Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
rechtzeitig zu durchsuchen. Sie fluchte und dachte fieberhaft nach, was jetzt Sinn machen würde. Sie entschloss sich dazu, Emily zu suchen und diese im Auge zu behalten. Emily war zu beeinflussbar, Freiya würde sie garantiert mit ihren Tricks vom eigentlichen Ziel abbringen können. Überhaupt war Emily hier total aufgeschmissen, weil ihre Fähigkeiten ihr hier rein gar nichts nützten. Einen Mitstreiter zu verlieren, konnte in so einer Situation tödlich für alle enden. Also holte Sally tief Luft und rannte los.
Koko erwachte neben einem Brunnen, auf einem großen Platz. Benommen stand sie auf und verschaffte sich erst mal einen Überblick. Der kleine Ort wirkte ruhig und schon fast verlassen. Sie sah in der Ferne den Bahnhof, auf der anderen Seite des Orts lag die Kirche. Beim Bahnhof stand ein großes Gebäude, ein weiteres Gebäude in dieser Größenordnung lag am Ende des langen Weges, der von dem Platz ausging, auf dem sie stand. Brunnen, Bänke, Bäume. Koko schien direkt auf dem Dorfplatz gelandet zu sein, wo sie auch starten sollte. Sie ließ nochmal ihren Blick über den Ort schweifen und stellte fest, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Erst schaute sie in die insgesamt drei vorhandenen Brunnen hinein. Alle führten Wasser, beim Abtasten konnte Koko nichts finden. Da zog auch schon der Wind auf und der Himmel verdunkelte sich. Wie erstarrt beobachtete sie, wie die Tornados aufzogen und sich auf den Ort zu bewegten. Dann lief sie los zu der langen Straße, an deren Ende sich das große Haus befand. Es handelte sich tatsächlich um die Einkaufsmeile. Allerdings kamen jetzt die Menschen aus den Häusern gestürmt und liefen an ihr vorbei. Koko wurde weggestoßen, angeschrien und um Hilfe angefleht. Immer wieder wurde sie umgestoßen, oder Leute versuchten sie davon abzuhalten, die Läden zu betreten. Doch Koko war viel zu stur und zielstrebig, um sich aufhalten zu lassen. Notfalls kämpfte sie sich ihren Weg in die Läden mit ihren Fäusten frei. Doch sie fand nichts. Weder Kira noch irgendwelche Keller oder versteckten Türen. Der Wind wurde immer stärker, die ersten umherfliegenden Sandkörner scheuerten auf ihrer größtenteils nackten Haut wie Schleifpapier. Es wurde immer schwerer, gegen den unglaublich starken Wind anzukommen. Mit Entsetzen sah sie, wie sich die Tornados zu immer größeren zusammenschlossen. Aber zu allem bereit rannte sie weiter, von Laden zu Laden.
Dascha stand in der Bahnhofshalle und schaute sich nur kurz um. Das war nicht ihr Gebiet, es war Kyles. Also eilte sie zur Tür und schaute sich draußen erst einmal um. Ihr fiel der Bereich mit den kleineren und schäbigeren Hütten sofort ins Auge und sie rannte darauf zu. Sie ignorierte die Leute um sich herum, die waren nicht real, also interessierten sie auch nicht. Schnell, aber präzise nahm sie sich eine Hütte nach der anderen vor. Doch sie fand nichts. Keine Keller, keine Kira, keinen Ausgang. Sie schaute kurz auf und sah die näherkommenden Tornados. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie Angst hatte, dass es ihr gleich aus der Brust platzen würde. Ihr Atem ging schneller. Sie rannte zurück zur ersten kleinen Hütte und durchsuchte sie erneut. Sie riss Schränke um, schlug Bilder von den Wänden und schmiss Bettzeug und Matratzen herunter. Hütte für Hütte. Das Einzige, was ihr auffiel, war das kleine gerahmte Foto einer kleinen schwarzen Katze mit langem Fell, das in zwei der Hütten hing. Die Fotos waren aber vergilbt, sodass man nicht lesen konnte, was auf der kleinen Marke am pinken Halsband der Katze stand.
Emily erwachte an einem Tisch sitzend in einem kleinen Gasthaus. Edel, aber altmodisch gekleidete Leute saßen um sie herum, an der Theke stand ein alter Mann, der grimmig drein blickte und sie musterte. An einem Piano spielte ein junger Mann. Zuerst wusste sie nicht, wo sie war, dann fiel es ihr wieder ein. Das musste die Traumwelt sein, in die Freiya sie geschickt hatte. Wo sie Kira und den Ausgang suchen mussten. Langsam stand Emily auf und ging im Raum umher. Dann ging sie zur Theke.
„Entschuldigt bitte, habt ihr einen Keller? Oder ein Mädchen mit roten Locken gesehen?“, fragte sie vorsichtig.
Der alte Mann schüttelte den Kopf und zeigte zur Tür. Verunsichert verließ Emily das Gasthaus und sah bereits die ersten Tornados in der Ferne aufziehen. Sie schauderte und starrte ihnen entgegen. Als sie endlich den Blick von den Stürmen lösen konnte, fielen ihr Sallys Worte wieder ein,
Weitere Kostenlose Bücher