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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einem Anfall von Selbstmitleid zu kämpfen habe.“ Resolut erhob sie sich und reichte der Schwester die Hand zum Abschied.
    Die allerdings hielt sie fest, während sich Beate schon zum Gehen wenden wollte. Ihre ernste Miene bat eindringlicher, als Worte es vermocht hätten. Trotzdem wiederholte sie ihre zuvor geäußerte Bitte.
    „Mademoiselle Schenke, ehe Sie gehen, sollten Sie mit Doktor Ferrard reden.“
    „Über … über … den da? Da gibt’s wohl nichts mehr zu reden.“
    „Bitte.“
    „Wenn ich nicht an einem Herzinfarkt zugrunde gehen will, sollte ich diese Episode schnellstmöglich aus dem Gedächtnis streichen.“
    „ Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe Monsieur Germeaux selbst in Aktion erlebt.“
    „Sie wi ssen besser als ich, dass er kein gesundheitliches Problem hat. Dem kann höchstens ein Psychiater helfen. Oder eine Zwangsjacke in einer geschlossenen Anstalt mit Gummizelle.“
    „Hören Sie sich an, was der Chefarzt zu sagen hat. Es ist wirklich von Dringlichkeit.“
    Beate seufzte, trottete jedoch, noch immer widerwillig, hinter der Schwester her. Sie war der Frau einen Gefallen schuldig und nur deswegen ging sie zurück, suchte sie nach einer Rechtfertigung für ihren Wankelmut. Das hatte nichts mit Alain zu tun. Der interessierte sie nämlich nicht im Geringsten. Es war ihr im Gegenteil völlig schnuppe, welche Probleme es mit ihm gab. Sie beabsichtigte nicht, diesem Unhold einen Dienst zu erweisen und sei er noch so winzig. Nicht für alle Reichtümer dieser Welt!

10. Kapitel
     
    „Monsieur …“ Beate verschluckte sich fast, als ihre Augen dem vernichtenden Blick begegneten, der ihr wie ein Giftpfeil ins Gesicht schoss. Sie hob beschwichtigend die Hände und verbesserte sich mit unüberhörbar zynischem Unterton: „Verehrter Herr Chefarzt, Doktor Ferrard, Sie wollten mit mir über Ihren Problemfall Alain Germeaux reden?“
    Zufrieden nick te das glatzköpfige Männchen, welches Beate gerade bis zur Nasenspitze reichte und ihr seine körperliche Unterlegenheit sichtlich übel nahm. Wenigstens konnte er die soeben gehörte Anrede halbwegs akzeptieren. Ordnung musste sein und in seiner Position konnte er Respekt einfach erwarten. Wenngleich ihm der sarkastische Ton in der Stimme der jungen Dame missfiel, erhellte sich seine Miene.
    Es hatte den Chefarzt, Doktor Sebastian Michel Ferrard, in den vergangenen Jahren einen nicht unerheblichen Teil seiner Zeit, An strengung und Nerven gekostet, das Klinikpersonal entsprechend seiner Vorstellungen von Disziplin zu erziehen. Umso mehr achtete er heute mit Argusaugen darauf, dass niemand seine hart erkämpfte Autorität auch nur im Mindesten in Frage stellte.
    „Treten Sie ein, Mademoiselle. Bitte sehr, nehmen Sie Platz und machen Sie es sich bequem. Ich darf Ihnen gewiss einen Kaffee anbieten.“ Er grinste Beate gönnerhaft an. Ein Schnipsen mit den Fingern genügte und einen Wimpernschlag später eilte eine Schwester herbei und stellte eine große Tasse dampfenden Kaffees vor die Besucherin. Voll Genugtuung bemerkte Doktor Ferrard Beates rotgeränderte Augen, deshalb ergänzte er im Plauderton: „Sie sehen ganz so aus, als hätten Sie eine Stärkung bitter nötig.“
    Hmpf! Sie schnaufte ärgerlich und flammende Röte stieg ihr ins Gesicht. Diesen Kommentar hätte er sich getrost schenken können. Was hätte sie in diesem Moment nicht alles darum gegeben, dem kleinen Wicht den Hals umdrehen zu dürfen. Ein ganz klein wenig bloß, dachte sie, würgte diesen subversiven Gedanken jedoch ab und weigerte sich standhaft, ihn zu vertiefen, obwohl sein selbstgefälliges Lächeln regelrecht nach ihrer Hand schrie, die in seine arrogante Visage schlug. Anscheinend kam sie vom Regen in die Traufe. Heiliger Strohsack, die Blasiertheit der Pariser Männerwelt spottete einfach jeder Beschreibung!
    „Ich habe gehört, Sie weilen erst kurze Zeit in Paris? Wie gefällt es Ihnen in unserer wunderschönen Stadt? Hat sie nicht ein einmalig liebenswertes Flair zu bieten? So etwas werden Sie zweifellos nirgends sonst auf der Welt finden – nicht einmal in Ihrem Deutschland. Haben Sie bereits die Gelegenheit genutzt, sich etwas genauer in meiner Klinik umzusehen? Es versteht sich ganz von selbst, dass ich hier mit den modernsten Geräten arbeite, die derzeit weltweit auf dem Markt zu haben sind. Das hat natürlich alles seinen Preis, wobei mir für meine Patienten selbstverständlich nichts zu teuer ist.“
    „Selbstverständlich“, knurrte Beate,

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