Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Detective Jenner.« Er hielt seine Dienstmarke hoch.
Dan warf einen kurzen Blick darauf, dann entdeckte er Finn. »Moment mal. Was will der denn hier?«
»Nachforschungen betreiben«, antwortete Finn.
»Ich werde mich nicht irgendwelchen Reportern gegenüber äußern, und ihm gegenüber erst recht nicht.«
»Das hört sich ja aus dem Mund einer Person, die der Presse normalerweise wie ein liebeskranker Freier den Hof macht, schon fast komisch an.« Finn hielt die Tür fest, bevor Dan sie schließen konnte. »Ich kann Ihnen zusichern, nichts an die Öffentlichkeit zu bringen, aber ich rate Ihnen, daß Sie sich besser mit mir unterhalten, wenn ein Polizist zugegen ist. Ich habe nämlich momentan ziemlich schlechte Laune.«
»Mir geht es auch nicht gerade gut.«
»Ich kann sehr gut mit Ihnen mitfühlen, Mr. Gardner«, warf Jenner ein, bevor Finn noch irgend etwas dazu sagen konnte. »Selbstverständlich sind Sie nicht verpflichtet, mir in Mr. Rileys Gegenwart irgend etwas zu erzählen, aber ich habe das Gefühl, daß er dann irgendwann wiederkommt. Warum versuchen wir es also jetzt nicht einfach miteinander und halten das Ganze so kurz wie möglich? Wenn wir Ihnen hier ein paar Fragen stellen dürfen, ist das auch für Sie mit viel weniger Unannehmlichkeiten verbunden, als wenn Sie auf der Wache erscheinen müßten.«
Einen Augenblick lang starrte Dan sie nur an, mit einem Achselzucken drehte er sich dann herum und ließ die Tür offenstehen.
Die Vorhänge waren noch zugezogen, wodurch der Salon der Suite eine etwas düstere Atmosphäre bekam. Der Geruch nach Zigarettenrauch hing in der Luft und mischte sich auf unbehagliche Weise mit dem Duft der Rosensträuße in den zwei riesigen Vasen zu beiden Seiten des Sofas.
Dan setzte sich zwischen sie und blinzelte, als Jenner eine Lampe anschaltete.
»Tut mir leid, Sie um diese Uhrzeit zu stören, Mr. Gardner«, begann Jenner. »Aber ich brauche Ihre Hilfe.«
Dan sagte nichts, nahm nur einen weiteren, gierigen Zug
von der Zigarette. Das ist Angelas Marke, dachte er und fühlte den Rauch mit einem bitteren Stechen in seiner Kehle.
»Können Sie uns sagen, was Sie über die gestrigen Aktivitäten Ihrer Frau wissen?«
»Außer daß Sie ermordet wurde?« Mit einem humorlosen Lachen stand Dan auf, ging zur Bar und goß sich ein großzügiges Glas Whiskey ein.
Finn hob eine Braue, als Dan das Glas mit einem einzigen Zug leerte und sich direkt danach ein neues einschenkte. Es war nicht einmal zehn Uhr morgens.
»Es wäre uns eine Hilfe, wenn wir ein klares Bild davon bekämen, was sie den Tag über gemacht hat, wohin sie ging und mit wem sie Kontakt hatte.«
»Sie ist gegen zehn aufgestanden.« Dan kam zum Sofa zurück. Der Whiskey tat ihm gut, stellte er fest. Er hatte das Gefühl, einen Zentimeter über dem Boden dahinzugleiten. »Sie hatte einen Massagetermin, ließ ihre Frisur, ihr Make-up und eine Maniküre machen. Das fand alles hier in der Suite statt.« Er trank mit einer Hand, rauchte mit der anderen. Seine Bewegungen waren mechanisch und seltsam rhythmisch. »Dann gab sie ein Zeitungsinterview, und zwar der Chicago Tribune . Ihr Mittagessen hat sie unten im Ballsaal eingenommen. Tagsüber hatte sie noch etliche andere Termine – Interviews, Treffen. Die meisten fanden hier in der Suite statt.«
Er drückte die Zigarette aus, lehnte sich zurück. Der blaue Dunst schwebte über seinem Kopf wie ein schmutziger Heiligenschein.
»Waren Sie bei ihr?« wollte Finn wissen.
Dan warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, zuckte dann aber mit den Achseln. »Zeitweise war ich hier in der Suite, zeitweise außer Haus. Meistens war ich woanders. Wenn Angela mit der Presse zu tun hat, ist sie allergisch gegen Ablenkungen. Beim Mittagessen gab sie der Zeitschrift Premiere ein Interview, um dabei ihre nächste Sondersendung ein wenig anzupreisen.« Mit einer ruckartigen Bewegung streckte er den Arm aus, ebenso ruckartig holte er sich die nächste Zigarette aus der Schachtel auf dem Couchtisch. »Sie sagte mir, sie wüßte nicht, wie lange das dauert, und sie hätte danach
noch eine späte Verabredung, so daß sie mir empfahl, in eine Bar zu gehen und mich zu amüsieren.«
»Haben Sie das getan?« fragte Jenner.
»Ich ließ mir ein Steak kommen, nahm ein paar Drinks zu mir und hörte mir irgendeinen Pianisten im Pump Room an.«
Jenner schrieb sich das auf. »Waren Sie in Begleitung?«
»Ich war nicht in Stimmung für Begleitung. Wir hatten in den letzten Monaten nicht
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