Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
schwach. Onkel Matthew hat mir alles darüber erzählt, wie Sex die Menschen verderben kann, und wie schwach sie dadurch werden können. Sogar auf dich traf das zu.« Die Hand, die auf ihrer lag, drückte so fest, daß sich schließlich Knochen an Knochen zu reiben schien. »Ich verstand das also alles und hatte Geduld, weil ich immer wußte, daß du zu mir kommen würdest. Doch heiraten und ein Ehegelübde ablegen konntest du nicht. Als du die Tür geöffnet hast, wußte ich, daß du das warst. Ich weiß stets, wenn du es bist. Ich verpaßte dir einen Schlag und wollte es noch einmal tun, aber das konnte ich dann nicht. So trug ich dich zu dem Sessel, setzte Angela in den anderen und schaltete die Kamera ein. Ich wollte, daß du siehst, was
ich für dich getan hatte. In deinem Büro war ich bereits gewesen.« Er preßte die Lippen zusammen, seufzte und gab sanft ihre pochende Hand wieder frei. »Es war ein Fehler von mir, dein Büro zu zertrümmern. Ich hätte auch nicht zu Finns Haus gehen sollen. Das tut mir beides leid.«
Er sagte es, als ob er eine Verabredung zum Mittagessen verschwitzt hätte.
»Jeff, hast du jemals irgendwem von deinen Gefühlen erzählt?«
»Nur meinem Onkel, wenn wir in meinem Kopf miteinander sprechen. Er versicherte mir, du würdest das bald verstehen und mit mir nach Hause kommen. Und als ich hörte, was dir dieser Schnüffler auf dem Parkplatz angetan hatte, wußte ich, daß es an der Zeit war.«
»Marshall?«
»Er versuchte, dir weh zu tun. Joe erzählte mir, wie er sich aufgeführt hatte, und darum wartete ich auf ihn. Ich brachte ihn auf dieselbe Art um wie die anderen. Es war ein symbolischer Akt, Deanna. Meine Vision zerstörte ihre Vision. Es ist beinahe heilig, meinst du nicht auch?«
»Es ist nicht heilig, zu töten, Jeff.«
»Du verzeihst zuviel.« Voller Bewunderung sah er sie aufmerksam an. »Wenn du Leuten vergibst, die mit dir schlecht umgegangen sind, werden sie mit dir wieder schlecht umgehen. Was dir gehört, mußt du schützen.«
Er erinnerte sich an den Hund, der immer wieder in ihren Garten gekommen war, Onkel Matthews Blumen ausgrub und das Gras kaputtmachte. Jeff hatte geweint, als sein Onkel den Hund schließlich vergiftet hatte, so lange geweint, bis Onkel Matthew ihm erklärt hatte, weshalb es richtig und ehrenhaft sei, sein Hab und Gut gegen Eindringlinge zu verteidigen. Daran mußte Jeff denken, als er aufstand und zur Kommode hinüberging. Er öffnete die oberste Schublade und nahm eine Liste heraus.
»Ich habe es geplant«, sagte er ihr. »Du und ich machen immer Listen und Pläne. Wir sind nicht der Typ, der einfach wegläuft ohne nachzudenken, nicht wahr?« Jeff strahlte wieder, reichte ihr die Liste.
LEW MCNEIL
ANGELA PERKINS
MARSHALL PIKE
DAN GARDNER
JAMIE THOMAS
FINN RILEY?
»Finn«, war alles, was sie sagen konnte.
»Bei ihm war ich mir nicht sicher. Ich wollte ihn umlegen, sobald er dir etwas getan hatte. Einmal hätte ich es fast schon getan. Fast. Aber in letzter Minute wurde mir klar, daß ich ihn töten wollte, weil ich eifersüchtig war. Es war, als ob Onkel Matthew da war und mir im letzten Moment das Gewehr wegriß. Ich war wirklich froh, daß ich ihn nicht tötete, als ich sah, wie bestürzt du warst, daß er überhaupt eine Kugel abbekommen hatte.«
»Das war in Greektown«, meinte Deanna mit bebenden Lippen. »An jenem Tag in Greektown. Du hast auf Finn geschossen?«
»Es war ein Fehler. Es tut mir wirklich leid.«
»O Gott.« Entsetzt schreckte sie zurück. »O mein Gott.«
»Es war ein Versehen.« Seine Stimme klang auf gefährliche Weise schmollend. Jeff blickte von ihr weg. »Ich sagte, es tut mir leid. Ich werde ihm nichts tun, solange er dich nicht verletzt.«
»Das hat er nicht getan, und das wird er auch nicht tun.«
»Dann werde ich ihm ja ebenfalls nichts tun müssen.«
Ihre Handfläche auf dem Papier war feucht geworden, das Herz schlug ihr bis zum Hals. »Versprich mir, daß du ihm nichts antust, Jeff. Es ist wichtig für mich, daß Finn sicher ist. Er ist immer gut zu mir gewesen.«
»Ich bin besser für dich.«
Ihm stand die Gereiztheit eines Kindes im Gesicht. Deanna nutzte den Moment aus. »Versprich mir das, Jeff, oder ich werde sehr unglücklich sein. Das willst du doch nicht, oder?«
»Nein.« Zwischen ihren Bedürfnissen und seinen eigenen hin und her gerissen, meinte er: »Ich nehme an, daß das jetzt egal ist, jetzt, wo du hier bist.«
»Du mußt es mir versprechen.« Sie preßte die Zähne
Weitere Kostenlose Bücher