Tödliche Investitionen
Terje Engelsviken? Für den Konkursbaron mit dem hungrigen Geldbeutel und dem zweifelhaften Ruf?
Gunnarstranda hatte viele Fragen, die er dem Anwalt mit dem hübschen Messingschild in Kampen gern gestellt hätte. Aber er war noch nicht so weit. Und wahrscheinlich war er auch nicht der richtige Fragensteller. Diese Fragen überließ er wohl besser anderen.
Gunnarstranda blies die Asche von Bregårds Gesicht, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, griff zum Telefon und wählte.
»Davestuen«, sagte eine kauende Stimme.
»Gunnarstranda.«
»Aha«, die Stimme kaute weiter. Gunnarstranda ärgerte sich darüber, räusperte sich. »Software Partners.«
»Hab ich mir schon gedacht.«
Davestuen kaute noch immer. Langsames, schmatzendes Kauen, wie ein Kind, das im Matsch spielte.
»Hast du was herausgefunden?«
»Na ja …«
Gunnarstranda klemmte sich den Hörer unters Kinn, um sich eine neue Zigarette zu suchen. »Ihr frühstückt vielleicht gerade«, fragte er mit gemessener Höflichkeit.
»Nein, nein«, schmatzte Reier. »Ich behandle meine Entzugserscheinungen. Wir haben einen ziemlich dicken Ordner über diesen Engelsviken«, schmatzte er ungerührt.
Gunnarstranda nickte. Wunderte sich über die Entzugserscheinungen, vertiefte das Thema nicht weiter.
»Eingestellte Verfahren«, schlabberte der andere. »Gläubiger, die ihn wegen Betrugs verklagt haben. Sie glauben, er habe bei einigen Firmen, deren Geschäftsführer er war, an der Konkursmasse herumgetrickst.«
Gunnarstranda grunzte.
»Was isst du da?«
»Nikotin.«
Die Falte in Gunnarstrandas Stirn wurde immer tiefer. Er hoffte, der Mann würde bald aufhören, aber Davestuen schmatzte weiter. »Engelsviken hat vor dem Konkurs aufgeräumt, verstehst du? Alles aus Mangel an Beweisen eingestellt. Jedes Mal endete alles in Streitereien über das Datum. Engelsviken konnte belegen, dass die Waren fristgerecht verkauft worden waren. Das stinkt nach Gemauschel, wenn du meine Meinung hören willst.«
Gunnarstranda grunzte noch einmal. Hatte endlich die gesuchte Zigarette gefunden.
»Aber dieser Fall liegt anders: Jetzt will seine Firma, diesmal heißt sie Software Partners, das Aktienkapital vergrößern.«
Davestuen schwieg. Gunnarstranda konnte hören, wie sich die Pranken am Hörer zu schaffen machten.
»Aber, verstehst du, ihr Anwalt, dieser Brick, hat sich einen neuen Trick ausgedacht, um Kapital reinzuholen. Und das ist eigentlich ein bisschen kompliziert.«
»Wieso kannst du Nikotin essen?«
»Kaugummi. Ist eigentlich ziemlich hart und schmeckt überhaupt nicht gut.«
Davestuen gluckste. »Moderner Kautabak. Erinnerst du dich noch? Früher fuhren die alten Männer mit dem Fahrrad durch den Markvei, in der Hintertasche eine Flasche Wodka und am Kinn zwei schleimige Tabaksstreifen.«
Gunnarstranda nickte. »Ja«, murmelte er verwirrt und ließ seinen Blick auf der Suche nach dem Feuerzeug über den Tisch wandern.
Davestuen räusperte sich: »Jetzt machen sie stattdessen Kaugummi, das soll angeblich das Nikotinbedürfnis stillen, du weißt schon, wir denken ja an die Umwelt.«
»Na ja …«
»Umweltschutz!«
»Ja, ja, jetzt geht es aber um die Finanzierungstricks von Engelsviken und Co.!«
»Stimmt, statt Geld zu leihen, sucht sich Software Partners kleine Betriebe in der Branche als Teilhaber, sie erweitern das Aktienkapital, und an sich wäre das ja in Ordnung. Nur passiert das auf eine etwas seltsame Weise.«
»Ach?«
Gunnarstranda registrierte die eingetretene Stille.
»Jedenfalls stinkt dieser Finanzierungsplan. Software Partners besorgt sich Eigenkapital auf andere Weise, als das Gesetz es erlaubt. Die Aktien wurden zum Mindesteinsatz von ungefähr hunderttausend bar verkauft. Allerdings erlangten die neuen Teilhaber keinen normalen Einfluss auf den Betrieb, da ihre Aktien ihnen als B-Aktien nur begrenzte Rechte verschafften. Das Einzige, was ihnen zukam, waren die Zinsen und eine Art Recht auf den Verkauf der Firmenprodukte.«
Gunnarstranda hörte geduldig zu. Ihm war die Materie vertraut. Dieser Ladenbesitzer in der Rådhusgata, mit dem Frølich gesprochen hatte, hatte von einem solchen Mindesteinsatz gesprochen. Er hatte es auch für einen Vorteil gehalten, die Waren verkaufen zu dürfen. Gunnarstranda zündete seine Zigarette an.
»Das ist eine juristische Grauzone«, fuhr sein Kollege fort.
»Im Gesetz sind nicht alle Elemente dieses Verfahrens erwähnt. Dieser Anwalt Brick behauptet deshalb, dass die Bestimmungen im
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