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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schmierblatt würde ich am liebsten verbrennen.«
    »Zeig mir den Artikel«, wiederholte Deanna. »Solange ich nicht weiß, was drinsteht, kann ich auch nicht wissen, was ich damit machen soll.«
    Widerwillig reichte Fran die Zeitung an sie weiter. Wie es bei den schlimmsten Artikeln der Boulevardpresse der Fall ist, hatte man auch hier gerade genug Wahrheit in die Lügen gemischt, um den gewünschten Eindruck zu erzeugen. Sie hatte tatsächlich in Yale das College besucht, und sie war mit Jamie Thomas, einem überragenden Stürmer beim Football, ausgegangen. Im Herbst ihres vorletzten Studienjahres war sie mit ihm nach einem Spiel auf einer Party gewesen, hatte mit ihm getanzt, geflirtet und mehr Alkohol getrunken, als vernünftig gewesen wäre.
    Natürlich war sie in jener kühlen, klaren Nacht auch mit ihm auf das Spielfeld gegangen. Sie hatte gelacht, als er über den Rasen gelaufen war und unsichtbare Gegner angriff. Doch die Geschichte berichtete nicht, daß ihr das Lachen bald vergangen war. Von Angst, Wut und Schluchzen war keine Rede.
    So wie Jamie es darstellte, hatte sie nicht dagegen angekämpft, nicht geschrien. Nach seiner Version hatte er sie nicht mit zerrissenen Kleidern und einem Körper voller blauer Flecke sich selbst überlassen. Er erzählte nicht, wie sie auf dem kalten Gras geweint hatte, seelisch gebrochen, gewaltsam ihrer Unschuld beraubt.
    »Nun.« Deanna wischte sich eine Träne von der Wange. »Er hat seine Version der Geschichte über die Jahre hinweg nicht groß geändert. Vielleicht hat er sie ein bißchen mehr ausgeschmückt, aber das war ja zu erwarten.«
    »Ich denke, wir sollten juristisch dagegen vorgehen.« Fran mußte sich zusammenreißen, um eine ruhige Stimme zu bewahren. »Du solltest Jamie Thomas und die Zeitung wegen Verleumdung verklagen, Dee. Laß ihm das nicht durchgehen.«
    »Ich habe ihm viel Schlimmeres durchgehen lassen, nicht wahr?« Sehr sorgfältig und sehr bewußt faltete Deanna die
Zeitung zusammen und steckte sie in ihre Handtasche. »Cassie, nach dem Treffen mit dem Feministinnenverband werde ich heute keine Termine mehr annehmen. Ich weiß, vielleicht gibt das hier und da Probleme.«
    »Darum werde ich mich kümmern«, sagte Cassie sofort.
    »Sagen Sie alles ab«, meinte Fran zu ihr.
    »Nein, was ich noch zu tun habe, kann ich auch tun.« Deanna nahm ihren Pullover. Wie fest ihre Stimme auch immer sein mochte und wie sicher ihre Bewegungen auch wirkten, ihre Augen verrieten, wie verletzt sie war.
    »Dann komme ich mit dir. Heute gehst du nicht allein nach Hause.«
    »Ich gehe überhaupt nicht nach Hause. Ich treffe mich mit jemandem, dem ich einiges erzählen muß. Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen.« Sie drückte Frans Arm. »Wirklich. Wir sehen uns Montag.«
    »Verdammt, Dee, laß mich dir doch helfen.«
    »Du warst mir immer eine große Hilfe, aber das hier muß ich allein machen. Ich rufe dich an.«
     
    Sie hatte nicht erwartet, daß es ihr leichtfallen würde, ihm alles zu erklären, hätte aber dann nicht erwartet, daß sie auf der Auffahrt neben Finns schönem, altem Haus im Auto sitzen und kaum den Mut aufbringen würde, weiterzugehen und an die Tür zu klopfen.
    Doch da saß sie nun und betrachtete die kahlen Äste der ausladenden Ahornbäume, die im Märzwind zitterten. Sie sah, wie das grelle, weiße Sonnenlicht in den hohen eleganten Fenstern aufblitzte und in den winzigen Glimmersprenkeln der verwitterten Steine glitzerte.
    Dieses trutzige alte Haus mit seinen gebogenen Giebeln und pfeilgeraden Schornsteinen machte den Eindruck eines Ortes, der zuverlässigen Schutz vor Stürmen und Wind bot, dachte sie und fragte sich, ob Finn sich bewußt dafür entschieden hatte, sich weit weg vom Chaos der Welt privat Ruhe zu gönnen.
    Und sie fragte sich, ob er wohl auch ihr Ruhe bieten konnte.
    Allen Mut zusammennehmend, stieg sie aus dem Wagen, ging den mit Steinen gepflasterten Gehweg entlang und betrat schließlich den überdachten Vorbau, den Finn in einem dunklen, glänzenden Blau hatte streichen lassen.
    An der Tür war ein Messingklopfer in Form einer irischen Harfe befestigt. Bevor sie klopfte, starrte sie ihn lange an …
    »Deanna«, begrüßte Finn sie lächelnd und reichte ihr die Hand, um sie willkommen zu heißen. »Zum Abendessen ist es noch ein wenig früh, aber ich kann dir ja ein spätes Mittagessen zubereiten.«
    »Ich muß mit dir reden.«
    »Das sagtest du schon.« Da sie seine Hand nicht nahm, ließ er sie wieder sinken

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