Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Handfläche über das Gesicht.
Er hörte, wie Finns Stimme ihn über das informierte, was er bereits wußte: Deanna war nicht da. Marshall knallte das
Telefon wieder in die Ablage und vergrub seinen Kopf in den Händen.
Dieser verdammte Finn Riley. Diese verdammte Angela. Und diese verdammte Deanna. Er mußte sie sehen, und zwar so bald wie möglich.
»Du hättest noch nicht zurückkommen sollen.« Jeff stand in Deannas Büro, sein freundliches, vertrautes Gesicht legte sich in widerspenstige Sorgenfalten. Der Geruch nach Farbe war noch frisch.
Sie wußten beide, warum die Wände gestrichen und die Teppiche ersetzt worden waren. Die Oberfläche von Deannas Schreibtisch war durch lange, ausgezackte Kratzer verunstaltet. Erst vor achtundvierzig Stunden hatte die Polizei den Raum wieder freigegeben, und sie hatten nicht die Zeit gehabt, seitdem alles zu reparieren oder zu ersetzen.
»Ich hatte gehofft, du wärest froh, mich wiederzusehen.«
»Ich bin auch froh, dich wiederzusehen, nur nicht gerade an diesem Ort.« Es war erst kurz nach acht, und so früh am Morgen waren die beiden unter sich. Jeff fühlte sich dazu verpflichtet, Deanna davon zu überzeugen, sich noch ein wenig Zeit damit zu lassen, wieder zu arbeiten. Wenn die anderen Mitarbeiter erschienen, würde er darin zweifellos Rückendeckung bekommen. Doch im Moment konnte nur er auf sie aufpassen. »Du hast einen Alptraum hinter dir, Dee, und das ist nicht einmal eine Woche her.«
Doch, dachte sie, heute nacht ist das eine Woche her. Aber sie verbesserte ihn nicht. »Jeff, dieses Thema habe ich bereits mit Finn durchgekaut …«
»Er hätte dich nicht herkommen lassen sollen.«
Sie wurde allmählich wütend, verkniff sich aber die scharfe Entgegnung, die ihr auf der Zunge lag. Es konnte durchaus sein, daß sie wesentlich empfindlicher auf alles reagierte als sonst. Immerhin stand sie kurz davor, den armen Jeff anzufauchen. »Finn läßt mich überhaupt nichts tun. Wenn es dir damit besser geht, kann ich dir sagen, daß er mit dir völlig übereinstimmt und ebenfalls meint, ich sollte mir noch Zeit lassen. Ich jedoch bin anderer Meinung.« Sie lehnte sich
mit der Hüfte an die breite Fensterbank am Spiegelglasfenster. Hinter ihr sank nasser Schnee in einer träge wirbelnden Masse dicker Flocken zu Boden. »Ich muß einfach wieder arbeiten, Jeff. Angelas Tod war entsetzlich, doch mich jetzt zwischen irgendwelchen Decken zu vergraben, macht nichts davon ungeschehen. Außerdem brauche ich meine Kollegen.« Sie streckte die Hand aus. »Die brauche ich wirklich.«
Sie hörte ihn seufzen, aber er kam zu ihr herüber und nahm ihre Hand. »Wir wollten alle da sein für dich, Dee, jeder von uns.«
»Das weiß ich.« Sie drückte seine Hand, drängte ihn dazu, sich zu ihr an die Fensterbank zu gesellen. »Ich glaube, das war für keinen hier einfach. Habt ihr mit der Polizei sprechen müssen?«
»Ja.« Er verzog das Gesicht und schob seine Brille zurecht. »Dieser Detective Jenner. ›Wo waren Sie in der fraglichen Nacht?‹« Jeff machte Detective Jenner so vollendet nach, daß Deanna lachen mußte. »Er hat jeden von uns in die Mangel genommen. Simon war schweißgebadet. Du weißt ja, wie er ist, wenn man ihn unter Druck setzt. Er rang die Hände, schluckte die ganze Zeit deutlich hörbar. Irgendwann war er so aufgewühlt, daß Fran ihn veranlaßte, sich hinzulegen, und danach den Polizisten anfuhr, das sei reine Schikane gewesen.«
»Schade, daß ich das verpaßt habe.« Sie lehnte den Kopf gegen Jeffs Schulter und war zufrieden, wieder bei ihren Freunden zu sein. »Was ist mir denn noch alles entgangen?« Sie konnte spüren, wie sich sein Körper anspannte, und drückte ihm aufmunternd die Hand. »Mir ginge es viel besser, wenn ich Bescheid wüßte, Jeff. Bisher habe ich nur in ganz groben Umrissen gehört, wie mein Büro ausgesehen hat. Ich vermisse unseren Weihnachtsbaum.« Ihr Lächeln war kurz und traurig. »Albern, nicht wahr? Wenn man bedenkt, was hier drin alles zerstört wurde, vermisse ich vor allem diesen dummen Baum.«
»Ich besorge dir einen anderen, der mindestens genauso häßlich ist.«
»Das ist unmöglich.« Aber dabei ließ sie es nicht bewenden. »Erzähl es mir.«
Einen Moment lang zögerte er noch. »Das Büro war ganz schön übel zugerichtet, Dee. Doch die meisten Schäden waren oberflächlicher Natur. Sobald uns die Polizei wieder hereinließ, hat Loren alles ausräumen und saubermachen, neu streichen und mit neuen
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