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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Als sie ihn schüttelte, rührte er sich nicht. Achtzig Kilo völlig erschöpfter Mann lagen auf ihrer Couch.
    Resigniert holte sie eine Decke, legte sie über ihn und steckte sie fest. Dann schloß sie die Wohnungstür ab, schob die Kette vor, drehte das Licht herunter und setzte sich vor Finn auf den Fußboden. »Unser Timing ist immer noch für den Arsch«, sagte sie leise und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Seufzend nahm sie das Sandwich wieder mit und versuchte, das Gefühl der Leere und der sexuellen Frustration mit Essen und Fernsehen zu überdecken.
     
    Schweißgebadet wachte Finn auf. Er hatte geträumt, und das schnell verblassende Bild vor seinem inneren Auge war schrecklich. Zu seinen Füßen lag ein von Kugeln durchlöcherter Körper, die rosarote Seide und die Ziermünzen des zerfetzten Abendkleides waren voller Blut. Im stillen Licht des frühen Morgens setzte Finn sich mühsam auf und rieb sich mit den Händen das Gesicht.
    Desorientiert versuchte er, sich zurechtzufinden. War das ein Hotelzimmer? In welcher Stadt? In welchem Land? Ein Flugzeug? Ein Taxi?
    Deanna. Finn erinnerte sich, ließ den Kopf wieder in die Kissen sinken und stöhnte leise. Zuerst hatte er sie auf den Boden geworfen, dann war er vor Müdigkeit umgekippt. Ein wahrlich mitreißender Teil im frustrierenden Protokoll ihrer Romanze.
    Er war überrascht, daß sie ihn nicht an den Füßen aus der Wohnung geschleift und im Flur hatte schnarchen lassen, kämpfte sich aus Decke und kam taumelnd hoch. Einen Augenblick lang schwankte er hin und her, war vor Erschöpfung noch ganz wackelig auf den Beinen. Ein Himmelreich für einen
Kaffee, dachte er. Vermutlich wegen dieser Gedanken vermeinte er, frisch aufgebrühten Kaffee zu riechen. Nach Monaten in der Wüste wußte er, daß nicht nur Hitze, sondern auch starke Wünsche Sinnestäuschungen hervorrufen konnten.
    Fluchend rollte er seine steifen Schultern. Herrgott, er wollte jetzt nicht an seine Wünsche denken.
    Doch vielleicht war es ja noch nicht zu spät. Ein paar Schlucke schnell zubereiteter löslicher Kaffee, und er konnte neben Deanna ins Bett schlüpfen und sein Versäumnis von letzter Nacht wiedergutmachen.
    Verschlafen stolperte er Richtung Küche.
    Sie war keine Sinnestäuschung, stand in der strahlenden Sonne und sah in Freizeithose und Pullover einfach blendend aus. Dazu goß sie gerade herrlich duftenden Kaffee in einen roten Keramikbecher.
    »Deanna.«
    »Huch!« Sie fuhr zusammen und hätte beinahe den Becher umgestoßen. »Hast du mich erschreckt! Ich konzentrierte mich gerade darauf, mir noch einmal ein paar Sachen für die Talk-Show ins Gedächtnis zurückzurufen.« Sie stellte den Becher ab und strich sich mit den plötzlich feuchten Handflächen über die Hüften. »Wie hast du geschlafen?«
    »Wie ein Stein. Ich weiß gar nicht, ob mir das peinlich sein oder ich mich entschuldigen soll, aber wenn du diesen Kaffee mit mir teilst, bin ich genauso, wie du es haben möchtest.«
    »Dir braucht nichts peinlich zu sein und du mußt dich auch nicht entschuldigen.« Als sie nach dem Becher griff, konnte sie seinen Blick jedoch nicht erwidern. »Du warst völlig erschöpft.«
    Sanft strich er ihr mit der Hand über die Haare. »Bist du sehr wütend darüber?«
    »Ich bin gar nicht wütend.« Doch als sie ihm den Becher in die Hand schob, wich ihr Blick ihm weiterhin aus. »Willst du Milch oder Zucker?«
    »Nichts. Wenn du nicht wütend bist, was bist du dann?«
    »Das ist schwer zu sagen.« In der Küche war es einfach viel zu eng, stellte sie fest. Und außerdem versperrte er ihr
den Weg nach draußen. »Ich muß jetzt wirklich gehen, Finn. In wenigen Minuten kommt mein Fahrer.«
    Er rührte sich nicht vom Fleck. »Versuch es mir zu erklären.«
    »Das ist nicht leicht für mich«, fuhr sie ihn entnervt und aufbrausend an und drehte sich weg. »Ich habe nicht viele Erfahrungen mit Gesprächen am Morgen danach.«
    »Es ist doch nichts passiert.«
    »Darum geht es auch eigentlich gar nicht. Ich habe gestern abend überhaupt nichts gedacht, weil ich gar nicht denken konnte. Als ich dich sah, war ich einfach überwältigt von dem, was geschah und was ich fühlte. Niemand hat mich jemals so begehrt wie du gestern abend.«
    »Und dann habe ich alles vermasselt.« Nicht länger am Kaffee interessiert, stellte er den Becher behutsam auf die Anrichte. »Tut mir leid. Vielleicht hätte ich diesen ersten wilden Ansturm der Gefühle gar nicht unterbrechen sollen, aber ich hatte Angst,

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