Tödliche Mitgift
Perugia tun?«
Er musste seine Ungeduld nicht einmal vortäuschen. »Sie hatte keine Pläne. Annegret war enttäuscht vom Verhalten ihres Mannes und brauchte Trost, Beistand und einen Tapetenwechsel. Wissen Sie, bei uns in Deutschland regnet es viel, manchmal hilft ja auch ein wenig Sonnenschein!« Das war zu dick aufgetragen gewesen. Der Commissario Capo rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, die Kommissarin aus Lübeck runzelte die Stirn und notierte sich etwas.
»Wer ist der Mann, der zusammen mit Ihrer Schwester hier angekommen ist?«
Das war der schwierigste Teil seiner Aufgabe. Matthias Nowak spürte, wie ihm warm wurde, und er hoffte, dass sich keine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Konnte man seine Schweißdrüsen beeinflussen? Es war doch kühl hier drinnen. Beim Hereinkommen hatte er den Raum jedenfalls als kühl empfunden. Nicht schwitzen! Mit Rizzo hatte er besprochen, dass er schlecht leugnen konnte, Berry zu kennen oder von seiner Anwesenheit im Guarini zu wissen. Der Grund für Berrys Anwesenheit in Perugia durfte aber keinesfalls bekannt werden.
»Bernhard Löwgen ist ein alter Freund von uns. Ich war selbst verwundert, dass er Annegret begleitet hat. Ihre Beziehung war rein platonisch. Vielleicht wollte er einfach Urlaub hier machen und sich die Stadt angucken?«
Der Ton der Commissaria Sponza war sachlich, hatte jedoch einen deutlich wahrnehmbaren, provokanten Unterton. »Woher kennen Sie diesen Bernhard Löwgen?«
Seine Atmung, er musste langsamer atmen! Gleichzeitig spürte Matthias Nowak, dass es unter seinen Armen feucht wurde. Solange er nur leicht schwitzte, sah das niemand, weil er wohlweislich ein Jackett über dem Hemd trug.
»Er hat mal freiberuflich für mich gearbeitet. Ich kannte ihn, weil er vorher bei meinen Schwiegereltern in einer Autowerkstatt angestellt gewesen war.« Es entstand eine kleine, angespannte Pause, die Matthias Nowak dazu nutzte, an kühlen Wind und ruhig daliegendes Meer zu denken. Eine ganze Valium wäre wirkungsvoller gewesen.
»Hat Ihre Schwester Herrn Löwgen in der Zeit kennengelernt, als er für Ihre Firma gearbeitet hat?«
»Ich weiß es nicht. Das ist zumindest nicht auszuschließen«, gab Nowak bedächtig zurück. »Wir hatten mal eine größere Weihnachtsfeier, auf der Annegret anwesend war. Manchmal besuchte sie mich auch in der Firma …«
»Wussten Sie, dass Ihre Schwester und Bernhard Löwgen sich näher kennen?«
»Nein.«
Wer lügt, macht oft zu viele Worte, hatte er mal gelesen. Sein schlichtes Nein schien die Polizisten aber auch nicht zu überzeugen. Es war halt schwer zu glauben. Der Commissario Capo hob zu einem ausgedehnten Kommentar auf Italienisch an.
Vittoria Sponza antwortete ihm, dann wandte sie sich auf Deutsch an Matthias Nowak: »Können Sie uns sagen, mit wem Ihre Schwester hier noch Kontakt hatte?«
Er zuckte die Schultern. Sie hatte ihm den Ball perfekt zugespielt. »Annegret fühlte sich schon in Lübeck von irgendjemandem bedroht. Nicht von Bernhard, der war es nicht. Vielleicht ist derjenige ihr hierher gefolgt? Es würde mich auch interessieren, wo sich ihr Ehemann herumtreibt. Warum hat er sie nicht beschützt?« Die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht gespielt. Die Frau mit dem hellen Haar fixierte ihn nachdenklich. Normalerweise hätte er den interessierten Blick als schmeichelhaft empfunden und sie in einer Bar oder Kneipe sogar angesprochen. Hier versuchte er, sie nicht weiter zu beachten und sich mehr auf die italienische Kommissarin zu konzentrieren.
»Wie oft haben Sie Ihre Schwester seit ihrer Ankunft in Perugia gesehen oder gesprochen?«
»Nach ihrer Ankunft sind wir am Folge tag ja mit meiner Frau zusammen essen gegangen. Wir waren im La Taverna und hatten einen Tisch nah am Ausgang. Danach haben wir uns erst mal nicht mehr getroffen. Dann hatte ich geschäftlich in Rom zu tun, und als ich wiederkam … Ich konnte Annegret nicht erreichen und habe mir Sorgen gemacht.«
»Hat sie bei Ihrem Treffen etwas erwähnt, was uns weiterhelfen könnte. Gemeinsame Bekannte hier in Perugia, irgendwelche Pläne?«
»Nein, nicht dass ich wüsste. Sie erzählte uns, sie sei sauer auf Ole, ihren Mann, weil er sie im Stich gelassen hatte, und sie würde die geplante Hochzeitsreise deshalb allein unternehmen. Etwas in der Richtung. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht so genau zugehört. Sie war schon immer … impulsiv, und unser Verhältnis war zuletzt auch ein wenig distanzierter. Ich meine, sie hätte
Weitere Kostenlose Bücher