Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
auch wenn wir dadurch Zeit verlieren. Leider habe ich keine Ahnung, wie die Traumwelt aussehen wird. Die meisten Wiedergänger bevorzugen aber Dörfer oder kleinere Orte mit vielen Hütten und Häusern, weil es Unmengen an Zeit kostet, jedes zu durchsuchen. Ich würde also sagen, dass ich mich um die Randbereiche kümmere, wie um einen Friedhof, wenn es einen geben sollte, eine Kirche oder verlassene Häuser am Ortsrand. Koko, du bist scheinbar die schnellste hier. Du wirst zur Ortsmitte rennen, dort befindet sich meistens eine Straße mit Geschäften und sowas. Die nimmst du dir vor. Achte auch darauf, ob die Geschäfte unterkellert sind! Sollte es sowas wie einen großen Platz dort geben, ist das auch deine Aufgabe. Emily, du durchsuchst den Bereich mit reicher aussehenden Häusern, Dascha du nimmst dir die ärmeren vor. Sänger, du übernimmst öffentliche Plätze wie Bahnhöfe oder sowas. Ab dem zweiten Versuch treffen wir uns als Erstes in der Ortsmitte. Soweit der Plan. Hoffen wir mal, dass ich recht behalte, sonst ist der ganze schöne Plan nämlich grob gesagt für den Arsch und wir müssen improvisieren. Noch Fragen?“
Keiner sagte etwas.
„Dann sollten wir uns jetzt ausruhen und heute Abend losgehen“, sagte Sally und gähnte.
„Aber sind die Vamp… Wiedergänger nicht nachts viel stärker als tagsüber?“, fragte Emily.
Sally nickte.
„Sie kann eh nur, wenn sie ihre volle Stärke hat, die Traumwelt aufbauen. Also keine Diskussion“, sagte Sally und ging.
Kapitel 5: Der Wald
Als sich die Sonne gen Horizont neigte und alles in ein tiefes Rot tauchte, machte sich die kleine Gruppe auf den Weg zum Wald. Die Höhle musste ziemlich in der Mitte des Waldes liegen, auf einer kleinen Lichtung. Karina stand vor ihrem Laden und schaute ihnen nach, bis sie außer Sichtweite waren. Sie nickte und lächelte zufrieden.
Sally und Koko gingen den anderen voraus. Der Wald war schnell erreicht. Düster erhoben sich die alten Bäume in den Nachthimmel. Kein Geräusch war zu hören, kein knacken im Unterholz, keine Tierlaute, nicht einmal singende Vögel. Sie suchten nach einem Weg oder einem Trampelpfad, fanden jedoch nichts.
„Das ist nicht gut. So haben wir kaum Bewegungsfreiheit, wenn wir angegriffen werden“, stellte Sally fest und zog die Stirn kraus. Koko schaute noch einmal auf die Karte, aber auch dort war kein Pfad oder Weg eingezeichnet.
„Ich schlage vor, wir gehen alle in einer Reihe mit etwa einem Meter Abstand zueinander. Emily, du nimmst die Karte und gehst voraus. Du brauchst von uns allen am wenigsten Bewegungsfreiraum, wenn du angegriffen wirst. Danach geht Koko, dann der Nerd und der Sänger. Ich bilde das Schlusslicht. Ihr braucht euch nicht zu fürchten, mit ein paar Tieren werde ich fertig. Ihr werdet euch umgucken, wenn ihr seht, was ich drauf hab!“, grinste Sally, drückte Emily die Karte in die Hand und gab ihr einen Schubs ins dichte Unterholz.
„Das ist die gleiche Sally wie dieses faule, vertrottelte Mädchen aus der Schule?“, flüsterte Dascha Kyle zu.
„Das hab ich gehört, Nerd. Die Schlauste bist du nicht grade oder? So was nennt sich Tarnung“, sagte Sally überheblich und stieß sie hinter den anderen her. Dann zog sie ihre Pistole, entsicherte sie und folgte ebenfalls. Schweigend ging die Gruppe durch das dichte Unterholz. Ängstlich schauten sie sich um und lauschten. Sie gingen erst zögerlich, dann aber immer schneller. Lange war nichts zu hören außer knackenden Ästen unter ihren Füßen oder ein kurzes Fluchen, wenn jemand über eine Wurzel gestolpert war.
Plötzlich blieb Emily stehen.
„Hört ihr das?“, fragte sie und alle blieben stehen und lauschten. Sie hörten es auch; Leises Flattern, das immer näher kam. Koko schluckte und mit schwitzenden Händen umklammerte sie ihren Baseballschläger.
„Das sind Fledermäuse! Ich kann ihren Ultraschall hören! Nehmt euch in Acht und geht um Gottes willen weiter!“, gab Sally Anweisung. Das Flattern kam näher, kurz darauf hörte man zu allem Überfluss auch noch ein Knacken, das von links immer näher auf sie zukam. Emily begann zu rennen. Angst hatte sie gepackt, sie reagierte gar nicht auf das Rufen ihrer Freunde. Sie hatte die Karte fallen gelassen und rannte einfach blind weiter. Fluchend stieß Sally die anderen zur Seite und rannte ihr nach. Koko, Dascha und Kyle blieben hilflos stehen und umklammerten ihre Waffen. Sie stellten sich mit dem Rücken zueinander und Dascha sah das Tier
Weitere Kostenlose Bücher