Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
sich zur Aufgabe gemacht, die streng gehüteten Familiengeheimnisse der verschiedensten Leute herauszufinden. Und wenn sie sich sicher war, jemanden am Haken zu haben, erzählte sie ihm, von welchem Geheimnis sie wußte. Auf diese Weise hat sie ihre Macht ausgespielt. Sie war sich sehr sicher, auch mich am Haken zu haben.«
»Und jetzt ist sie tot.«
Kate quittierte Finns Bemerkung mit einem Nicken. »Das ist schon komisch: Jetzt, wo sie für mich keine Bedrohung mehr darstellt, fühle ich mich dazu gezwungen, genau das zu tun, womit sie mir immer gedroht hat. Ich gehe mit meiner Sache an die Öffentlichkeit. Eigentlich habe ich den Entschluß dazu in der Nacht gefaßt, in der sie ermordet wurde. Die Polizei würde das doch bestimmt recht passend finden, nicht wahr? Wie in einem schlechten Drehbuch. Aber ich habe Angela in jener Nacht noch gesehen.« Sie sah das Entsetzen in Deannas Augen. »Nicht im Studio. In ihrem Hotel. Wir haben uns gestritten. Da sich das Zimmermädchen im Nebenzimmer aufhielt, nehme ich an, daß die Polizei bereits darüber Bescheid weiß.«
Sie blickte zu Finn hinüber und hob eine Braue. »Ja, zumindest du hast es also gewußt. Nun, ich werde wahrscheinlich selbst zur Wache gehen und meine Aussage machen, bevor
sie zu mir kommen. Ich glaube sogar, ich habe ihr damit gedroht, sie zu töten.« Kate schloß die Augen. »Wieder wie in einem schlechten Drehbuch. Ich habe sie nicht getötet, aber ihr werdet selbst entscheiden müssen, ob ihr mir das glaubt, wenn ich alles erzählt habe.«
»Warum erzählst du uns das überhaupt?« wollte Deanna wissen. »Warum gehst du nicht einfach direkt zur Polizei?«
»Ich bin Schauspielerin, und wenn ich die Gelegenheit habe, mir mein Publikum selbst auszusuchen, gefällt mir das. Und du warst immer eine gute Freundin, Dee.« Sie streckte mit einer schnellen, flüchtigen, freundschaftlichen Geste die Hand nach Deanna aus. »Ich meine, du hast in jedem Fall einen Anspruch darauf, die ganze Geschichte zu erfahren. Hast du dich nie gewundert, warum es bei meinem geplanten Auftritt in deiner Show zu diesem plötzlichen Rückzieher kam? Warum ich nie für einen anderen Termin zur Verfügung stand?«
»Doch, aber ich glaube, das hast du mir schon beantwortet. Angela hat dich erpreßt. Und der Gefallen, den du ihr dafür tun mußtest, bestand darin, meine Sendung zu boykottieren.«
»Das war eine der Gefälligkeiten. Als du vor ein paar Jahren an mich herangetreten bist, befand ich mich in einer prekären und gleichzeitig faszinierenden Situation. Ich hatte zwei Supererfolge, die zu richtigen Kassenschlagern wurden, und die Kritiker waren völlig begeistert von mir. Die Sexbombe von nebenan, schrieben sie. Glaub nie, wenn dir jemand weiszumachen versucht, Stars würden ihre Kritiken nicht lesen. Meine habe ich immer ganz genau studiert, Wort für Wort.« Ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ich könnte wahrscheinlich immer noch einige der besten zitieren. Schon immer hatte ich Schauspielerin werden wollen. Ein Star«, verbesserte sie sich mit einem Achselzucken. »Sie nannten mich den ersten Kinostar der neuen Generation, der Erinnerungen an Bacall, Bergman und Davis weckte. Und ich brauchte nicht Jahre, bis ich an diesen Punkt gelangte. Eine Rolle als Nebendarstellerin in einem Film, der ein Bombenerfolg wurde, genügte. Dann bekam ich eine Hauptrolle zusammen
mit Rob, und wir eroberten die Herzen des Publikums. Beim nächsten Film stand mein Name schon über dem Titel, und ich hatte ein bestimmtes Image weg. Eine Frau, die mit einem Lächeln bezaubert.« Sie mußte darüber lachen, nahm wieder einen Schluck. »Das gute Mädchen, die Heldin, die Frau, bei der die Mutter sich freut, wenn ihr Sohn sie zum Essen mit nach Hause bringt. Das ist das Image. Das wollte Hollywood von mir, das erwartete das Publikum. Und diese Erwartungen habe ich erfüllt. Mir wurde großes Talent bescheinigt, aber das Image ist in dieser Branche in jeder Hinsicht genauso wichtig.«
Ihr Blick glitt ins Leere. »Meinst du, die Spitzenproduzenten, die guten Regisseure, die Schauspieler, die Leute, die darüber entscheiden, welches Projekt zum Erfolg gebracht wird und welches Projekt in der Versenkung verschwindet, würden meinen Agenten mit Angeboten überschütten, wenn sie wüßten, daß ihre perfekte Heldin, die Frau, die einen Oscar für ihre Rolle als hingebungsvolle verzweifelte Mutter bekam, mit siebzehn schwanger wurde und ohne groß zu überlegen das Kind
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