Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
CBC-Gebäude bis hierher dauert vierzehn Minuten, wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält. Der Täter hat vielleicht zehn Minuten gebraucht, um auf der Bühne alles in Szene zu setzen und die Geräte einzuschalten, dann noch einmal zehn Minuten für die Fahrt nach hier. Sie sind gegen zwanzig nach eins heimgekommen. Ja, ich würde sagen, die Zeit reicht aus.«
»Sie erzählen mir da nichts Neues, Lieutenant. Und was jetzt?«
»Morgen werden wir die Nachbarschaft eingehender unter die Lupe nehmen. Vielleicht gibt es jemanden, der irgend etwas gesehen hat.«
»Sie hatten noch keine Zeit, sich mit Dan Gardner zu unterhalten?«
»Nein.« Mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln bewegten sich Jenners Lippen. »Das ist meine nächste Station.«
»Meine auch.«
»Mr. Riley. Sie sollten besser zurück ins Krankenhaus fahren und auf Ihre Lady aufpassen. Überlassen Sie das andere mir.«
»Ich passe schon auf Deanna auf«, entgegnete Finn. »Und ich werde mit Gardner sprechen. Ich werde alles und jeden, den ich kenne, nutzen, um dieser Sache auf den Grund zu gehen. Entweder gehe ich mit Ihnen hin, Lieutenant, oder ich werde Sie umgehen, um dorthin zu gelangen.«
»Das ist aber nicht sehr freundlich, Mr. Riley.«
»Ich bin auch im Moment nicht freundlich gestimmt, Lieutenant Jenner.«
»Das habe ich auch nicht angenommen, aber der Besuch bei Gardner ist Sache der Polizei.«
»Das war die Geiselnahme in Greektown ebenfalls.«
Jenners Brauen hoben sich, als er Finn einen prüfenden Blick zuwarf. Der Mann wußte, welche Knöpfe er drücken mußte, dachte er.
»Sie gefallen mir«, meinte Jenner nach einer Weile. »Mir
gefiel schon die Art und Weise, wie Sie sich in Greektown um Ihre Arbeit gekümmert haben. Ich habe auch gesehen, wie Sie den Schuß abbekommen haben.« Er kratzte sich am Kinn und dachte nach. »Sie haben einfach immer weiter Ihren Bericht gemacht.«
»Das ist mein Job.«
»Ja, und ich habe meinen. Ich bin bereit, die Vorschriften ein bißchen großzügiger auszulegen, Mr. Riley, und zwar aus einer ganzen Reihe von Gründen. Zum einen bewundere ich Ihre Lady, zum anderen … denke ich, daß es da draußen ein zehnjähriges Mädchen gibt, das Ihnen eventuell sein Leben verdankt. Vielleicht habe ich noch nicht erwähnt, daß ich eine Enkeltochter habe, die genauso alt ist.«
»Nein, das haben Sie nicht erwähnt.«
Jenner nickte nur. »Nun, dann folgen Sie mir zu Ihrem Wagen.«
Als Deanna wieder zu Bewußtsein kam, war es später Vormittag. Sie wußte augenblicklich, wo sie war, denn sie hatte überaus klare Erinnerungen an alles, was geschehen war. Sie befand sich zur Beobachtung im Krankenhaus. Am liebsten hätte sie gelacht, denn sie begriff, daß sie jetzt eine ganze Weile in verschiedener Hinsicht unter Beobachtung stehen würde.
Deanna drehte den Kopf, achtete dabei auf den dumpfen Schmerz in ihrem Schädel, musterte Finn. Er machte im Stuhl neben dem Bett ein Nickerchen, hatte seine Hand auf die ihre gelegt. Unrasiert, erschöpft und blaß, war er für sie der tröstlichste Anblick, den sie sich vorstellen konnte.
Um ihn nicht aufzuschrecken, bewegte sie sich ganz langsam. Doch ihre leichte Bewegung genügte, um ihn aufzuwecken.
»Hast du Schmerzen?«
»Nein.« Ihre Stimme war ganz schwach, und sie bemühte sich, sie kräftiger klingen zu lassen. »Du hättest nicht die ganze Nacht hier sitzen sollen, Finn. Sie hätten bestimmt einen Platz für dich gefunden.«
»Ich kann überall schlafen. Ich bin Reporter, erinnerst du dich?« Er rieb sich mit den Händen das Gesicht, reckte und streckte sich, um die Steifheit aus seinem Rücken zu vertreiben. »Du solltest versuchen, noch etwas zu schlafen.«
»Ich will nach Hause. Eine leichte Gehirnerschütterung ist doch kein Grund, mich hier im Krankenhaus zu behalten.« Vorsichtig setzte sie sich aufrecht hin, wußte, daß sie eine Krankenschwester rufen mußte, sobald sie auch nur nieste. »Ich sehe nichts doppelt, habe keine Erinnerungslücken, mir ist nicht übel.«
»Du bist leichenblaß, Deanna.«
»Du siehst auch nicht aus wie das blühende Leben. Willst du zu mir unter die Decke kriechen?«
»Später.« Er setzte sich auf die Bettkante und berührte ihre Wange mit der Hand. »Ich liebe dich.«
»Ich weiß. Ich glaube nicht, daß ich ohne dich die letzte Nacht heil überstanden hätte.«
»Du mußt gar nichts ohne mich durchstehen.«
Sie lächelte, doch ihr Blick schweifte von seinen Augen ab und wanderte zum
Weitere Kostenlose Bücher