Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
viel Zeit für Entspannung, also habe ich die Gelegenheit dazu genutzt.« Seine blutunterlaufenen Augen verengten sich. »Erkundigen Sie sich jetzt nach Angelas Tagesablauf oder nach meinem?«
»Nach beidem«, erwiderte Jenner freundlich. Er kritzelte ein wenig auf seinem Block herum, machte eine schnelle Skizze vom Zimmer, von Dan Gardners Gesicht. »Es hilft uns, wenn wir uns ein klares Bild von allem verschaffen. Wann haben Sie Ihre Frau das letzte Mal gesehen, Mr. Gardner?«
»Kurz vor sieben, als sie sich zum Abendessen fertigmachte.«
»Hat Sie ihnen erzählt, daß sie plante, sich noch später in der Nacht im CBC-Gebäude mit Deanna Reynolds zu treffen?«
»Nein.« Das Wort klang ganz abgehackt. »Hätte sie das getan, hätte ich ihr davon abgeraten.« Er beugte sich vor, war geübt genug darin, sich in Szene zu setzen, um zu wissen, welchen Sätzen er besonderen Nachdruck verleihen wollte. »Er weiß es doch ebenfalls«, fügte er hinzu und deutete mit einem Ruck des Kopfes auf Finn. »Aus diesem Grund will er doch auch bei dieser Befragung dabei sein und möglichst verhindern, daß es zur Sprache kommt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Deanna Reynolds meine Frau haßte, auf sie neidisch war, und daß sie danach trachtete, sie zu zerstören. Ich habe keinen Zweifel daran, daß sie Angela ermordet hat oder ermorden ließ.«
»Interessante Theorie«, meinte Finn nachdenklich. »Werden Sie über Ihren Werbeagenten mit diesem Satz die Presse füttern?«
Jenner räusperte sich. »Hat Ihres Wissens Miss Reynolds Ihrer Frau jemals gedroht?«
Dans Blick wanderte wieder zu Jenner zurück, seine Augen bohrten sich förmlich in ihn hinein. »Ich sagte Ihnen ja bereits, daß sie Angela einmal körperlich angegriffen hat. Der Himmel weiß, wie viele Dutzend Male das aber im Laufe der Jahre auf emotionaler Ebene geschah. Sie wollte Angela aus dem Weg räumen, und jetzt ist genau das geschehen. Das sollte doch wohl deutlich genug sein. Was machen Sie mit diesem Sachverhalt?«
»Wir untersuchen ihn«, meinte Jenner sanft. »Mr. Gardner, um wieviel Uhr sind Sie letzte Nacht zum Hotel zurückgekehrt?«
»Halb eins, ein Uhr.«
»Haben Sie jemanden getroffen oder gesprochen, der das bestätigen könnte?«
»Ich muß doch meinen Unmut über das zum Ausdruck bringen, was Sie damit stillschweigend andeuten, Lieutenant. Meine Frau ist tot.« Mit einer heftigen Bewegung drückte er seine Zigarette aus, die dabei in zwei Teile zerbrach. »Und von dem, was ich bisher gehört habe, war nur eine einzige Person bei ihr.« Er starrte Finn an, war sich sicher, alles ungestraft sagen zu können. »Eine Person, die jeden Grund hatte, ihr etwas anzutun. Ich schätze es gar nicht, ein Alibi vorweisen zu müssen.«
»Können Sie das denn überhaupt?« konterte Finn.
Dans Kiefer preßte sich zusammen. »Jetzt schießen Sie aber über Ihr Ziel hinaus, finden Sie nicht auch, Riley? Meinen Sie wirklich, Sie könnten die Polizei von Deannas Fährte ablenken und statt dessen auf meine setzen?«
Finn hob eine Braue. »Ich glaube nicht, daß Sie damit die Frage beantwortet haben.«
»Möglicherweise hat mich einer der Leute, die nachts am Empfang sitzen, hereinkommen sehen. Vielleicht erinnert sich auch die Kellnerin im Club daran, mich bedient zu haben, und vielleicht weiß sie auch noch, wann ich gegangen bin. Was für ein Alibi hat denn Deanna Reynolds?«
War es Wut? fragte sich Jenner. Oder war es Angst, die in Gardners Stimme mitschwang? »Ich fürchte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann ich absolut nichts dazu sagen. Haben
Sie eine Idee, wie Ihre Frau sich Zugang zum CBC-Gebäude und zum Studio B verschafft haben könnte?«
»Sie hat ja einige Zeit dort gearbeitet«, meinte Dan kühl. »Ich denke mir, sie ist einfach hineingegangen. Sie kennt doch den Weg.«
»In dem Gebäude ist jetzt ein Sicherheitssystem in Betrieb, das in der Zeit, in der Ihre Frau dort ein und aus ging, noch nicht installiert war.«
»Dann könnte ich mir vorstellen, daß Deanna sie hereingelassen und hinterher umgebracht hat.« Er beugte sich vor, legte eine Hand auf die schwarze Seide über seinem Knie. »Stellen Sie sich nur einmal vor, was das für ihre Einschaltquoten bedeutet. Er weiß das.« Dan stieß einen Finger in Finns Richtung. »Wie viele repräsentative Testhaushalte werden wohl eine Sendung einschalten, um eine kaltblütige Mörderin zu sehen, Riley? Sie wird mit diesem Coup auch die Konkurrenz zur Strecke bringen.« Er lachte, rieb sich
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