Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
als gute Kumpel bezeichnen. Wir sind befreundet und sie war mir gegenüber sehr großzügig. Die Nachrichtenabteilung hat weder mit meiner freundschaftlichen Verbindung zu Angela noch mit der Zeit Probleme, die ich für sie erübrige.«
»Das habe ich auch gehört. Aber mit der Macht einer Talk-Show im Rücken, die als die beste gilt, wird die Unterhaltungsabteilung irgendwann Druck machen.« Er schaukelte wieder auf den Fersen nach hinten und bedachte sie mit einem prüfenden Blick. »Ich frage mich, warum Angela diese ganze Mühe auf sich nimmt, nur um Sie für ihre Zwecke zu benutzen.«
Deanna wurde wütend. »Sie benutzt mich nicht, sie bringt mir etwas bei. Und ich finde es nützlich, noch etwas zu lernen.«
»Was lernen Sie denn genau?«
Wie man die Beste wird, dachte sie, behielt aber diesen Gedanken für sich. »Sie hat ein unglaubliches Geschick im Führen von Interviews.«
»Das stimmt, aber Ihr Geschick dafür scheint mir genauso ausgeprägt zu sein.« Er machte eine Pause. »Zumindest im Bereich der seichteren Berichterstattung.«
Beinahe hätte sie ihn wütend angefaucht, was ihn freute. »Mir gefällt meine Arbeit, und selbst wenn das anders wäre, ginge Sie das überhaupt nichts an.«
»Das ist richtig.« Er hätte das Thema fallenlassen sollen, aber er wußte nur zu gut, was Angela mit ihren Krallen tun konnte, sobald man sich erst einmal in ihnen befand. Und wenn er mit seinen Vermutungen nicht völlig falsch lag, würde Deanna rasch und reichlich Blut lassen. »Würden Sie auf eine freundschaftlich gemeinte Warnung vor Angela hören?«
»Nein, ich bilde mir meine Meinung über Menschen selber.«
»Machen Sie, was Sie wollen. Ich frage mich nur«, fuhr er fort und betrachtete dabei forschend ihr Gesicht, »ob Sie so hart sind, wie Sie meinen.«
»Ich kann noch härter sein.«
»Das werden Sie auch sein müssen.« Er ließ ihre Hand los und ging davon.
Endlich war sie allein. Deanna stieß einen tiefen Seufzer aus, was ihr half, sich wieder abzuregen. Warum fühlte sie sich nach fünf Minuten in Finns Gesellschaft, als hätte sie einen Marathonlauf hinter sich – erschöpft und erheitert zugleich? Alle weiteren Gedanken an Finn beiseite schiebend, riß sie den Umschlag mit Angelas Nachricht auf. Die handschriftliche Mitteilung war mit Füllhalter geschrieben worden, ihre Schrift schien nur aus einer langen Reihe Schleifen und Schnörkel zu bestehen.
Meine liebe Deanna,
ich muß etwas von entscheidender Bedeutung mit Dir
besprechen. Mein Terminplan für heute ist zum Verrücktwerden,
aber gegen vier Uhr kann ich mich wegschleichen.
Komm bitte zum Tee ins Ritz in die Lounge in der Eingangshalle.
Glaube mir, es ist dringend.
Herzlichst
Angela
Angela konnte es nicht ausstehen, wenn man sie warten ließ. Um Viertel nach vier bestellte sie einen zweiten Champagner-Cocktail und kochte allmählich vor Wut. Sie wollte Deanna die Chance ihres Lebens bieten, doch anstatt ihr dafür dankbar zu sein, leistete sich Deanna diese Unverschämtheit. Das hatte zur Folge, daß Angela die Kellnerin anfuhr, als ihr Drink serviert wurde, und sich mit finsterem Blick in der luxuriösen Lounge umsah.
Der Springbrunnen hinter ihr gab ein melodisches Geräusch von sich, das sie ein wenig beruhigte. Das Schlückchen prickelnder Champagner hatte die gleiche Wirkung. Eigentlich hat das nicht viel mit Trinken zu tun, dachte sie und freute sich über sich selbst. Es ist das Auskosten von Erfolg.
Bis zur vergoldeten Pracht des Ritz war es von Arkansas ein weiter Weg gewesen, erinnerte sie sich. Und sie war dabei, auf diesem Weg noch weiter zu gehen.
Die Erinnerung an ihre Pläne milderte ihren finsteren Blick. Das Lächeln machte einer älteren Dame mit blau gefärbten Haaren Mut, und sie kam auf sie zu und bat sie um ein Autogramm. Angela war die Freundlichkeit und Umgänglichkeit in Person. Als Deanna um zwanzig nach vier in die Lobby eilte, sah sie, wie Angela gerade liebenswürdig mit ihrem Fan plauderte.
»Entschuldige«, sagte Deanna und nahm gegenüber von Angela Platz. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe.«
»Mach dir darüber nur keine Gedanken.« Lächelnd winkte Angela ab. »Wirklich nett, Sie getroffen zu haben, Mrs. Hopkins. Ich bin froh, daß Ihnen die Sendung gefällt.«
»Ich würde sie nicht missen wollen. Und Sie sind persönlich noch viel netter als im Fernsehen.«
»Ist das nicht süß?« meinte Angela zu Deanna, als die beiden wieder unter sich waren. »Sie schaut sich
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