Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
einzureden, was aber nur zur Folge hatte, dass diese aufstand und wieder aus dem Raum stolzierte.
„Wir folgen ihr einfach“, sagte Dascha entschlossen und ging als Erste, gefolgt von Kira und Sally. Als sie die Treppe heruntergingen, passierte es; Sally stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten Aufschrei die Treppe herunter. Lucy erschrak und rannte weg. Kira und Dascha knieten sich neben die am Boden liegende und vor Schmerzen wimmernde Sally.
„Oh nein … sie hat sich den Fuß und den rechten Unterarm gebrochen!“, stellte Dascha entsetzt fest. Sowohl Sallys Fuß als auch ihr Unterarm waren in unnatürlichen Winkeln verbogen, aus einer Wunde an ihrer Schläfe tropfte Blut und färbte den Teppich dunkelrot.
„Jetzt ist auch noch die Katze weg! Was tun wir denn jetzt?“, fragte Kira schluchzend und streichelte Sally über die Haare. Dascha schaute von der verletzten Sally, die sich kaum noch rühren konnte, zur total verheulten Kira und dann wieder zurück. Die beiden waren jetzt keine Hilfe. Ein Blick aus dem Fenster machte deutlich, dass sie sich lieber beeilen sollten.
„Bleib bei ihr, ich suche Lucy. Ich habe eine Idee. Ihr solltet beten, dass es die Richtige ist“, sagte sie dann ernst und machte sich auf die Suche nach der Katze. Als sie sie endlich hinter dem Tresen fand, zusammengekauert unter einem Stuhl, kniete sie sich hin und legte den Kopf auf den Boden, um sie besser sehen zu können.
„Hey, Lucy. Zeig uns bitte den Ausgang“, sagte sie dann und wartete gespannt. Die Katze erhob sich, sprang wieder in den Saal hinein und wartete, bis Dascha ihr nachgekommen war. Dann hob Lucy ihre Pfote und kratzte an der Tür zur Besenkammer. Daraufhin verschwand die Tür, und ein Rechteck aus gleißend hellem Licht erschien. Zeitgleich begann der Tornado, an den Wänden des Hauses zu zerren, im Stockwerk über ihnen hörte man Balken brechen.
„Kira lauf! Ab mit dir durch den Ausgang, bevor du von etwas getroffen wirst! Wenn du stirbst, war alles umsonst!“, schrie Dascha ihr zu.
„Aber Sally ...“, wollte Kira widersprechen, doch Dascha war schon bei den beiden angelangt und schubste Kira energisch in Richtung Ausgang. Dann ging sie in die Knie und zerrte solange an der inzwischen bewusstlosen Sally herum, bis sie sie halbwegs zu fassen hatte und mühsam hinter sich her schleifen konnte. Kira hatte auf sie gehört und war durch den Ausgang bereits verschwunden. Jetzt brach die Decke über ihnen ein und Dascha wurde von mehreren herabfallenden Trümmern getroffen. Immer wieder wurde ihr kurz schwarz vor Augen, aber Sally zurückzulassen kam für sie nicht infrage. Außerdem musste sie es schaffen. Emily, Kira, Kyle, Koko. All diese Leben lagen jetzt in ihrer Hand. Genau in dem Augenblick, wo der Tornado das Gebäude endgültig zerstörte, gelang es Dascha, mit Sally zusammen in das Viereck aus Licht zu treten.
Um Sally herum war alles schwarz. Sie lag auf etwas Hartem, ihr ganzer Körper brannte vor Schmerzen. Sie versuchte, ihre Hände zu bewegen. Es klappte. Also tastete sie sich zuerst ihr Gesicht ab. Schmerzblitze durchfuhren sie, als ihre Finger die Wunden in ihrem Gesicht ertasteten. Dann stellte sie fest, warum es so Dunkel war; ihre Augen waren noch geschlossen. Sie waren überzogen von etwas Pulverartigem, das auch den Rest ihres Gesichts und ihre Kleidung bedeckte. Sie versuchte es abzuwischen. Dann kämpfte sie, um ihre Augen zu öffnen. Es dauerte eine Weile, aber es gelang ihr. Sie schaute an die Decke der Höhle, aber es war dunkler als vorher. Hatten sie es wirklich geschafft? Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, war ihr Sturz auf der Treppe. Mühsam versuchte Sally sich aufzusetzen, aber ihre Arme gaben nach und sie fiel vom Tisch, mit einem dumpfen Poltern landete sie auf dem Boden. Fluchend hob sie den Kopf und schaute sich um. Der Boden war voller Staub, gemischt mit halb geronnenem Blut. Vor dem Tisch, auf dem Tara zuletzt gesessen hatte, lagen ihre Klamotten und ihre Schuhe. Auch neben dem Sarg lag ein Haufen Kleidung. Sally erkannte darunter den dunkelgrünen Umhang von Freiya. Sie kämpfte sich auf die Beine und ging nach und nach zu den anderen. Sie waren ebenfalls am Aufwachen. Verstört und vor Schmerzen zitternd setzten sie sich einer nach dem anderen auf.
„Ich habe doch gesagt, wir schaffen das!“, sagte Dascha, schaute Sally an und lächelte.
„Ich habe dich unterschätzt, Nerd. Ich danke dir. Ich glaube, ohne dich hätten wir
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