Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
tat, konnte er nicht sagen. »Tut mir wirklich leid, Liebes!«
»Er hat mich vergewaltigt!« schrie sie und riß sich los, als seine Arme erschlafften. »Er hat mich vergewaltigt«, wiederholte sie und schlug die Hände vors Gesicht, als heiße und brennende Tränen von ihren Wangen tropften. »Und ich habe nichts gegen ihn unternommen. Und jetzt werde ich wieder nichts gegen ihn unternehmen. Weil es so weh tut.« Ihre Stimme wurde zu einem Schluchzen. »Es hört nie, nie auf, so weh zu tun!«
Er war wie vor den Kopf geschlagen, schockiert und entsetzt. Einen Augenblick lang konnte er nur dastehen und sie anstarren, während sie mit der Sonne im Rücken neben dem munter knisternden Feuer unkontrolliert in ihre Hände weinte.
Dann brach das Eis in ihm und hinterließ eine derartige Wut, daß sich sein Blick verschleierte. Seine Hände ballten
sich zu Fäusten, als hätte es etwas Greifbares gegeben, auf das er eintrommeln konnte.
Doch nur Deanna war da und weinte.
Er fühlte sich hilflos, ihm war ganz elend. Sich auf seinen Instinkt verlassend, hob er sie hoch und trug sie zur Couch, wo er sich hinsetzen und sie auf seinem Schoß hin und her wiegen konnte, bis sie nicht mehr ganz so heftig weinte.
»Ich wollte es dir ohnehin sagen«, brachte sie schließlich hervor. »Die ganze letzte Nacht habe ich an nichts anderes gedacht. Ich wollte, daß du es weißt, bevor wir versuchen … zusammen zu sein.«
Irgendwie mußte er seine Wut überwinden. Doch immer noch preßte er seine Zähne zusammen, immer noch hatten seine Worte einen scharfen Ton. »Dachtest du denn, das würde irgend etwas an meinen Gefühlen für dich ändern?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß es Narben hinterläßt, und ganz gleich, auf wie vielen unterschiedlichen Wegen man mit seinem Leben weitermacht, es ist immer in einem drin. Es ist nun einmal geschehen …« Sie nahm das Taschentuch, das er ihr reichte, und wischte sich das Gesicht ab. »Ich konnte es nicht weit genug oder tief genug wegstecken, um mich fähig zu fühlen, einen Mann zu lieben.«
Die Hand, die ihr Haar streichelte, hielt ganz kurz inne. Er erinnerte sich noch lebhaft daran, wie er in der Nacht zuvor über sie hergefallen war. Und wie er die physische Seite ihrer Beziehung eingeleitet hätte, wenn ihn nicht irgend etwas davor zurückgehalten hätte.
»Ich bin nicht gefühllos«, sagte sie mit angespannter, bitterer Stimme.
»Deanna.« Vorsichtig schob er ihren Kopf so weit zurück, daß sie ihm in die Augen sehen konnte. »Du bist die gefühlvollste Frau, die ich kenne.«
»Letzte Nacht gab es nur dich. Ich hatte keine Zeit, an irgend etwas zu denken. Heute morgen kam es mir nicht fair vor, daß du es nicht als erster erfahren hast. Denn wenn es körperlich nicht geklappt hätte, wäre das mein Fehler gewesen und nicht deiner.«
»Ich glaube, das ist jetzt in meiner Gegenwart das erste
Mal, daß du Unsinn redest. Doch lassen wir das für einen Moment beiseite. Wenn du mir alles von Anfang an erzählen willst, höre ich dir gerne zu.«
»Ja.« Zunächst schob sie sich allerdings so weit von ihm weg, daß sie sich aufrecht hinsetzen konnte. »Jamie Thomas kannten alle auf dem Campus. Er war ein Jahr älter als ich, und wie die meisten anderen Frauen am College war auch ich in ihn verknallt. Als er in meinem vorletzten Studienjahr auf mich zukam, fühlte ich mich geschmeichelt und war ganz verwirrt. Er war ein Football-Star, und auch in Leichtathletik ein As, und das bewunderte ich genauso wie seine Pläne, in die Firma seiner Familie einzusteigen. Er war intelligent, ehrgeizig und hatte viel Humor. Alle mochten ihn, und ich bildete da keine Ausnahme.«
Sie holte tief Luft, um wieder ruhiger zu werden, und gönnte sich eine kleine Pause, um die Erinnerungen kommen zu lassen. »In den ersten Monaten dieses Semesters hatten wir uns häufig gesehen. Wir büffelten zusammen, machten lange Spaziergänge und führten diese tiefschürfenden philosophischen Diskussionen, auf die sich College-Studenten immer so viel einbilden. Bei Footballspielen saß ich auf der Tribüne und feuerte ihn an.«
Deanna machte wieder eine Pause. »Nach dem wichtigsten Spiel der Saison gingen wir auf eine Party. Er hatte großartig gespielt, alle feierten und wir waren ein bißchen betrunken. Wir gingen noch einmal auf das Spielfeld, nur er und ich, und er fing an, mir vorzuführen, wie er sich im Football bewegte, und alberte auf dem Rasen herum. Irgendwann hörte er mit der Alberei auf und
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