Toedliche Intrige
versucht hatte, antwortete sie dieses eine Mal.
»Wir sollten nicht miteinander reden«, sagte sie. Sie hatte geraucht, ich hörte es an ihrer Stimme. Und sie war auch nicht nüchtern.
»Weshalb nicht?«, fragte ich. »Weswegen gehst du mir aus dem Weg?«
»Musst du wirklich danach fragen?«, sagte sie. »Ich nehme Verbindung mit dir auf, sobald es geht. Wenn alles in Ordnung ist. Verstehst du? Du musst doch wissen, was du getan hast. Dir ist doch hoffentlich klar, dass du vorsichtig sein musst.«
»Was hast du mit Leo im Hotel gemacht?«, fragte ich.
»Mit Leo? Im Hotel?«
»Was ist da zwischen dir und Leo?«, fragte ich. »Wieso ist er jetzt auf einmal ins Spiel gekommen?«
»Von was für einem Hotel redest du?«
»Lüg mich nicht an, Bettý«, sagte ich und senkte die Stimme. »Ich weiß, dass ihr zusammen im Hotel Saga wart.«
»Im Saga?«, sagte sie nachdenklich. »Wir waren nicht zusammen im Hotel Saga, Leo hat mich nur neulich von dort abgeholt. Ich bin wegen einer Besprechungnach Reykjavik gekommen, es ging um Tozzi und das Unternehmen. Um Himmels willen, hör mit diesem Schwachsinn auf.«
»Hat er dich nur abgeholt?«
»Natürlich! Hör auf damit.«
Wir schwiegen.
»Hast du ihnen von Leo erzählt?«, fragte sie nach einer Weile. »Hast du das der Polizei erzählt?«
»Ja«, antwortete ich. »Ich habe ihnen gesagt, dass wir zusammen zu euch wollten. Sie wussten es aber schon. Du hast es ihnen auch gesagt.«
»Und?«
»Ich denke, dass sie mir geglaubt haben. Können wir uns nicht treffen? Nur ein einziges Mal.«
Ich flehte sie an. Ich sehnte mich unsäglich danach, mit ihr zusammen zu sein.
»Ausgeschlossen, mein Schatz«, sagte sie sanft. »Erst, wenn das alles überstanden ist, dann ... So lange musst du stark sein. Sei so stark wie ich, dann wird alles gut.«
Ich wurde wieder ruhiger. Trotzdem nagte da noch etwas an mir, etwas, was sie gesagt und ich nicht verstanden hatte.
»Liebling, ich muss jetzt weg«, sagte sie.
»Was hast du damit gemeint, als du gesagt hast, ich müsste doch wissen, was ich getan habe?«, fragte ich. »Was bedeutet das?«
»Was?«
»Du hast gesagt, ich müsste doch wissen, was ich getanhätte. Was meinst du eigentlich? Warum drückst du das so aus? Es klingt, als hätte ich es getan.« »Wann habe ich das gesagt?«
»Vorhin! Du hast gesagt, du musst doch wissen, was du getan hast. Was meinst du damit?«
»Nun beruhige dich doch, Sara, ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst. Und wir können das jetzt nicht auf dem Handy bereden, das geht einfach nicht.«
»Als sei es ganz allein meine Angelegenheit, meinst du? Dass ich es ganz allein getan hätte? Meinst du das?!«
Sie schaltete das Handy aus. Ich fing an zu schreien: Bettý! Bettý! Bettý!, aber sie war nicht mehr da.
*
Kurze Zeit später begann ich, Informationen einzuholen. Ich verstand Bettý, als sie mir erklärte, dass wir im Augenblick keine Verbindung zueinander haben dürften, dass es zu gefährlich sei, aber ich war verunsichert, nachdem ich erfahren hatte, dass sie mit Leo im Hotel Saga gewesen war. Das war unser Ort. Bettý behauptete, er hätte sie nur abgeholt, und ich gab mich zunächst damit zufrieden. Es konnte ja ganz gut so sein. Zwei Tage später aber genügte es mir nicht mehr.
Da lief mir nämlich ganz zufällig Tozzis früherer Personaldirektor über den Weg. Wir waren einander zwar nie vorgestellt worden, aber er kannte mich aus irgendwelchen Gründen. Mir fiel ein, dass er mich vielleichteinmal auf einer von Tozzis Partys gesehen haben konnte.
Es war im »Nordischen Haus« in Reykjavik. Ich hatte einen Spaziergang unternommen und befand mich auf einmal in der Nähe der Universität und der juristischen Fakultät, an der ich, so kam es mir jedenfalls vor, vor einem ganzen Menschenleben studiert hatte. Ich spazierte zum »Nordischen Haus« hinüber und setzte mich in die Cafeteria, und plötzlich kam er zu mir an den Tisch, dieser Personaldirektor. Er war um die fünfzig, ziemlich korpulent und hieß Oskar. Ich gab ihm die Hand.
Er war nicht mehr bei der Firma und erklärte, dass er etwa um die gleiche Zeit dort aufgehört hatte, als ich anfing. Genau wie ich vermutet hatte, konnte er sich von einer Cocktailparty her an mich erinnern. Er war jetzt Dozent an der Uni, in Betriebswirtschaft, glaube ich.
»Es muss ja wohl entsetzlich da oben in den Bergen gewesen sein«, sagte er und schien informiert zu sein, dass ich dabei gewesen war. Ich fragte ihn nicht danach, wieso er
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