Tödliche Nähe
deinen Klamotten interessiert, nicht an meinen. Das hier geht ganz allein auf dein Konto, Freundchen.«
Er versuchte sich zu entsinnen, wann er ihr diesen roten Spitzenfetzen überhaupt heruntergestreift – gezogen, gerissen oder was auch immer – hatte. »Gutes Argument. Also schon, ich habe sie kaputt gemacht. Kann also sein, dass ich dir ein neues Höschen schulde.«
»Kann sein?« Sie stützte das Kinn aufs Knie und schmiss den Slip mit einer schwungvoller Bewegung wieder auf den Boden. »Kann ganz gut sein.« Sie kicherte und blickte sich um. »Auf dem Fußboden … Unglaublich, dass ich auf dem Fußboden über dich hergefallen bin.«
Allein bei ihrem Anblick bekam er einen trockenen Mund und spürte einen ganz seltsamen Stich im Herzen. »Ich glaube, wir sind gegenseitig über einander hergefallen. Außerdem können wir es immer noch mit dem Schlafzimmer versuchen, wenn du es mal weniger eilig hast.« Er rieb sich übers Gesicht und stellte fest, dass er nach ihr roch – und es gefiel ihm, gefiel ihm sogar außerordentlich gut.
»Nö, ich habe es nicht besonders eilig. Ich habe schon seit Jahren nichts so Verrücktes mehr getan, weißt du.« Sie kniete sich hinter ihn und schlang die Arme um ihn. Er spürte ihre weichen, warmen Brüste an seinem Rücken, woraufhin sein Schwanz sich wieder regte.
Runter mit dir, Freundchen , dachte er zerknirscht. Noch eine Nummer auf dem Dielenboden kam erst einmal nicht infrage. Feingefühl – das war das Gebot der Stunde. Er kannte die Bedeutung dieses Worts und sollte es doch wohl hinkriegen, sich entsprechend zu verhalten. Normalerweise bekam er das doch ganz gut hin.
Er schaute sie über die Schulter hinweg an und streichelte ihren Arm. »Ich auch nicht, muss ich zugeben.« Ihr Mund sah so verführerisch aus, und ehe er sich’s versah, küsste er sie, wobei er mit einer Hand ihren Hinterkopf stützte, für den Fall, dass sie versuchen würde, zurückzuweichen.
Wollte sie aber gar nicht.
Verdammt!
Daran könnte er sich gewöhnen. Und zwar schneller, als ihm lieb war.
Er konnte sich nur schwer von ihr lösen, stand auf und trat einige Schritte beiseite. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich könnte eine Dusche gebrauchen«, sagte er wie beiläufig.
Die Augen noch immer halb geschlossen, streckte sie sich, stand auf, kam lächelnd auf ihn zu und strich ihm mit einem ihrer Zeigefinger über die Brust.
»Ist das eine Einladung, Reilly?«
»Sieht ganz so aus.« Sein Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie sich an ihn drückte, und aus der leisen Regung wurde etwas Handfestes. Egal, wie sehr er sich auch zusammenriss, dagegen konnte er nichts machen. »Du bedeutest Ärger, Nia Hollister«, brummte er. »Und zwar mächtigen.«
»Das war schon immer so.«
Er näherte sich ihnen durch den Wald.
Bevor er einen Plan aufstellte und überhaupt erst einmal alle seine Möglichkeiten durchging, musste er wissen, warum sie da war.
Möglicherweise gab es für Nia Hollisters Aufenthalt einen ganz banalen Grund.
Doch das glaubte er nicht. Sie schaute beim Sheriff vorbei, schnüffelte in amtlichen Dokumenten herum … Nein, es konnte keinen banalen Grund dafür geben. Aber bevor er dies nicht genau wusste, würde es ihm auch nicht möglich sein, sich eine Strategie zurechtzulegen.
Es steckte etwas Bestimmtes dahinter, und es galt, herauszufinden, was es war. Er musste einfach mehr über sie in Erfahrung bringen. Dabei hatte er bereits verstörend viel herausgefunden. So war klar, dass es auffallen würde, wenn sie einfach verschwände.
Bei Nia Hollister handelte es sich nicht einfach bloß um irgendeine Fotojournalistin – seiner Meinung nach eine etwas schickere Bezeichnung für Fotografin. Sie war tatsächlich einigermaßen bekannt in ihrer Branche, hatte sich einen Namen gemacht, sodass ihr Fehlen auffallen würde. Das Risiko durfte er nicht eingehen.
Wäre Ash eine Großstadt gewesen, hätte man annehmen können, sie wollte dort Aufnahmen machen. Als Reporterin konnte es schließlich sein, dass sie an einer Geschichte über den Tod ihrer Cousine schrieb. Auch diese Möglichkeit durfte er nicht völlig außer Acht lassen. Auf gar keinen Fall sogar. So ein Bericht wäre nicht gerade zuträglich für ihn. Die große Aufmerksamkeit hätte … unangenehme Nebeneffekte. Und das durfte er keinesfalls zulassen.
Deswegen ließ er lieber äußerste Vorsicht walten, denn er wollte nichts unternehmen, das die Aufmerksamkeit ausgerechnet wieder auf diese dumme
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