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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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er den Schirm zusammenfaltete.
    »Ich kann diese verdammten Beerdigungen einfach nicht ausstehen.«
    Überrascht musterte sie sein Gesicht, während sie sich die Handschuhe auszog und den Mantel ablegte. Sie konnte jetzt erkennen, daß es weniger die Verärgerung über ihr Beharren auf dem Besuch dieser Beerdigung oder seine Sorge oder Angst um sie war, die er gerade fühlte, sondern dieses Grausen, das er angesichts einer Beerdigung empfand und das ihm in den Augen stand. »Tut mir leid. Das war mir nicht klar.«
    »Ich bin jetzt … seit Jahren nicht mehr auf einer Beerdigung gewesen. Wozu auch? Tot ist tot. Blumen und Orgelmusik ändern auch nichts mehr daran.«
    »Es soll die Lebenden trösten.«
    »Von diesem Trost habe ich aber dabei nie etwas gemerkt.«
    »Wir bleiben auch nicht lange.« Sie nahm seine Hand und war ganz überrascht, daß in dieser Situation auf einmal er und nicht sie Trost brauchte.
    Ein Schauder schien durch seinen Körper zu laufen. »Bringen wir es hinter uns.«
    Sie verließen die Nische hinter dem Eingang, in der sie die ganze Zeit gestanden hatten. Vor ihnen hörten sie bereits das Murmeln von Stimmen und die gedämpften Klänge eines Trauerliedes. Gott sei Dank, keine Orgelmusik, stellte er mit einem Gefühl ungeheurer Erleichterung fest, sondern ein melancholisches Duo mit Cello und Klavier. Die Luft roch nach Zitronenöl, Parfüm und Blumen. Er hätte geschworen, auch Whiskey gerochen zu haben, dessen scharfer Geruch wie eine Klinge durch den übermäßig süßen Duft, der die Luft erfüllte, hindurchdrang.
    Der dicke Teppich zu ihren Füßen dämpfte ihre Schritte, als sie durch eine weite Vorhalle gingen. Die Eichentüren rechts und links waren taktvoll geschlossen worden, die vor ihnen am Ende der Halle standen offen. Zum Miasma der vielen Düfte gesellte sich noch Zigarettenrauch.
    Finn spürte, wie Deanna zitterte, und legte seinen Arm noch ein bißchen fester um ihre Taille. »Wir können uns auch umdrehen und wieder gehen, Deanna. Das ist überhaupt keine Schande.«
    Sie schüttelte nur den Kopf. Dann sah sie die erste Kamera. Allem Anschein nach drängten sich die Vertreter der Presse nicht nur draußen vor der Tür zusammen. Ganze Teams hatte man mit Kameras, Mikrofonen und Lampen hereingelassen. Über das Muster aus dunkelroten Rosen auf dem Teppich verliefen kreuz und quer die Kabel.
    Schweigend schlüpften sie in den Saal.
    Die Decke mit den aufgemalten Cherubim und Seraphim warf das Stimmengewirr und das Klingen der Gläser überallhin.
    Überall drängten sich die Menschen. Als Deannas Blick von Gesicht zu Gesicht wanderte, fragte sie sich, ob sie wohl irgendwo Kummer oder Angst oder auch einfach nur Resignation sehen würde. Hätte Angela das Gefühl gehabt, angemessen betrauert zu werden? Und würde ihr Mörder ebenfalls zugegen sein, um alles zu beobachten?
    Kein Mensch weinte, stellte Finn fest. Er sah Erschütterung und besonnene Blicke. Man unterhielt sich in gedämpftem Ton, und Kameras zeichneten alles auf. Würden sie auch unabsichtlich das eine Gesicht aufnehmen, das sein Wissen und seinen Triumph nicht ganz verbergen konnte? Er hielt Deanna dicht neben sich, denn er wußte, daß der Mörder sich ebenfalls in diesem Raum befinden und alles verfolgen konnte.
    Auf einem glänzenden Mahagonisarg stand ein golden gerahmtes Bild von Angela. Es war eines jener Fotos, die ihr schmeichelten und dem Bild entsprachen, das sie in der Öffentlichkeit gerne abgeben wollte.
    Es erinnerte Finn viel zu lebhaft an die Frau, die unter dem taktvoll verschlossenen Sargdeckel lag. Er spürte, wie Deanna neben ihm schauderte, und zog sie instinktiv näher an sich heran.
    »Machen wir, daß wir hier wieder rauskommen.«
    »Nein.«
    »Kansas …« Doch als er zu ihr hinüberschaute, sah er bei
ihr mehr als nur Erschütterung und Angst. Er sah etwas, das auf so vielen der anderen Gesichter, die sich in diesem Raum zusammendrängten, fehlte: Kummer.
    »Welche Motive sie auch immer gehabt hat«, sagte Deanna ruhig, »sie hat mir auch geholfen. Und wer immer ihr das angetan hat, nahm mich zum Anlaß für die Tat.« Ihr brach die Stimme. »Das kann ich nicht vergessen.«
    Auch Finn konnte das nicht vergessen, und es erschreckte ihn sehr. »Es wäre vielleicht besser, wenn Dan Gardner weder dich noch mich hier sieht.«
    Deanna nickte. Sie hatte Angelas Ehemann weiter vorne gesehen, wo man ihm das Beileid aussprach. »Es ist entsetzlich. Er schlachtet mit dem ganzen Medienrummel hier

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