Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Sorgen um sie.«
»Ich bin sicher, daß ihr das hilft, nachts gut zu schlafen.«
»Ich habe versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen und ihr meine Unterstützung anzubieten.«
»Die braucht sie nicht.«
»Verteidigen Sie Ihr Territorium, Mr. Riley?« fragte Marshall mit einem feinen Lächeln.
»Was denn sonst, Dr. Pike?« erwiderte Finn.
»In meinem Beruf ist es von grundlegender Bedeutung, aufrichtig zu sein.« Marshall lächelte immer noch. »Deanna hat mir einmal sehr viel bedeutet.«
Bei einigen Interviews mußte Finn immer wieder nachhelfen, damit sie liefen, bei anderen mußte er nur bestimmte Fragen ansprechen und dann einfach auf die Antworten warten. Finn stellte fest, daß Marshall um so mehr erzählte, je kürzer seine Fragen waren.
»Tatsächlich?«
»Seitdem ist viel Zeit vergangen, und Deanna hat sich mit Ihnen verlobt. Doch unabhängig davon würde ich ihr wie jedem Menschen, den ich einmal mochte, jede mir mögliche Hilfe anbieten, insbesondere unter so schrecklichen Umständen.«
»Und Angela Perkins?« Finn lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Wie entspannt seine Haltung auch immer wirken mochte, er war hellwach und nicht die kleinste Bewegung von Marshalls Augen entging ihm. »Haben Sie Angela auch gemocht?«
»Nein«, antwortete er knapp.
»Und doch war es Ihre Affäre mit Miss Perkins, die Ihrer Beziehung mit Deanna ein Ende setzte.«
»Mit Angela hatte ich keine Affäre.« Marshall verschränkte seine Hände und legte sie auf den Schreibtisch. »Da habe ich nur für einen Moment meine Selbstbeherrschung und meinen gesunden Menschenverstand verloren. Ich merkte auch ziemlich schnell, daß Angela das alles inszeniert hatte und mit dieser Inszenierung ihre eigenen Ziele verfolgte.«
»Welche?«
»Meiner Meinung nach? Angela wollte Deanna manipulieren und ihr eins auswischen, was ihr damit übrigens auch gelungen ist.« Marshalls Lächeln war dünn und humorlos geworden. »Obwohl Deanna die Stelle, die Angela ihr in New York angeboten hatte, nicht annahm, hat sie die Verbindung zu mir nach diesem Vorfall abgebrochen.«
»Nehmen Sie ihr das übel?«
»Ich nehme Deanna nur übel, daß sie sich weigerte, den Vorfall als das zu sehen, was er war, nämlich absolut unbedeutend, eine rein körperliche Reaktion auf bereitwillig zur Schau gestellte Reize. Bei der ganzen Sache ging es überhaupt nicht um Gefühle.«
»Einige Leute verbinden mit Sex mehr Gefühle als andere.« Finns Lächeln wurde breiter und sollte Marshall bewußt zu einer unbedachten Äußerung verlocken. »Deanna zum Beispiel ist in dieser Hinsicht ausgesprochen empfindsam und gefühlsbetont.«
»Das stimmt«, meinte Marshall und beließ es dabei. Als auch Finn schwieg, brachte ihn seine Verärgerung dazu, doch noch etwas hinzuzufügen: »Ich begreife allerdings nicht, was mein unglückseliger Fehltritt mit Ihren Recherchen zu tun haben könnte.«
»Ich habe auch nicht behauptet, daß ein Zusammenhang besteht«, erwiderte Finn freundlich. »Aber um diese Angelegenheit zu klären, erzählen Sie mir doch bitte, was Sie in der Nacht, in der der Mord geschah, zwischen elf und zwei gemacht haben.«
»Ich war zu Hause.«
»Allein?«
»Ja, allein.« Mittlerweile fühlte sich Marshall wieder ganz selbstsicher und entspannte sich. Sein Blick wurde sanft. »Ich bin sicher, Sie sind mit mir einer Meinung, daß ich bestimmt soviel Intelligenz aufgebracht hätte, mich mit einem hieb- und stichfesten Alibi zu versorgen, wenn ich einen Mord geplant hätte. Ich war jedoch allein bei mir zu Hause, habe dort zu Abend gegessen und noch ein paar Stunden lang an einigen Fallstudien gearbeitet, bevor ich zu Bett ging.«
»Haben Sie mit jemandem gesprochen? Hat jemand bei Ihnen angerufen?«
»Ich lasse meine Anrufe vom Anrufbeantworter aufzeichnen, weil ich – von Notfällen einmal abgesehen – bei meiner Arbeit nicht unterbrochen werden will.« Er lächelte anmaßend. »Raten Sie mir, Kontakt zu meinem Rechtsanwalt aufzunehmen, Mr. Riley?«
»Wenn Sie meinen, einen zu brauchen, können Sie das gerne tun.« Wenn Marshall log, tat er das ziemlich unverfroren, dachte Finn. »Wann haben Sie Angela zum letzten Mal gesehen?«
Das erste Mal während des ganzen Interviews verriet Marshalls Blick für einen kurzen Moment aufrichtige Freude. »Seit Angela nach New York gezogen ist, bin ich nicht mehr mit ihr zusammengetroffen. Unsere letzte Begegnung ist also schon über zwei Jahre her.«
»Hatten Sie seitdem Kontakt mit ihr?«
»Warum
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