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Toedliche Offenbarung

Titel: Toedliche Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Kuhnert
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Prinzip von Broderich klar: Der Journalist hat sich als Dienstleister betrachtet, nicht als Erpresser. Für seine öffentliche Meinungsmache nahm er Geld. Der Preis richtete sich nicht nach der Anzahl der Zeilen, sondern nach der Wichtigkeit der Behauptungen für den jeweils Betroffenen. Im Fall von Goldmann ist die Auflösung des von Broderich initiierten Internetforums Bürger gegen Golf ein geldwerter Vorteil. Dafür wollte Broderich ursprünglich fünfzigtausend Euro haben, hat sich aber schließlich mit zwanzigtausend begnügt.
    »Natürlich ist die Summe kein Pappenstiel, die Verhinderung des Projektes hätte den Club jedoch wesentlich mehr gekostet – vor allem an Prestige.« Goldmanns hellblaues Poloshirt zeigt unter den Achseln Schweißflecken in der Größe eines Gummibaumblattes. Seine Augen flackern unruhig, als er Beckmann ansieht. Doch der lässt nicht locker.
    »Von wem stammt das Geld, und wann haben Sie es Broderich gegeben?«
    »Das Geld gehört mir, privat.« Goldmann zögert kurz, dann fügt er hinzu. »Ich möchte nicht, dass darüber etwas an die Öffentlichkeit dringt.«
    Beckmann übergeht diesen Einwand kommentarlos. Er hasst es, sich zu wiederholen.
    »Und wann haben Sie ihm das Geld gegeben?«
    »Als er zum letzten Interview kam. Das ging alles ziemlich schnell. Wir haben nicht viel gesprochen. Nicht einmal danke hat er gesagt.« Goldmann tupft sich mit dem Taschentuch erneut die Stirn ab.
    Beckmann mustert den vor sich hin schwitzenden Präsidenten des Golfclubs. Die durchnässte Stelle unter den Achseln reicht mittlerweile tief bis zur Taille hinunter, auch auf Rücken und Brust gibt es einen dunklen Fleck. Ist der Schweiß der Hitze geschuldet oder der Angst? Wie auch immer, wohl scheint Goldmann sich nicht in seiner Haut zu fühlen. Das heißt aber nichts. Jemand, der zwanzigtausend Euro aus der Privatschatulle für den Golfclub zückt, hat auf jeden Fall keine Geldsorgen, zumindest keine, die groß genug wären, um dafür zu töten.
    Streuwald hat von Beckmanns Überlegungen nichts mitbekommen und ist überrascht, als dieser ihm mit dem Kopf ein Zeichen macht, dass sie gehen sollten.
    Streuwald kann nicht begreifen, dass die lapidare Antwort des Anwalts ausreichen soll, Goldmann einfach hier zu lassen, ohne ihn zum Protokoll zu bestellen, ohne Daumenschrauben anzulegen. Streuwald bleibt deshalb auf dem Sofa sitzen.
    »Kommen Sie, Streuwald. Es ist erst einmal alles gesagt.«
    Streuwald erhebt sich widerwillig vom Sofa.
    »Meine Herren, wir sehen uns wieder«, verabschiedet sich Beckmann, als Streuwald endlich neben ihm steht. »Kommen Sie morgen im Kommissariat vorbei, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können.«
    Im Gehen fällt Beckmanns Blick auf die aufgereihten Golfbälle. Der Golfball. Doktor Schmidt. Wenn die bunten Fahnen wehen. Verdammt, den Golfball hatten sie ganz vergessen, als der Anruf wegen Felix kam. Beckmann nimmt einen der kleinen runden Dinger in die Hand.
    »Hier sind die Farben der Fahne anders als bei dem, den Sie hatten – dafür stimmen sie mit der Fahne von Schmidts Foto überein. Grün, gelb, rot.«
    »Stimmt.« Streuwald dreht sich zu Goldmann um. »Ihre Mitarbeiterin sagte gestern etwas von einem Fehldruck. Ist das einer aus dieser Serie?«
    »Sie meinen Frau von Lauenstein? Das ist eigentlich keine Mitarbeiterin, sondern …«
    »Ist es einer von diesen Fehldrucken?«, unterbricht Beckmann ihn.
    »Ja, das ist einer davon.«
    »Wie viele gibt es?«, kommt es wie aus der Pistole geschossen von Beckmann.
    »Als Probedruck wurden nur zehn Exemplare produziert.«
    Beckmann zählt die Bälle mit den Augen ab.
    »Und wo ist der Zehnte?«
    »Keine Ahnung.« Goldmann zuckt mit der Schulter.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal alle Bälle gesehen?« Genervt von dem zähen Frage- und Antwortspiel schaut Beckmann auf die Uhr. Eigentlich sollten sie schon längst auf dem Weg nach Celle sein. Eine halbe Stunde brauchen sie bestimmt. Hoffentlich ist der Tote bis dahin nicht schon abtransportiert.
    »Ich kann mich wirklich nicht erinnern«, murmelt Goldmann. »Die liegen da schon ewig. Die nehme ich gar nicht mehr wahr.«
    Schlechte Erinnerung scheint das Markenzeichen von Goldmann zu sein, findet Beckmann. Genau wie das fehlende Vermögen, den Ernst der Lage zu erfassen.
    »Der Raum ist auch den anderen Vorstandsmitgliedern, den Sekretärinnen und den Spielführern zugänglich«, schaltet sein Anwalt umso schneller.
    »Und der Golflehrer?«, fragt Beckmann.

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