«, sagte sie. »Er ist tot.«
    »Ich wusste nicht, dass du ihn angreifen würdest. Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Was hast du denn gedacht, was wir hier oben in der Einsamkeit machen würden?«, zischte sie mich an. »Karten spielen vielleicht? Versuch bloß nicht, dich deiner Verantwortung dafür zu entziehen. Wir stecken hier zusammen drin. Wir stecken hier zusammen drin«, wiederholte sie. »Je eher du dir das klar machst, desto besser, begreifst du das?«
    Ihre Augen waren starr auf mich gerichtet.
    »Das ist der Mann, der dich vergewaltigt hat«, sagte sie. »Der Mann, der mich all diese Jahre geschlagen hat. Der Mann, der zwischen uns stand. Wir sind ihn los. Wir sind frei.«
    »In Ordnung, Bettý«, sagte ich. »Ist schon in Ordnung, Bettý.«
    Ich vermeide es möglichst, an diesen Augenblick zu denken, als wir am Rand der Spalte standen und sie mich auf den Mund küsste und mich umarmte und mir sagte, dass es das war, was wir beide gewollt und gewünscht und herbeigesehnt hatten. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir da bei der Spalte standen, über Tozzis Leiche. Ich weiß im Grunde überhaupt nicht, was danach geschah, bis wir zu dem Bauernhof kamen und den Leuten vorlogen, dass Tómas vermisst sei. Bettý nahm alles in die Hand. Sie schien so genau zu wissen, was sie tat,als hätte sie es bis ins kleinste Detail vorausgeplant. Sogar das Wetter war auf ihrer Seite.
    Wenn ich zurückdenke, erinnere ich mich, dass Bettý sich nach dem ersten Hieb neben Tómas niederkniete und dann noch zwei weitere Male mit aller Kraft den Vorschlaghammer niedergehen ließ. Sie wollte sichergehen. Als wir zur Hütte zurückgekehrt waren, verbrannte sie ihren blutverschmierten Skianzug und streute die Asche in alle Winde.
    Was nutzt es, wenn man bereut? Es hilft mir gar nichts. Ich bereue, und ich bete zu Gott, dass er mir vergibt, aber deswegen geht es mir keineswegs besser. Ich habe Besuch von einem Priester bekommen. Ich habe darum gebeten. Ich habe mit ihm über den Tod und über Papa gesprochen. Er hat mir geraten zu beten. Ich bete. Und quäle mich trotzdem weiter. Ich finde keinen Seelenfrieden. Vielleicht ändert sich das, wenn ich die Wahrheit sage. Wenn ich sage, wie alles zusammenhängt. Wenn ich mit Dóra rede und alles gestehe. Vielleicht wird es mir dann besser gehen.
    Aber was soll ich gestehen?
    Was genau soll ich gestehen? Soll ich zugeben, dass ich Bettý liebe, weil das mein einziges Vergehen in dem Ganzen gewesen ist?
    Ich wünschte, ich wüsste, was ich gestehen sollte. Ich glaube, es würde mir schon sehr viel helfen, wenn ich das wirklich wüsste.
    *
    In den Wochen, die sie brauchten, um Tómas zu finden, ist sie mir aus dem Weg gegangen, so viel weiß ich. Während dieser ganzen Zeit habe ich sie nur einmal am Telefon erreicht. Ich fragte sie nach Leo.
    »Wo bist du, Bettý?«, war das Erste, was ich hervorbrachte. Ich hatte es mit einer ihrer Handynummern probiert, und nachdem ich es wer weiß wie oft vergeblich

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