Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
eine Weile, bis Deanna ihren Mund wieder geschlossen hatte. »Offensichtlich hatte ich doch keine rechte Vorstellung davon.«
»Du hast dein eigenes Büro und dein eigenes Personal, ferner steht dir ein Wagen samt Fahrer zur Verfügung. Du hast jede Menge Gelegenheiten zum Reisen und für Kontakte mit der gesellschaftlichen Oberschicht.«
»Warum bietest du mir das an?«
Vergnügt lehnte sich Angela zurück. »Weil ich dir vertrauen und mich auf dich verlassen kann, und weil ich etwas von mir in dir erkenne, wenn ich dich ansehe.«
Ein blitzartiger Schauer tanzte Deannas Rückgrat hoch. »Das ist ein sehr großer Schritt.«
»Mit kleinen Schritten vergeudet man nur seine Zeit.«
»Das mag ja richtig sein, aber ich muß es mir trotzdem noch durch den Kopf gehen lassen. Ich weiß einfach nicht, ob ich für diese Arbeit geeignet bin.«
»Ich denke, du bist geeignet.« Angelas Ungeduld flackerte wieder auf. »Warum zweifelst du daran?«
»Angela, einer der Gründe, weswegen du mir diese Stelle anbietest, ist bestimmt meine Fähigkeit, mich so sorgfältig um die Details zu kümmern. Ich bin gründlich und habe fast
zwanghaft immer alles gut im Griff. Das wäre jedoch anders, wenn ich mir nicht immer die Zeit nehmen würde, mir zunächst einen Überblick zu verschaffen.«
Mit einem Kopfnicken nahm sich Angela eine weitere Zigarette. »Da hast du recht. Ich sollte dich auch nicht drängen, aber ich will dich einfach bei dieser Geschichte bei mir haben. Wieviel Zeit brauchst du?«
»Ein paar Tage. Kann ich dich Ende der Woche wissen lassen, wie ich mich entschieden habe?«
»In Ordnung.« Angela betätigte ihr Feuerzeug und warf einen kurzen, prüfenden Blick auf die Flamme. »Eines möchte ich dir noch sagen. Du gehörst nicht als Sprecherin hinter den Tisch der lokalen Mittagsnachrichten. Du bist für Größeres geschaffen, Deanna, und das habe ich von Anfang an in dir gesehen.«
»Ich hoffe, du hast recht.« Deanna stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das hoffe ich wirklich.«
In der kleinen Galerie in einer Seitenstraße der Michigan Avenue drängten sich die Menschen zusammen. Der Ausstellungsraum war kaum größer als eine durchschnittliche Vorortgarage und hellerleuchtet, um die auffälligen Spritzbilder ins rechte Licht zu setzen, die fast Rahmen an Rahmen an den Wänden angeordnet waren. Als Deanna den Raum betrat, war sie froh, ihrem spontanen Impuls gefolgt und hier hereingeschaut zu haben. Dadurch wurden nicht nur ihre Gedanken von Angelas erstaunlichem Angebot vom Nachmittag abgelenkt, der Besuch war auch eine nahtlose Fortsetzung ihres heutigen Interviews.
Die Luft war erfüllt von den Klängen heftig miteinander streitender Stimmen und dem Geruch nach billigem Sekt. Die schwarzen und grauen Farben der Menge bildeten einen starken Kontrast zu den kräftigen Farben an den Wänden. Deanna bedauerte, daß sie kein Kamerateam für eine kurze Aktualisierung ihres Interviews zusammengetrommelt hatte.
»Ein richtiges Ereignis«, murmelte Marshall ihr ins Ohr.
Lächelnd drehte sich Deanna zu ihm um. »Wir werden
nicht lange bleiben. Ich weiß, daß das nicht gerade dein Stil ist.«
Er ließ seinen Blick über die unruhigen, über die Leinwand geschleuderten Farben wandern. »Nicht ganz.«
»Wilde Sachen.« Fran drängte sich durch die Menge und hielt dabei die Hand ihres Mannes Richard fest umklammert. »Dein kurzer Beitrag heute nachmittag hat ja wohl ziemlichen Eindruck gemacht.«
»Das war mir gar nicht klar.«
»Nun, kann ja nur nützlich sein.« Fran hob den Kopf und schnupperte. »Ich rieche Essen.«
»Mittlerweile kann sie einen Hot dog aus drei Häuserblocks Entfernung riechen.« Richard schob sich heran und legte Fran einen Arm um die Hüfte. Er hatte ein hübsches, jungenhaftes Gesicht, das gerne lächelte. Seine hellblonde Frisur war eher konservativ, die winzigen Löcher in seinem linken Ohrläppchen verrieten jedoch, daß er einmal eine ganze Reihe verschiedener Ohrringe zur Schau getragen hatte.
»Das ist auf eine Intensivierung der Sinneswahrnehmungen zurückzuführen«, behauptete Fran. »Und sie verrät mir, daß es um drei Uhr geröstetes Schweinefleisch gibt. Bis später!« Sie ging davon und zerrte Richard mit sich.
»Hast du Hunger?« Deanna wurde von hinten heftig angestoßen und begab sich in den wohltuenden Schutz von Marshalls Arm.
»Eigentlich nicht.« Den Vorteil nutzend, den ihm seine Größe verschaffte, sah sich Marshall um und führte sie dann aus dem dichtesten
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