Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
aus ihrem Abendtäschchen zu kramen. »Ich denke, das ist eine ganz natürliche Reaktion darauf, nominiert zu werden.«
»Nach einer Weile wird das alles Routine. Wie du weißt, habe ich ja schon etliche Preise gewonnen. Interessant, daß bei dir gerade diese Sendung über Vergewaltigung als Beitrag für die Nominierung ausgewählt wurde. Ich hätte sie eher als eine von Selbstbekenntnissen geprägte Stunde angesehen und nicht so sehr als Sammlung verschiedener Standpunkte.« Angela überprüfte den Sitz ihrer Frisur, zupfte hier und da noch ein paar Strähnen zurecht, während sie ihr Gesicht hin und her drehte. »Ich könnte mir vorstellen, daß Finn selber eine der Statuen für die Hauptsendezeit ergattert, wenn diese vergeben werden. Er ist sehr beliebt und hat mit seinem Magazin eine Sendung auf die Beine gestellt, die sowohl die Nachrichtenfans anspricht als auch den Zuschauer, der Unterhaltung sucht.«
»Ich dachte, du siehst kein Fernsehen.«
Angelas Blick wurde schärfer. »Wenn ich denke, daß es mich interessiert, schaue ich mir natürlich die eine oder andere Sendung an, und an Finn hatte ich schon immer Interesse.« Langsam und mit großem Behagen ließ sie ihre Zunge über die Lippen gleiten. »Sag mal, bekommen seine Augen eigentlich immer noch diesen verruchten kobaltblauen Farbton, wenn er erregt ist?« Sie tupfte sich Parfüm auf die Handgelenke. »Du schaffst es doch, ihn gelegentlich zu erregen, oder?«
»Warum fragst du nicht ihn?«
»Vielleicht tue ich das sogar – wenn ich ihn allein erwische. Sollte das allerdings tatsächlich einmal der Fall sein, besteht
die Möglichkeit, daß er dich völlig vergißt.« Lächelnd drehte sie an ihrem grellen rosaroten Lippenstift. »Was sollte das also für einen Sinn haben?«
Deannas Nervosität war verflogen, jetzt war sie nur noch verärgert. »Vielleicht hat das dann den Sinn, dir klarzumachen, daß du jetzt verheiratet bist und Finn schon vor langer Zeit jegliches Interesse an dir verloren hat.«
»Glaubst du das wirklich?« Angelas Lachen war so frostig wie ein Hauch Dezemberluft. »Meine Liebe, wenn ich beschließen würde, mit Finn eine Affäre zu haben – und Dan ist ein sehr verständnisvoller Mann, so daß die Ehe kein Hinderungsgrund sein würde –, wäre er nicht nur willig, er wäre dankbar.«
Deannas Gefühle gingen mittlerweile über bloße Verärgerung hinaus, und sie spürte, wie sich die Anspannung in ihrem Magen zu kleinen, festen Knoten verhärtete. Trotzdem brachte sie mühelos ein Lächeln zustande. »Angela, wenn du versuchst, mich eifersüchtig zu machen, dann verschwendest du nur deine Zeit. Ich weiß, daß du mit Finn geschlafen hast, und ich bin nicht so naiv zu glauben, er hätte dich nicht ungeheuer attraktiv und verlockend gefunden. Was ich jetzt allerdings mit ihm teile, findet auf einer ganz anderen Ebene statt. Du würdest dich nur selbst in Verlegenheit bringen, würdest du versuchen, mich davon zu überzeugen, er würde wie ein abgerichteter Köter auf ein Fingerschnippen deinerseits zu dir gerannt kommen.«
Mit einem Ruck schob Angela den Lippenstift wieder zu. »Du hältst dich wohl für besonders cool, wie?«
»Das kann man eigentlich nicht sagen. Ich bin einfach nur glücklich.« Jetzt setzte sich auch Deanna hin. Sie hatte die Hoffnung, daß es ihnen vielleicht gelang, dem Kriegsbeil die Schärfe zu nehmen. »Angela, wir waren doch einmal befreundet – oder gingen zumindest freundlich miteinander um. Ich bin dir sehr dankbar für die Gelegenheit, die du mir zum Lernen und zum Beobachten deiner Arbeit gegeben hast. Vielleicht ist die Zeit vorüber, in der wir uns freundlich begegnen können, aber ich sehe keinen Grund, hinterhältige Angriffe auf den anderen führen zu müssen. Wir sind zwar
Konkurrentinnen, aber es gibt doch wirklich mehr als genug Platz für uns beide.«
»Meinst du wirklich, du könntest mir Konkurrenz machen?« Angela begann von den Schultern den ganzen Rücken hinunter zu zittern. »Glaubst du tatsächlich, du könntest dem, was ich geleistet und erreicht habe und noch erreichen werde, auch nur annähernd nahekommen?«
»Ja«, meinte Deanna und stand auf. »Und ich muß dazu keine Lügen in die Presse lancieren oder kleine Spionageaktionen durchführen lassen. Du bist doch wirklich lange genug im Geschäft, um ein wenig Druck verkraften zu können, Angela.«
»Du großspuriges Miststück. Ich mache dich fertig.«
»Das wird dir nicht gelingen. Wenn du mit mir Schritt halten
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