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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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behauptet, ich sei gesund? Frag Ferrard, er ist der Spezialist, dem ich dieses Gift zu verdanken habe.“
    „ Und sie sind alle für deine … die Spenderniere?“
    „Es ist jetzt meine Niere.“ Seine Stimme hatte einen scharfen Ton angenommen, der Beate frösteln ließ. Er warnte sie eindringlich, sich nicht noch weiter auf dieses Terrain vorzuwagen.
    Sie schwieg bedrückt. Selbst nach der Transplantation würde Alain nie wieder völlig gesund sein. Wahrscheinlich würde er Zeit seines Lebens auf Medikamente angewiesen sein, um die Immunreaktionen seines Körpers gegen das fremde Organ zu unterdrücken. Weil es eben nicht seine Niere war! widersprach sie in Gedanken mit einem leichten Anflug von kindlichem Trotz. Das Transplantat würde in ihm stets ein Fremdkörper bleiben, welchen sein Organismus mit allen möglichen Beschwerden loszuwerden versuchte.
    Erst nachdem sie jetzt bewusst danach suchte, entdeckte sie ein winziges Stück der tiefroten Operationsnarbe, die über seiner rechten Hüfte endete.
    Ohne sich umzudrehen, bat Alain mit überraschend freundlicher Stimme. „Könntest du so nett sein … Ich habe meinen Pullover vorhin … ich weiß nicht genau, irgendwo da draußen … liegenlassen. Wenn du …“
    Beate lehnte sich gegen den Türrahmen und genoss den Anblick von Alain, der den Mund verwirrt auf- und zuklappte. Er erinnerte ein bisschen an einen Fisch. Ein Fisch mit einem Gesicht wie ein griechischer Gott, aber trotzdem ein Fisch .
    E r lachte unsicher auf, während ihm eine geradezu liebliche Röte übers Gesicht kroch. „ Mon dieu! Ich …“
    „ Oh! Mache ich dich etwa nervös?“
    Nach wie vor war er darauf bedacht , ihr den Rücken zuzuwenden, und verrenkte sich fast den Hals bei dem Versuch, ihr Gesicht zu beobachten. Ob sie etwas gesehen hatte? Ob er sie durch seine Bemühungen, kein Aufsehen zu erregen, erst aufmerksam machte?
    Es war eines der wenigen Male, seit sie ihn kannte, dass er seine Gelassenheit verlor. Die Hand, die er gerade ausgestreckt hatte, um zwei Teller aus dem Regal zu nehmen, verharrte reglos mitten in der Luft, bevor er sie wieder sinken ließ, sein eben noch leicht erboster Blick wirkte in dieser Sekunde regelrecht entsetzt und er schüttelte den Kopf.
    „Ja, verdammt! Ich kann mich doch nicht so … so unzivilisiert, meine ich, zum Essen mit dir setzen“, fiel ihm zu seiner Erleichte rung als Begründung ein.
    Nur l angsam dämmerte ihr der wahre Grund für seine Zurückhaltung. Die Operationsnarbe am Unterbauch wurde von seiner Jeans verdeckt. Also wollte er ihr den Anblick des Hakenkreuzes ersparen! Beschämt murmelte sie eine Entschuldigung und eilte mit glühenden Ohren aus der Küche, um nach seinem Pullover zu suchen. Spätestens nach dieser scheinbar bedeutungslosen Szene hätte sie Stein und Bein geschworen, dass Alain unter dem schützenden Mantel unverfrorener Arroganz in Wahrheit höchst verletzlich war. Großer Gott, er war auch bloß ein Mensch, wenngleich er sich die größte Mühe gab, dass ihn niemand durchschaute. Er war zu beherrscht, zu clever und viel zu intelligent sowieso.
    Sie selber dagegen würde sich hauptsächlich auf ihre Sturheit verlassen müssen, um zu ihm vorzudringen.
    Lediglich Alain wunderte sich einen Augenblick, als er Beate die Melodie des „Triumphmarsches“ pfeifen hörte.

17. Kapitel
     
    Schweigend wie am Abend zuvor saßen sie sich gegenüber. Aber es war keine peinliche Stille zwischen ihnen, sondern eine seltsam harmonische und einvernehmliche Ruhe. Zum ersten Mal in Alains Gegenwart fühlte sich Beate frei von dem Drang, sich mit allen möglichen Verteidigungswaffen auszurüsten in Erwartung seines Angriffs. Sie wusste ebenso wie Alain, dass sie ein winziges Stück seiner menschlichen Seite gefunden und freigelegt hatte. Für einen Moment war er angreifbar und verletzlich gewesen und beiden war klar, dass sie auf seinen Schwächen hätte herumreiten und ihn der Lächerlichkeit preisgeben können. Dass sie es nicht getan hatte, würde ihn zumindest heute davon abhalten, sich mit ihr anzulegen.
    Er hat sich noch nicht einmal rasiert, stellte sie fest, und der Besuch beim Friseur ist ohnehin längst überfällig. Aber verdammt, ihr hatten schon immer Männer ausnehmend gut gefallen, die so ein bisschen abgerissen aussahen! Und dann dieser Gesichtsausdruck, den er gehabt hatte, als sie ihn am Herd überraschte, auf der einen Seite verspielt, auf der anderen hoch konzentriert.
    Und dann zu Tode erschrocken.
    Die

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