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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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verpassen konnten. Sergeant Hale erkannte sie sofort; er besaß die königliche Gabe, sich an Namen und Gesichter erinnern zu können, ohne die kein Constable je hoffen durfte, zu einem Sergeant aufzusteigen.
    »Guten Abend, Madam«, sagte Sergeant Hale.
    »Guten Abend«, sagte Mrs Clair, und der Sergeant war ein wenig überrascht, als sie stehen blieb, so, als wollte sie ein Gespräch mit ihm beginnen. Die meisten Leute, die eine Tragödie erlebt hatten, und sei es auch nur aus der Ferne, neigten dazu, jene Männer der Polizei zu meiden, mit denen die Tragödie sie in Berührung gebracht hatte, vermutlich, weil die düstere dunkelblaue Uniform sie unweigerlich an das erinnerte, was sie zu vergessen suchten. Sergeant Hale blieb am Bordstein stehen, die Hände an der Lenkstange; wenn er sie so betrachtete, war Mrs Clair eine charmante alte Dame, so gepflegt und distanziert, dass nicht einmal ihre Trauerkleidung sonderlich deplatziert wirkte in den sommerlichen Straßen.
    »Ich fürchte«, begann Mrs Clair, »dass ich mich bei Ihnen nie richtig für die Freundlichkeit bedankt habe, mit der Sieim Haus meiner Tochter Ihrer Pflicht nachgekommen sind. Sie waren sehr nett zu ihr, und es ist Ihnen zu verdanken, dass sie nicht noch stärker litt. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Sergeant.«
    »Aber nicht doch, Madam«, sagte der Sergeant und strich sich über den schwarzen Schnurrbart. »Wir haben alle unsere Pflicht zu erfüllen, und es obliegt uns, sie anständig zu erledigen. Das war allerdings eine sehr traurige Sache, Madam.«
    »Ja«, seufzte Mrs Clair. »Und dennoch, wenn ich jetzt daran denke, es hätte schlimmer kommen können. Denken Sie nur, wenn die Kinder es mitbekommen hätten!«
    »Ja, das wäre schlimm gewesen«, erwiderte der Sergeant.
    »Wenn sie etwas gesehen hätten, wäre das fürchterlich gewesen. Sie hätten vielleicht sogar als Zeugen aussagen müssen!«
    »Nun, ich weiß nicht, Madam. Wie alt sind sie denn?«
    »Eins ist sieben und das andere vier.«
    »Laut Gesetz muss ein Kind erst die Bedeutung des Eides verstehen, bevor es als Zeuge aussagen kann. Im Alter von sieben kann das durchaus möglich sein – das habe ich selbst schon mal erlebt. Aber nicht mit vier, Madam. Nicht einmal vor dem Untersuchungsrichter, und ganz gewiss nicht vor Gericht.«
    Sergeant Hale lächelte mit amüsierter Nachsicht, weil er daran denken musste, wie viel ungezwungener die Prozeduren vor dem Untersuchungsrichter waren, verglichen mit den strikten Regelungen zur Zeugenaussage vor Gericht, die das englische Gesetz vorschrieb.
    »Da bin ich aber sehr erleichtert, das zu hören, auch wenn es so weit nicht gekommen ist«, sagte Mrs Clair. »Und ich bin froh, dass die Kinder nichts mitbekommen haben. Eswäre ein Schock gewesen, den sie ihren Lebtag lang nicht mehr vergessen hätten.«
    »Das stimmt, Madam.«
    »Nun, dann noch einmal vielen Dank, Sergeant«, sagte Mrs Clair mit einem hübschen Lächeln zu ihm. »Guten Abend.«
    »Guten Abend, Madam.«
    Sergeant Hale vergaß diesen Vorfall wieder, noch während er sein Fahrrad weiter die Simon Street hinaufschob, doch Mrs Clair dachte auf ihrem Weg die Straße hinunter darüber nach. In den vergangenen drei Tagen hatte sie all ihre freie Zeit damit zugebracht, in den Straßen auf und ab zu gehen in der Hoffnung auf genau diese Begegnung. Nun hatte sie die Information, die sie brauchte und die bestätigte, wovon sie längst schon überzeugt gewesen war. Es bestand keine Möglichkeit, Derrick in den Zeugenstand rufen und gegen seinen Vater aussagen zu lassen. Soweit ihr klar denkender, aber unerfahrener Geist es begreifen konnte, lief Ted keinerlei Gefahr, für den Mord an ihrer Tochter gehängt zu werden. Es gab nicht den geringsten Beweis, der das herbeiführen könnte. Er war clever genug, gerissen genug gewesen, es genau so zu arrangieren.
    Mrs Clairs Absätze klackten in forschem Rhythmus, als sie schnellen Schrittes zur Dewsbury Road eilte. Niemand drehte sich um oder sah sie an, als sie vorüberging; sie war nur eine kleine ältere Witwe, adrett und gepflegt, aber nicht sonderlich auffällig, die eine Vorstadtstraße entlangging. In ihrem faltenlosen Gesicht mit dem hellen rosigen Teint deutete kein Anzeichen auf den tödlichen Vulkan des Hasses, der in ihr brodelte und ihr Herz schier entzweizureißen drohte. Wörter und Sätze schossen ihr durch den Kopf, die zu benutzen sie zuvor nicht einmal im Traum gewagt hätte – siewaren ihr kaum vor zwanzig Jahren in

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