Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
umherhuschende Schatten tauchten. Mehrere hölzerne Tische standen an den Wänden, links und rechts von ihnen. Auf einem von ihnen lag Kira. Sie trug immer noch ihre pinken Sachen, die sie auf der Party anhatte. Aber jetzt waren sie blutgetränkt. Ihr ganzer Körper war voller Schnitte und Bisswunden, sie hatte die Augen geschlossen und regte sich nicht. Nicht nur sie war voller Blut, sondern auch der Tisch und der Boden. Die Gestalt auf dem Sarg erhob sich. Es war eine kleine Frau mit kurz geschnittenen schwarzen Locken. Sie war leichenblass, klein und trug einen weit fallenden dunkelgrünen Umhang mit Kapuze, die sie aber nicht aufhatte. Ihre roten Augen leuchteten der Gruppe entgegen. Sie grinste breit. Unter dem Umhang trug sie hellbraune Sachen, ihre Füße steckten in kleinen Mokassins aus Leder.
„Tara, meine Liebe! Wen bringst du mir denn da?“, fragte sie mit einer lauten, glockenhellen Stimme und durchquerte den Raum, bis sie neben Kira stand. Fast schon liebevoll strich sie Kira über deren rote Locken und schaute die Gruppe erwartungsvoll an. Koko stieg die Zornesröte ins Gesicht.
„Lass sie in Ruhe, du Monster!“, schrie sie die Vampirin wütend an. Freiya kicherte.
„Wir fordern den Kampf um die Seele dieses Mädchens!“, sagte Sally entschlossen und trat vor. Tara ging zu einem der Tische und setzte sich mit gesenktem Kopf. Ihre Hände krallten sich in den Rock ihres lila Kleides, das sie immer noch anhatte. Sally und Freiya schauten sich eine Weile schweigend in die Augen.
„Ihr alle? Für dieses eine Mädchen?“, fragte Freiya dann. „Entschuldigung, darf ich bitte vorher etwas fragen?“, meldete sich Emily zaghaft zu Wort.
„Alles, was du willst, mein Kind“, sagte Freiya freundlich lächelnd. „Wer seid ihr?“
Freiya schaute sie irritiert an.
„Freiya Blackwood. Eine Strigoi aus Rumänien. Verdammt dazu, ewig auf dieser Welt zu wandeln und mich von den Seelen Unschuldiger zu ernähren“
„Aber warum?“, wollte Emily wissen.
„Ist doch egal? Sie ist eine Strigoi, sie hat Kira. Wir werden jetzt gegen sie kämpfen und sie dadurch hoffentlich vernichten! Wen interessiert es da, warum sie so ist, wie sie ist?“, fragte Sally.
„Wenn du es unbedingt wissen willst, Wasserfrau; ich bin wegen meiner Mutter so. Sie war das, was man in dieser Zeit wohl „Schwarze Witwe“ nennen würde. Gehurt und gemordet hat sie. Umhergezogen ist sie, hat reiche Männer genommen, dann hat sie sie ermordet und ihre Reichtümer gestohlen. Dann zog sie weiter. Ich bin das Ergebnis einer ihrer Raubzüge. Meinen Vater hat sie eigenhändig getötet und ist dann mit seinem Gold auf und davon. Doch verfluchen konnte er sie noch, bevor er starb. Dass ihre Kinder zu Wiedergängern werden und die gesamte Familie Blackwood auslöschen würden. Nur unglücklicherweise war ich nach ihrem Tod die einzige noch existierende Blackwood. Also wandle ich bis heute umher und habe keine Chance auf Erlösung. Außer jemand kann mich in einem Spiel besiegen. Das ist allerdings in den dreihundert Jahren, seitdem ich existiere, nur einmal der Fall gewesen.“
Emily schaute Freiya und Tara betroffen an.
„Das ist so traurig“, sagte sie dann und eine Träne lief über ihr Gesicht.
„Du bist ein Weichei, Emily! Ja, wir alle wollen den Kampf antreten!“, übernahm Sally das Reden wieder.
„Fünf Seelen als Einsatz für eine einzige? Sehr ungewöhnlich. Lasst mich rechnen …Hundertzwanzig Jahre stehen also für mich auf dem Spiel. Das würde mich töten, wenn ich verliere. Wenn ich gewinne, habe ich aber eine ganze Weile keinen Hunger mehr. Warum sollte ich verlieren, das einzige Spiel, das ich verloren habe, war vor dreihundert Jahren mein Erstes. Ihr müsst wahnsinnig sein, hier anzutreten. Aber na schön, die Regeln sind euch vertraut? Meine kleinen Freunde hier werden euch ins Reich der Träume schicken. Ihr habt fünf Versuche, eure Freundin zu finden und mit ihr zusammen das Traumreich zu verlassen. Gelingt es euch, seid ihr alle frei und könnt gehen. Verliert ihr, gehören eure Seelen mir. Ich werde mir für euch ganz besonders viel Mühe geben. Jetzt möchte ich euch bitten, erst mal eure Waffen abzulegen und euch dann auf die Tische zu begeben. Mit Waffen wird es dort bestimmt unbequem“, sagte die Vampirin grinsend und öffnete den Deckel ihres Sarges. Sally legte ihre Waffen ab, die anderen taten es ihr zögernd nach.
„Hast du Angst Kindchen? Du musst das nicht tun. Du kannst auch einfach
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