Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
jeden Morgen meine Sendung an. Jetzt wird sie in ihrem Bridgeclub damit
herumprahlen können, mich persönlich getroffen zu haben. Laß uns für dich etwas zu trinken bestellen.«
»Wir sollten es für mich bei Tee belassen. Ich muß noch fahren.«
»Unsinn.« Angela lenkte die Aufmerksamkeit der Kellnerin auf sich, tippte gegen ihr Glas und hielt zwei Finger hoch. »Ich weigere mich, mit Tee zu feiern.«
»Dann sollte ich vielleicht wissen, was wir feiern.« Deanna schlüpfte aus ihrer Jacke. Sie schätzte, daß sie es in den dreißig Minuten, die sie sich für das Treffen zugebilligt hatte, bei einem einzigen Drink belassen konnte.
»Erst wenn du deinen Champagner hast.« Angela lächelte affektiert, bevor sie an ihrem eigenen Champagner nippte. »Ich muß dir wirklich noch einmal dafür danken, daß du mir neulich so treu zur Seite gestanden hast. Es war eine wundervolle Party.«
»Es gab doch nicht viel zu tun.«
»Das kannst du leicht sagen. Du bist aber auch in der Lage, all diese vielen kleinen Details in den Griff zu kriegen, die mir einfach nur lästig sind.« Mit einem Flattern ihrer Finger tat sie das alles als unbedeutend ab, stellte ihren Drink wieder auf den Tisch und nahm sich eine Zigarette. »Was hältst du eigentlich von Finn?«
»Ich muß sagen, er ist einer der besten Reporter bei der CBC und auch sonst. Er ist kraftvoll. Irgendwie schafft er es, direkt zum Kern eines Themas durchzudringen und läßt in den Bericht nur gerade soviel von sich einfließen, daß die Zuschauer neugierig gemacht werden.«
»Nein, nein, ich meine nicht in beruflicher Hinsicht.« Ungeduldig blies Angela den Rauch in die Luft. »Ich meine als Mann.«
»Als Mann kenne ich ihn nicht.«
»Welchen Eindruck macht er auf dich, Deanna?« Angelas Ton wurde schärfer, was Deanna in Alarmbereitschaft versetzte. »Du bist doch Reporterin und im Beobachten geschult. Was hast du also beobachtet?«
Jetzt bloß Vorsicht! dachte Deanna. Im Sender kursierten jede Menge Gerüchte darüber, was in der Vergangenheit
zwischen Finn und Angela gelaufen war, und es wurde auch vermutet, daß die beiden Stars gegenwärtig eine Affäre miteinander hatten. »Nun, wenn ich ihn mir von außen so ansehe, ist er sehr attraktiv, hat Charisma, und ich denke, ich muß das Wort ›kraftvoll‹ erneut auf ihn verwenden. Die Techniker mögen ihn, und auch bei den hohen Tieren ist er sehr beliebt.«
»Vor allem aber bei den Frauen.« Angela begann mit dem Fuß zu wackeln, was verriet, wie aufgewühlt sie war. Auch ihr Vater hatte Charisma gehabt, erinnerte sie sich mit Verbitterung. Und auch er war attraktiv und gewiß auch sehr kraftvoll gewesen – wenn er gerade eine Gewinnserie hatte. Und auch er hatte sie und ihre bemitleidenswerte, immer betrunkene Mutter wegen einer anderen Frau und der Verlockung eines Royal Flush verlassen. Doch seitdem hatte Angela dazugelernt und wußte jetzt eine Menge darüber, wie man jemandem so etwas heimzahlen kann. »Er kann sehr charmant sein«, fuhr sie fort, »und sehr verschlagen. Er scheut sich nicht, Menschen auszunutzen, um das zu erreichen, was er haben will.« Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und lächelte dünn durch einen Schleier aus Rauch hindurch. »Ich habe bemerkt, daß er dich während der Party aufs Korn genommen hat, und dachte, ich sollte dich ganz freundschaftlich vor ihm warnen.«
Deanna hob eine Braue und fragte sich, was Angela wohl fühlen würde, wenn sie gewußt hätte, daß Finn nur wenige Stunden zuvor fast die gleiche Formulierung benutzt hatte. »Dazu besteht kein Bedarf.«
»Ich weiß, daß du dich im Moment mit Marshall eingelassen hast, aber Finn kann sehr überzeugend sein.« Sie klopfte ihre Zigarette aus und beugte sich zu Deanna vor. »Ganz Mädchen zu Mädchen«, fuhr sie fort: »Ich weiß auch, wie Neuigkeiten im Studio die Runde machen, also müssen wir nicht so tun, als ob dir nicht bekannt wäre, was zwischen Finn und mir vor seinem Weggang nach London gewesen ist. Seit ich die ganze Sache abgebrochen habe, befürchte ich jedoch, daß er versuchen könnte, sein angeschlagenes Selbstbewußtsein wieder zu stärken und es mir heimzuzahlen, indem
er sich mit jemandem brüstet, an dem mir etwas liegt. Ich würde nicht gerne erleben wollen, daß dir auf diese Weise Schaden zugefügt wird.«
»Dazu wird es auch nicht kommen.« Unbehaglich rutschte Deanna auf ihrem Stuhl nach hinten. »Angela, meine Zeit wird knapp. Wenn es also das war, worüber du mit mir
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