Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
gern.« Hoffentlich stimmt das auch, dachte Finn verzweifelt. »Wenn du sie gehen läßt, wird sie davon hören und mit dir sprechen wollen.«
»Das ist ein Trick.«
»Ich habe eine Kamera dabei.« Finn blickte zu Curt hinüber. »Steht da drin ein Fernseher?« schrie er.
»Und wenn da einer wäre?«
»Dann kannst du genau sehen, was ich mache, hörst alles, was ich sage. Ich lasse sie eine Liveübertragung von mir machen.«
»Dann mal los. Aber mach das innerhalb der nächsten verdammten fünf Minuten, sonst wirst du hier drin eine weitere Leiche finden.«
»Ruft die Nachrichtenredaktion an«, rief Finn zu Curt. »Schaltet mich dazu. Macht sofort alles für eine Liveübertragung fertig.«
»Sie würden einen ziemlich guten Polizisten abgeben – für einen Reporter.«
»Danke.« Finn reichte Jenner das Megaphon zurück. »Sagen Sie ihm, er soll das Mädchen nach draußen schicken, während ich auf Sendung gehe, andernfalls wird der Bildschirm schwarz.«
Nach genau fünf Minuten wandte Finn sein Gesicht zur Kamera. Wie aufgewühlt er innerlich auch sein mochte, während seiner Berichterstattung wirkte er ruhig, hatte ein gutes Tempo, sein Blick war kühl. Hinter ihm war die zerstörte Außenseite des Restaurants zu sehen.
»Diesen Morgen wurde im Chicagoer Stadtteil Greektown dieses von einer Familie betriebene Restaurant Schauplatz einer Explosion der Gewalt. Drei Menschen kamen ums Leben, als Elmer Johnson, ein ehemaliger Automechaniker, beschloß, sich an diesem Ort vor der Polizei zu verschanzen. Johnsons einzige Forderung besteht darin, daß seine von ihm getrennt lebende Frau Arlene Kontakt zu ihm aufnimmt.«
Obwohl Finn spürte, daß sich hinter ihm etwas regte, blieb sein Blick fest auf das Licht an der Kamera gerichtet.
»Johnson ist schwer bewaffnet und hat fünf Geiseln in seiner Gewalt. In seinem Appell an …«
Hinter ihm war ein Schrei zu hören. Sofort trat Finn zur Seite, um Curt mit der Kamera freie Sicht zu gewähren.
Alles geschah blitzschnell, als ob die ganzen Stunden des Abwartens jetzt in diesem einen Augenblick zusammenfallen würden. Das zitternde und weinende Kind trat nach draußen, und gerade als der Schatten der Markise über ihr Gesicht fiel, stürzte hinter ihr ein wild dreinschauender, schreiender Mann ins Freie und versuchte zu fliehen. Aus dem Restaurant fielen Schüsse. Johnson wurde nach vorne geschleudert und von den Beinen gerissen. Als er wieder in Richtung Tür taumelte, sah Finn, daß Jenner das Kind beiseite stieß.
Die Kugel des Scharfschützen durchschlug Johnsons Stirn.
»O Mann!« Leise wiederholte Curt die Worte immer wieder, während die Kamera unverändert auf das Geschehen gerichtet blieb. »O Mann, o Mann!«
Finn schüttelte nur den Kopf. Das Brennen in seinem linken Arm veranlaßte ihn, einen neugierigen Blick dorthin zu werfen. Stirnrunzelnd berührte er das Loch in seinem Ärmel. Als er die Hand wieder wegnahm, klebte Blut an seinen Fingern.
»Verdammt«, murmelte er. »Diesen Mantel habe ich in Mailand gekauft.«
»Ach du Scheiße! Riley!« Curts Augen quollen hervor. »Scheiße! Du bist getroffen worden!«
»Ja.« Noch immer spürte Finn keinen Schmerz, nur ein dumpfes Gefühl der Verärgerung. »Zu dumm, Leder läßt sich nicht flicken.«
Sobald am Montag die Morgensendung aufgezeichnet war, stand Deanna mitten in ihrem Büro und starrte wie gebannt auf den Bildschirm des Fernsehers. Es schien unglaublich, jetzt Finns Stimme hören zu können, die über alle möglichen Details des Sonderberichts sprach.
Sie sah die gleiche Szene, die sich auch ihm geboten hatte, das zersplitterte Glas, den blutigen Körper. Die Kamera hüpfte und schwankte hin und her, als der Scharfschütze feuerte. Ihr Herzschlag drohte auszusetzen, als sie das Knallen der Schüsse und das Pfeifen der Kugeln hörte.
Finns Stimme blieb während der ganzen Geschehnisse ruhig und gelassen. Deanna hörte jedoch auch die unterschwellige Wut darin. Allerdings bezweifelte sie, daß auch andere Zuschauer sie wahrnehmen konnten. Eine Faust gegen ihr Herz gepreßt, stand sie da und beobachtete, wie die Kamera das Bild des Kindes heranholte, das in den Armen eines zerknittert wirkenden Mannes mit graumeliertem Haar weinte.
»Deanna.« Zögernd blieb Jeff in der Tür stehen, kam dann durch den Raum, stellte sich neben sie.
»Das ist ja entsetzlich«, murmelte sie. »Unglaublich. Wenn dieser Mann nicht in Panik geraten und davongelaufen wäre, hätte das einen völlig
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