Tödliche Küsse
zweiter grausiger Mord geschehen. Dem Leben einer talentierten, schönen, viel versprechenden jungen Frau wurde durch einen Schnitt durch die Kehle gewaltsam ein Ende gesetzt. Ebenso wie erst vor einer Woche dem Leben der allseits respektierten, engagierten Verfechterin des Rechts, Cicely Towers ein Ende gesetzt worden war. Vielleicht ist die Frage nicht die, wann die Polizei den Mörder endlich zu fassen bekommt, sondern, welche prominente Frau das nächste Opfer wird? Das war C. J. Morse für Channel 75, live vom Central Park South.«
Er nickte in Richtung des Kameramannes und wandte sich strahlend an die wutschnaubende Eve. »Wissen Sie, wenn Sie ein wenig kooperativer wären, Dallas, könnte ich Ihnen vielleicht helfen, Ihr öffentliches Ansehen selbst über diesen Fall hinweg zu retten.«
»Ach, fick dich doch ins Knie.«
»Tja, nun, wenn Sie mich so nett darum bitten.« Sein Grinsen legte sich selbst dann nicht, als sie ihn am Hemdkragen packte und dicht an sich heranzog. »Also bitte, Sie sollten nur dann einen Annäherungsversuch unternehmen, wenn Sie es wirklich ernst meinen.«
Sie war einen ganzen Kopf größer als der Zwerg und zog ernsthaft in Erwägung, ihn auf den Bürgersteig zu befördern. »Eins würde ich doch noch gerne wissen. Wie kommt es, dass ein drittklassiger Journalist wie Sie bereits zehn Minuten nach der Ermittlungsleiterin mit einem ganzen Fernsehteam am Tatort war?«
Er strich sich über sein zerknittertes Hemd. »Ich habe eben meine Quellen, Lieutenant, die ich Ihnen, wie Sie genau wissen, nicht namentlich nennen muss.« Sein Lächeln wich einem verächtlichen Schnauben. »Und im Moment sieht es eher so aus, als hätten wir es mit einer drittklassigen Ermittlungsbeamtin zu tun. Sie hätten sich besser mit mir zusammengetan statt mit Nadine. Es war eine ziemlich miese Tour von Ihnen, ihr dabei zu helfen, mich bei der Towers-Geschichte aus dem Rennen zu werfen.«
»Ach ja? Das höre ich wirklich gern, denn da mir bereits schlecht wird, wenn ich Sie nur von weitem sehe, Morse, hatte ich gehofft, dass meine Zusammenarbeit mit Ms. Furst genau das bewirken würde. Es hat Sie nicht im Geringsten gestört, nicht wahr, mit laufenden Kameras hier aufzutauchen und Bilder von der toten Frau zu bringen, stimmt’s? Sie haben keine Sekunde an ihr Recht auf ein Mindestmaß an Würde oder an die Tatsache gedacht, dass vielleicht jemand, der sie liebt, wie zum Beispiel ihre Familie, zufällig Ihre Sendung eingeschaltet hat.«
»Hey, Sie machen Ihren Job, und ich mache den meinen. Scheint Sie ebenfalls nicht allzu sehr gestört zu haben, an ihr herumzufummeln, ehe sie auch nur kalt war.«
»Um wie viel Uhr haben Sie den Tipp bekommen?«, wechselte Eve plötzlich das Thema.
Er zog die Antwort genüsslich in die Länge. »Ich nehme an, es schadet nichts, wenn ich Ihnen das sage. Der Anruf kam genau um zwölf Uhr dreißig über mein Privat-Link.«
»Von wem?«
»Oh nein. Ich schütze meine Informanten. Ich habe sofort beim Sender angerufen und ein Team zusammengetrommelt. Stimmt’s, Sherry?«
»Stimmt.« Der Kameramann zuckte mit den Schultern. »Der Nachtportier hat uns angerufen und gesagt, wir sollten C. J. hier draußen treffen. So läuft nun mal das Showgeschäft.«
»Ich werde tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen das Handwerk zu legen. Ich werde Ihre Link-Protokolle sicherstellen, Sie zur Befragung herbeizitieren und Ihnen das Leben zur Hölle machen, Morse.«
»Oh, ich hoffe, dass Sie das wirklich tun.« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Dadurch bekomme ich sicher die doppelte Sendezeit, wodurch meine Popularitätsrate geradezu in den Himmel steigen wird. Und wissen Sie, was wirklich amüsant wird? Die Story, die ich im Zusammenhang mit diesem Mordfall über Roarke und sein nettes, kleines Verhältnis mit der guten Yvonne Metcalf zusammenstellen werde.«
Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen, doch ihre Stimme blieb vollkommen ausdruckslos, als sie sagte: »Seien Sie besser vorsichtig, C. J. Roarke ist, wenn man ihn reizt, nicht halb so nett wie ich. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Leute nicht noch mal den Tatort betreten. Wenn einer von ihnen auch nur eine Zehenspitze hinter die Absperrung schiebt, lasse ich die gesamte Ausrüstung auf der Stelle konfiszieren.«
Nach diesen letzten Worten machte sie auf dem Absatz kehrt, und als sie weit genug entfernt war, zog sie ihr Handy aus der Tasche. Sie übertrat die Grenzen des Erlaubten, riskierte eine Rüge oder Schlimmeres. Doch
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