Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
immer wieder mit der Hand über das Gesicht. »Genauso, wie sie Angela zur Strecke gebracht hat.«
»Wer immer Ihre Frau getötet hat, wird daraus keinen Nutzen ziehen.« Jenner warf Finn einen schnellen Blick zu und bemerkte zufrieden, daß er äußerlich die Ruhe bewahrte. Der Detective stellte fest, daß ihm die Form ihrer gemeinsamen Arbeit gefiel. Sie sprengte jedes Klischee vom guten oder bösen Polizisten. Es war einfach Teamwork. »Hatte Miss Perkins einen Terminkalender?«
»Der befindet sich bei ihrer Sekretärin. Angela hatte allerdings immer in ihrer Handtasche einen kleinen Taschenkalender bei sich.«
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir uns in ihrem Zimmer ein wenig umsehen?«
Dan preßte die Handballen gegen die Augen. »Verdammt, machen Sie doch, was Sie wollen.«
»Sie sollten sich ein Frühstück kommen lassen, Mr. Gardner«, riet ihm Jenner, als er aufstand.
»Ja, das sollte ich vielleicht wirklich tun.«
Jenner brachte eine Visitenkarte zum Vorschein und legte sie neben den Aschenbecher auf den Couchtisch. »Wenn Ihnen
noch irgend etwas einfallen sollte, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mit mir in Kontakt treten. In wenigen Minuten werden wir Sie nicht länger behelligen.«
Im Schlafzimmer der Suite zog Finn erst einmal die Vorhänge zurück. Unbarmherzig flutete das Licht in den Raum. Die Spiegelkommode war übersät mit Flaschen und kleinen Töpfen, den teuren Spielzeugen einer eitlen Frau, die sich das Beste leisten konnte. In der Mitte stand ein Champagnerglas mit dem blaßrosa Abdruck eines Lippenstiftes am Rand. Ein geblümter, seidener Morgenmantel hing anmutig über der Armlehne eines Sessels, sein Saum strich über die dazu passenden Pantoffeln, die an Ballettschuhe erinnerten.
Das einzige Zeichen dafür, daß ein Mann mit ihr dieses Zimmer teilte, war der Anzug, der am Kleiderständer hing.
»Von einem Terminkalender in Angelas Handtasche haben Sie gar nichts gesagt, Lieutenant.«
»Da war auch keiner drin.« Jenner blickte sich im Zimmer um wie ein suchend herumschnuppernder Jagdhund. »Wir fanden kosmetische Artikel, Hotelschlüssel, Zigaretten, ein Feuerzeug, ein Seidentaschentuch, eine Brieftasche mit ihrem Personalausweis, Kreditkarten und über dreihundert Dollar Bargeld, aber keinen Terminkalender.«
»Interessant.« Mit einem Kopfnicken deutete Finn auf das Champagnerglas. »Ich würde sagen, das dort war ihr Glas, so wie es zwischen ihren ganzen Parfüms und Hautcremes steht, meinen Sie nicht auch?«
»Das ist mehr als wahrscheinlich.«
»Draußen im Salon an der Bar steht aber noch ein anderes Glas, ebenfalls mit Lippenstift darauf – tiefroter Lippenstift, wohlgemerkt.«
»Ihnen entgeht aber auch nichts, Mr. Riley. Was halten Sie davon, einmal zu überprüfen, ob der Zimmerservice weiß, wer mit Angela hier Champagner getrunken hat?«
In ihrem ganzen Leben war Carla Mendez noch nie so aufgeregt gewesen wie jetzt. Sie war das älteste von fünf Kindern eines Schuhverkäufers, arbeitete als Kellnerin und führte ohne viel Begeisterung ein einfaches Leben. Sie war dreiunddreißig
Jahre alt, hatte drei Kinder und einen meist arbeitslosen Mann, der ihr sklavisch treu ergeben war.
Carla störte es nicht, als Zimmermädchen im Hotel zu arbeiten. Sie mochte den Job zwar auch nicht besonders, leistete jedoch gute Arbeit, die sie ein wenig mechanisch durchführte. Kleine Fläschchen mit Shampoo und Hautcreme ließ sie dabei genauso gewissenhaft in ihrer Tasche verschwinden wie ihr Trinkgeld.
Sie war eine kleine, stämmige Frau mit straffen, dauergewellten Haaren und wie ein Hydrant gebaut. Die winzigen dunklen Augen verschwanden fast in einem Geflecht aus Kummerfalten. Jetzt jedoch strahlten sie und schnellten vom Polizisten zum Reporter hinüber.
Polizisten konnte sie nicht ausstehen. Wenn nur Jenner auf sie zugekommen wäre, hätte sie sich aus Prinzip äußerst zugeknöpft gegeben. Finn Riley jedoch konnte sie nicht widerstehen. Wie sich seine Grübchen vertieften, wenn er sie anlächelte, und die vornehme Art, wie er ihre Hand nahm, ließen sie dahinschmelzen.
Und dieser Mann wollte sie interviewen!
Für Carla war das der größte Moment ihres Lebens.
Jenner erspürte ihre Stimmung, lehnte sich bequem zurück und ließ Finn die Sache in die Hand nehmen.
»Um wieviel Uhr sind Sie in Miss Perkins Zimmer gekommen, um das Bett aufzudecken, Mrs. Mendez?«
»Um zehn. Normalerweise decke ich die Betten viel früher auf, aber sie sagte mir, ich solle
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