Tödliche Nähe
Nia. Statt seiner Geschichte hatte er nur noch sie im Kopf.
Begehren … Sehnsucht … Zweimal erwischte er sich bei dem Entschluss, ins Hotel zu fahren. Einmal war er sogar fast schon an der Haustür, bevor er wieder zur Besinnung kam. Das konnte er einfach nicht bringen.
Noch nicht zumindest. Erst musste er einen klaren Kopf bekommen, denn jedes Mal, wenn er Nia sah, setzte sein Verstand schlagartig aus. Er musste das Ganze in den Griff kriegen, bevor er den nächsten Schritt unternahm.
Das klang nach einem gut durchdachten Plan, der auch nicht schwer umzusetzen schien. Schließlich würde sie nicht ewig in Ash bleiben, und er musste ohnehin nicht in die Innenstadt, richtig?
Plötzlich war ein Motorengeräusch in der Einfahrt zu hören und ließ Law zusammenzucken. Fluchend sprang er vom Schreibtisch auf, den er noch an eine Wand ins Wohnzimmer gequetscht hatte, lief zum Fenster und riss ungläubig die Augen auf, als Nia vor dem Haus vorfuhr.
»Nia«, brummte er. »Fuck!«
Auweia – keine gute Kombination von Wörtern, denn immer, wenn er an sie dachte, ging ihm etwas Ähnliches durch den Kopf.
Er bekam einen trockenen Mund, strich sich über das stoppelige Kinn und schaute an sich hinunter. Am Morgen hatte er zwar geduscht – anders konnte er seinen Körper nicht zum Aufwachen bewegen –, aber er war seit dem vergangenen Freitag unrasiert, und seine Jeans hatten auch schon bessere Zeiten gesehen. Mist, verdammter!
Andererseits total albern. Was sollte er sich den Kopf über so eine blöde Hose zerbrechen – schließlich hieß er nicht Remy. War es nicht egal, was für Klamotten er anhatte, solange sie sauber waren? Er hatte geduscht, er war angezogen, alles andere interessierte nicht.
Außerdem wusste er nicht einmal, was sie von ihm wollte, richtig?
Doch als sie anklopfte, schoss er hoch wie eine Sprungfeder, ihm wurde heiß und sein Herz raste. Allein das Laufen bereitete ihm Schmerzen, sein Schwanz pulsierte, und er hatte einen Ständer, bevor er überhaupt die Tür aufmachte. Er konnte immer noch ihre Küsse schmecken, immer noch spüren, wie eng, wie heiß sie war.
»Reiß dich zusammen«, knurrte er und öffnete ihr.
Nia betrachtete gerade den Wald, der das Haus umgab, und gönnte ihm somit noch eine Millisekunde, um wieder herunterzukommen, aber es half nicht viel. Und als sie sich schließlich zu ihm umwandte, stand er nur da, schaute ihr in die Augen, verzehrte sich nach ihr und schien plötzlich einen Knoten in der Zunge zu haben.
»Hallo.«
Sie lächelte.
»Selber hallo«, murmelte sie und legte den Kopf schief. »Hast du heute schon etwas vor?«
Law zuckte mit den Schultern. »Nichts, was sich nicht verschieben ließe.«
Sie kam auf ihn zu geschlendert, war nun ganz nah, und er musste sich mit aller Macht in Erinnerung rufen, was er sich eben vorgenommen hatte – er wollte herausfinden, was eigentlich los war, beziehungsweise, ob überhaupt irgendetwas los war … Das würde das einzig kluge, logische und reife Verhalten sein.
Doch als er tief durchatmete, sog er ihren Geruch ein, was seine Erregung nur noch steigerte. Und zu allem Überfluss legte sie ihm eine Hand auf die Brust. »Vielleicht darf ich ja kurz hereinkommen …«
»Vielleicht.« Sein Gehirn war inzwischen wie vernebelt, seine grauen Zellen versagten den Dienst, was nur noch schlimmer wurde, als sie ihm eine Hand in den Nacken legte und ihn zu einem Kuss zu sich herunterzog. »Kommt ganz darauf an, warum du hereinkommen möchtest. Du willst mir doch nichts verkaufen, oder?«
Nia kicherte und trat einen Schritt zurück. »Eigentlich hatte ich bloß vor, mein Versprechen einzulösen.« Sie zog einen Streifen Kondome aus der Tasche.
Verdammt. Scheiß auf Logik. Scheiß auf reifes Verhalten.
Kurzerhand nahm er ihr die Kondome ab, schlang einen Arm um ihre Taille und drückte sie an sich. Eng aneinandergeschmiegt stolperten sie ins Haus, ohne sich auch nur eine Sekunde loszulassen. Mit der Schulter stieß er die Tür zu und ließ sich von innen dagegenfallen, während er ihr durchs Haar strich.
Ohne auch nur ein Wort zu verschwenden, widmete er sich ihrem Mund – was gab es dazu auch noch zu sagen? Sie wussten beide, was sie wissen mussten. Er wollte sie – und sie wollte ihn, sonst wäre sie schließlich nicht zu ihm gekommen, oder?
Bereitwillig öffnete sie die Lippen. Als sie jedoch andeutete, die Führung zu übernehmen, ließ er es nicht zu. Sein Verlangen würde ihn noch umbringen.
Schon seit er sie im
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