Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
zu setzen. »Ich kann warten. Aber laß mich nicht zu lange warten.«
»Wir können es ja mal mit einem Probelauf versuchen.« Ihr Herz raste, als sie das sagte, und entsprach dem wallenden Wasser um sie herum. »Ich werde mit ein paar Sachen von mir einziehen und dann die ganze nächste Woche hindurch hierbleiben.«
»Ich werde es dir sehr schwer machen, wieder auszuziehen.«
»Davon bin ich überzeugt.« Sie lächelte, schob seine Haare zurück und umrahmte sein Gesicht mit ihren Händen. »Ich liebe dich wirklich sehr, Finn, das kannst du mir glauben. Und ich schwöre dir, daß an den Gerüchten über mich und Goofy nichts dran ist. Das ist alles gelogen, wir sind nur Freunde.«
Er neigte ihren Kopf nach hinten, so daß ihr Körper etwas tiefer ins Wasser hineinglitt. »Diesem langohrigen Scheißkerl traue ich nicht über den Weg.«
»Eigentlich wollte ich dich mit ihm auch nur ein wenig eifersüchtig machen, obwohl er durchaus über einen gewissen arglosen Charme verfügt, den ich merkwürdig anziehend finde.«
»Dich spricht Charme an? Warum … Verdammt!« Finn warf sein nasses Haar zurück und griff nach dem läutenden Telefon neben der Badewanne. »Merk dir diesen Gedanken«, sagte er zu ihr. »Ja, Riley«, meldete er sich dann am Telefon.
Deanna dachte gerade über etliche interessante Möglichkeiten nach, ihn abzulenken, als sie die Veränderung in seinem Gesichtsausdruck bemerkte. Das Wasser schwankte und schwappte über, als er unvermittelt aus der Badewanne kletterte und nach einem Handtuch griff.
»Gebt Curt Bescheid«, sagte er ins Telefon und schlang sich tropfnaß das Handtuch um die Hüfte. »Und nehmt mit Barlow James Kontakt auf. Ich will vor Ort sofort ein komplettes Team und eine fahrbare Anlage haben. In zwanzig Minuten bin ich selber da.« Nach einem leisen, aber ziemlich derben Fluch fuhr er leise fort: »Das kannst du tun, sobald ich dir die entsprechenden Anweisungen gebe.«
»Was ist denn los?« Deanna drehte die Wasserdüsen ab und stand auf. Wasser strömte an ihr herunter, als sie ein Handtuch ausschüttelte.
»Drüben in Greektown ist es zu einer Geiselnahme gekommen.« Mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks schaltete er den Fernseher ein, während er ins Schlafzimmer eilte, um sich anzuziehen. »Sieht übel aus. Bisher schon drei Tote.«
Sie erschauerte, dann griff sie genauso schnell und energisch wie er nach ihrem Bademantel. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, sie würde mit ihm gehen, aber das war natürlich unmöglich, denn im Ballsaal eines Hotels in Indiana warteten etliche hundert Menschen auf sie.
Warum war ihr nur so kalt? fragte sie sich, als sie sich hastig in ihren Bademantel wickelte. Er stopfte sich bereits das Hemd in die Hose und wirkte dabei so ruhig wie ein Mann, der auf dem Weg in sein Büro ist, um Steuerformulare zu bearbeiten. Finn hatte schon Luftangriffe und Erdbeben überlebt. Ein Scharmützel in Greektown war bestimmt kein Grund zur Beunruhigung.
»Sei bloß vorsichtig.«
Er schnappte sich Krawatte und Jacke. »Mir wird schon
nichts passieren.« Als sie im Wandschrank nach dem Kostüm griff, das sie für ihren Auftritt am Nachmittag ausgewählt hatte, wirbelte er sie herum, um sie zu küssen. »Wahrscheinlich bin ich schon vor dir wieder zurück.«
Die schlimmste Art von Krieg ist ein Krieg ohne genaue Frontlinien oder Schlachtpläne, ein Krieg, der nur von Wut und Angst und dem blinden Bedürfnis zu zerstören angetrieben wird. Das einmal so schmucke Restaurant mit seiner hübschen, gestreiften Markise und den Tischen auf dem Gehsteig bot ein Bild der Verwüstung. Die Scherben des zerbrochenen Fensters funkelten wie auf dem Gehsteig verstreute Juwelen. Das Flattern der Markise im naßkalten Frühlingswind ging im Gemurmel des Polizeifunks unter, das immer wieder von statischen Störungen überlagert wurde. Vor einer Absperrung drängten sich die Reporter zusammen und liefen herum wie ein Rudel hungriger Wölfe.
Aus dem Gebäude hörte man erneut das Krachen mehrerer Salven, ferner einen langen, entsetzten Schrei.
»Herrje.« Schweiß stand Curt auf der Stirn, als er die Kamera stabilisierte. »Er bringt sie ja um.«
»Mach eine Aufnahme dort von dem Polizisten«, befahl Finn. »Der mit dem Megaphon.«
»Du bist der Boß.« Curt richtete die Kamera auf einen Polizisten im Trenchcoat mit schuldbewußtem Gesicht und graumelierten Haaren und justierte das Objektiv. Inmitten des ganzen Geschreis, der Rufe, dem Weinen, den bitteren
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