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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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nahm einen Schluck Rotwein, als könnte sie sich damit auf die Schnelle Mut antrinken, und flüsterte: „Genau das.“
    Das Messer fiel Ala in bei diesen Worten aus der Hand. Dann warf er ebenfalls seine Gabel auf den Tisch und schrie wutentbrannt: „Verflucht! Wieso?“
    „ Ich wollte dir helfen. Hast du vergessen, dass ich es war, die dich gefunden hat? Damals in deinem Zimmer. Bewusstlos. In einem mehr als erbarmungswürdigen Zustand. Ich habe versucht, dir erste Hilfe zu leisten. Ich habe dir die Jacke und dein … dein Hemd ausgezogen, um …“
    Resigniert winkte sie ab , als er einen seiner farbenfrohen Flüche vom Stapel ließ.
    „Weshalb versuche ich eigentlich, mich zu entschuldigen? Welchen Sinn hätte es, würde ich ahnungslos tun, als wäre das niemals passiert? Es wäre nichts anderes als eine Lüge, denn was immer es auch war, was du mir nicht sagen willst oder kannst, es ist passiert. Willst du nicht mit mir darüber reden?“
    Er schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf.
    „Warum? Warum können wir uns nicht wie vernunftbegabte Menschen unterhalten?“
    „Weil ich jetzt das Murg Bhuna probieren möchte.“
    „Lenk nicht ab, Alain.“
    „Weil nichts mehr normal ist“, fuhr er auf und sein Gesicht lief rot an. „Meine Welt ist völlig aus den Fugen geraten, seit du hier in Paris aufgetaucht bist und mir in der Klinik das erste Mal gegenübergestanden hast.“
    Beate verzog das Gesicht zu einem nachsichtigen Lächeln. Seine Worte trafen sie nicht. Und seine Wut , dessen war sie sicher, war keineswegs gegen sie gerichtet.
    „Hast du eventuell noch anderes drauf, als Vorwürfe zu machen, zu beleidigen und zu beschimpfen? Dinge, die einigermaßen Sinn machen?“
    „ Lass mich nachdenken.“
    „Was? Du denkst nach?“, staunte sie und packte so viel Sarkasmus in ihre Stimme, wie darin nur Platz hatte . „Gib besser gleich auf.“
    „Ich kann …“, er kramte angestrengt in seinem Gedächtnis, „kochen und zwar mehr , als bloß Eier braten.“
    „Die weder versalzen noch angebraten waren. Ja, ich erinnere mich auch mit tropfendem Zahn an leckere Croissants und einen Kaffee, der einen Kenner vor Dankbarkeit in die Knie sinken lässt. Hat dir Juliette das alles beigebracht?“
    Alains Blick schien sie durchbohren zu wollen. „Nein“, antwortete er und mühte sich vergebens, seiner Stimme einen gleichmütigen Klang zu geben.
    In ihren Augen war er noch immer nichts anderes als ein Trunkenbold und Schläger, ein eiskalter Verführer und herzloser Mädchenschänder und wer weiß was noch alles. Sie traute ihm nicht.
    Und sie tat vermutlich gut daran.
    „Ich kann blind meine PC-Tastatur bedienen und werde mein Architekturstudium in absehbarer Zeit beenden.“
    „He, he, he, du legst dich ja mächtig ins Zeug. Dein Ehrgeiz bringt mich dazu , das Knie vor dir zu beugen.“
    „Außerdem bin ich ein ganz passabler Schlittschuhläufer. Ich kann eine perfekte Acht aufs Eis legen.“
    „Pfff, ist doch pippieinfach. Auch wenn ich nicht so aussehe, aber das kann sogar ich.“
    „Aber nicht in römischen Ziffern“, grinste er selbstgefällig.
    Beate brach in schallendes Gelächter aus. „Konkurrenz für Superman?“
    „Nicht ganz. Mit dem Fliegen will es nicht so recht klappen. Dafür brauche ich nach wie vor Pierres Jet.“
    „ Sag jetzt nicht, du könntest … Du kannst fliegen?“, flüsterte sie, Ehrfurcht in der Stimme. „Du selber? So richtig?“
    Er neigte leicht den Kopf.
    „ Boah. Superman, sag ich doch. Und ich habe mir eingebildet, Sohn sein würde einem wie dir ausreichen.“
    „Genügt es dir , des reichen Germeaux geliebtes Töchterchen zu sein?“
    „Ich war vierundzwanzig Jahre lang niemandes Tochter. Und auch wenn du mir das nicht unbedingt glauben wirst, sich an Neues zu gewöhnen, fällt in meinem Alter bereits schwer.“
    „Danke für das Kompliment, mein Kind“, spottete er . „Ich bin dann in deinen Augen wohl schon ein Greis?“
    „Nun, wenn du mich so fragst …“
    „Tue ich nicht.“ Er betrachtete sie schmunzelnd. „Hast du schon von dem Fleisch gekostet? Es schmeckt köstlich.“
    „Darf ich dich noch etwas fragen?“
    Alain ließ sich Zeit mit einer Antwort. Mit Akribie schob er sich eine weitere Portion in den Mund. Während er sorgfältig darauf herum kaute, betrachtete er voller Argwohn die Frau gegenüber.
    „Warum können manche nie genug bekommen?“
    „Wer war das?“
    E ine tiefe Falte grub sich in seine Stirn und er wirkte schlagartig unsicher.

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