Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
besten Willen nicht erklären, warum sie zum Paar des Jahres geworden waren. Erst an diesem Morgen hatte Deanna in einem Boulevardblatt, das ihnen ein hilfreicher Geist unter die Türmatte gesteckt hatte, von ihren Heiratsplänen gelesen.
Alles in allem erzeugte der ganze Rummel bei ihr Unbehagen, Unsicherheit und lenkte viel zu sehr ab.
»Das meinst du mit ›chaotisch‹, nicht wahr?« fragte Finn und holte sie wieder aus ihren Gedanken.
»Du hast recht, es ist nur ein weiterer Tag in einem schlichten Leben.« Sie stieß einen langen, herrlichen Seufzer aus. »Wenigstens bringen wir etwas zustande. Deine Sendung über den Zerfall der Infrastruktur in Chicago hat mir richtig gut gefallen, auch wenn ich jetzt dauernd befürchte, daß die Straße unter meinem Auto zusammenkracht.«
»Die Sendung enthielt wirklich alles – Panik, Komödie, Bedienstete der Stadt, die wir fast verrückt gemacht haben. Aber das war lange nicht so fesselnd wie dein Interview mit Micky und Minnie Maus.«
Ein Auge öffnete sich. »Paß bloß auf, Freundchen.«
»Ach, wirklich?« Er grinste niederträchtig. »Du bringst doch ganz Amerika zum Sprechen. Welche Art von Beziehung leben die beiden eigentlich, und welche Rolle spielt Goofy dabei? Diese brennenden Fragen müssen doch beantwortet werden – und wer weiß, vielleicht müssen wir dann nicht mehr für alles unseren Kopf hinhalten.«
»Wir haben uns mit amerikanischen Traditionen beschäftigt«, gab sie zurück, »mit dem Bedürfnis nach Unterhaltung und Phantasie und der gewaltigen Industrie, die das immer weiter anheizt. Was in jeder Hinsicht genauso von Belang ist
wie Politiker zu beobachten, die sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen. Eigentlich ist es sogar viel relevanter«, meinte sie und gestikulierte dabei mit ihrem Glas. »Die Menschen sind auf irgendeine Art Flucht angewiesen, insbesondere zu Zeiten einer Rezession. Du machst eben deine Sendungen über die Erderwärmung und die sozialen und wirtschaftlichen Sorgen der früheren Sowjetunion, Riley; ich hingegen bleibe bei alltäglichen Themen, die den Durchschnittsmenschen betreffen.«
Er grinste sie immer noch an. Deanna nippte an ihrem Getränk und warf Finn einen finsteren Blick zu. »Du ziehst absichtlich über mich her.«
»Ich mag es, wie sich dein Blick verfinstert und du ganz gereizt wirst.« Er stellte das Glas beiseite, so daß er nach vorne gleiten und sich auf sie legen konnte. Träge schwappte Wasser über den Rand der Badewanne. »Und dann bekommst du genau da diese Falte …« Er rieb mit dem Daumen die Stelle zwischen ihren Augenbrauen. »… die ich dann wieder glätte.«
Seine freie Hand beschäftigte sich damit, etwas anderes zu glätten. »Einige könnten dich als hinterlistigen Mistkerl bezeichnen, Finn.«
»Das haben auch schon einige getan.« Er kaute an ihren Lippen. »Und andere werden das noch tun. Wo wir übrigens gerade von Micky und Minnie sprechen …«
»Taten wir das?«
»Ich frage mich, ob unsere und deren Beziehung nicht ziemlich vergleichbar sind. Beide Beziehungen sind unklar definiert und auf längere Zeit angelegt.«
Die Düsen ließen das Wasser um sie herum und zwischen ihnen weiter schäumen und hochwallen, und Deanna strich Finn mit der Hand durch die feuchten Haare. Es fühlte sich einfach gut an, hier zu sein und zu wissen, daß sich jeden Augenblick die behagliche Wärme in einen Ausbruch explosiver Leidenschaftlichkeit verwandeln konnte. »Ich kann unsere Beziehung ganz genau umreißen: Wir sind zwei Menschen, die sich lieben, die sich aneinander erfreuen und gerne zusammensein wollen.«
»Wir könnten noch viel häufiger zusammensein, wenn du einfach zu mir ziehen würdest.«
Über dieses Thema hatten sie schon häufiger diskutiert, und bisher hatten sie dafür noch keine Lösung finden können. Deanna preßte ihre Lippen auf seine Schulter. »Wenn du nicht da bist, ist es für mich einfacher, meinen eigenen Platz zu haben.«
»In letzter Zeit bin ich doch häufiger hier als woanders.«
»Ich weiß.« Ihre Lippen glitten seinen Hals hoch, als sie versuchte, ihn abzulenken. »Gib mir einfach noch ein wenig Zeit, damit ich in meinem Kopf eine Lösung ausarbeiten kann.«
»Manchmal muß man einfach seinen Impulsen und seinem Instinkt vertrauen, Deanna.« Sein Mund traf auf ihre Lippen, kostete von ihrer Frustration und ihrem Verlangen. Er wußte, wenn er sie dazu drängte, würde sie einwilligen, aber sein Instinkt warnte ihn davor, sie unter Druck
Weitere Kostenlose Bücher