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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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küßte sie auf die Stirn und ging.
    Die riesengroße Tafel lag auf dem Tisch neben
dem Telefon. Sie würde sie für zu Hause aufheben. Im Augenblick wünschte sie
nur, hier herauszukommen. Sie wollte auf die Uhr sehen, aber sie befand sich
nicht an ihrem Handgelenk. Wo war sie? Hatte sie sie verloren? Sie leerte die
Handtasche aufs Bett und fand ihre Ohrringe und die Uhr, die sie anzog. Sehr
aufmerksam von jemandem. Mo vielleicht. Ein wenig mißmutig dachte Wetzon: Ich
bin ihr zu Dank verpflichtet. Wenn sie nicht... Sie ballte beide Hände zu
Fäusten, dann dachte sie daran, daß Silvestri gesagt hatte, er liebe sie.
    »Bist du in anständigem Zustand?« Carlos steckte
den Kopf durch die Tür. Er sah aus wie Vanilleeis — Hosen, Jacke, einen
Borsalino-Strohhut auf dem Kopf, eine Armani-Einkaufstasche in der Hand.
    »Du siehst aus wie ein etwas dunkel geratener
Tom Wolfe.«
    »Und du siehst wie die Elefantenfrau aus.«
    »Tausend Dank. Silvestri wird dir alles
berichtet haben.«
    »Hier sind deine Klamotten.« Carlos reichte ihr
die Einkaufstasche. »Ja, er hat es mir erzählt. Und mir einen höllischen
Schrecken eingejagt.« Er beugte sich über sie. »Laß dich betrachten.«
    »Was meinst du?« fragte sie ängstlich.
    Er musterte sie schalkhaft. »Häääßlich.«
    »Ach, halt den Mund, du Ungeheuer.« Sie hielt
sich die verschrammte Wange und lachte. »Ich könnte eines von den Dingern
brauchen, die arabische Fundamentalisten ihren Frauen aufzwingen.«
    »Eine Burqa? Vergiß es. Nicht romantisch genug.
Ich habe dir genau das Richtige mitgebracht.« Er reichte ihr eine dunkle Brille
mit gewaltigen runden Gläsern.
    Sie setzte sie vorsichtig auf. »Wie sehe ich
aus?«
    Er faltete die Hände vor die Brust. »Auf mein
Wort, Miss Garbo, darf ich Sie um ein Autogramm bitten?« Er grinste sie an.
»Brauchst du Hilfe beim Anziehen?«
    »Also wirklich, Carlos. Trete nur einen Schritt
zurück und ziehe die Vorhänge zu, mein Lieber.« Sie stand langsam auf und
leerte die Einkaufstasche auf das Bett, während er den Vorhang um ihr Bett zog
und sie einschloß. »Wo hast du denn das gefunden? Ich habe es seit Jahren nicht
mehr getragen.« Sie zog einen gelben Baumwolloverall mit kurzen Hosen heraus. Er
hatte ihr den weißen DKNY-Baumwollanzug, BH, Höschen und die Keds mitgebracht.
»Ich bin gleich fertig, aber in die mußt du mir helfen.«
    »In was?« Er machte ein spöttisch lüsternes
Gesicht, als er die Vorhänge teilte.
    »Meine Keds.«
    »Quatsch.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante, und er zog
ihr die Schuhe an. »Wie sieht’s draußen aus?«
    »Ich bin auf dem Weg hierher an einer
Kamelkarawane vorbeigekommen.«
    »Prima. Was meinst du, was ich mit meinem Haar
machen soll?«
    Er neigte den Kopf zur Seite, legte einen Finger
an das Kinn. »Hm, mal sehen.« Er flocht ihr Haar geschickt zu einem einzigen
langen Zopf, langte in die Hosentasche, holte ein Gummiband heraus und schlang
es um das Ende. »Was hältst du davon?«
    »Faßt sich gut an. Wie sieht es aus?«
    Er legte den Kopf wieder schief. »Mir gefällt
es. Bist du bereit, dich der Welt zu stellen?«
    »Ich glaube, ich muß mich abmelden.«
    »Okay, ich gehe schon mal vor zur
Stationsschwester und erkundige mich, was du brauchst. Hast du eine
Krankenhauskarte dabei?«
    »Machst du Witze? Die haben sie mir gestern
abend aus der Hand gerissen.«
    »Ich bin gleich wieder da. Bleib nur hier sitzen
und bring dich nicht wieder in Schwierigkeiten, Häschen. Sei brav.«
    Sie streckte ihm die Zunge heraus. Wann hatten
alle angefangen, ihr zu sagen, sie solle »brav« sein?
    Als sie mit baumelnden Beinen auf der Bettkante
saß, dachte sie plötzlich, du meine Güte, Smith! Sie nahm das Telefon ab
und rief im Büro an. Wie würde sie es Smith erzählen? Smith würde... »Oh, Tag,
B. B. Kannst du mir bitte Smith geben?«
    Mehrere Sekunden verstrichen. »Mit wem spreche
ich?« B. B. hörte sich vorsichtig an.
    »B. B., ich bin’s — ich, Wetzon.« Klang ihre
Stimme so entstellt?
    »Mann, Wetzon, tut mir leid. Bleib dran. Sie hat
schon versucht, dich zu finden.«
    »Wetzon!« schrie Smith auf. »Wo zum Teufel
steckst du? Ich habe es bei dir probiert — ich weiß, was passiert ist.«
    »Woher? Wer hat es dir gesagt?«
    »Destry. Wo bist du, wir müssen reden.«
    Destry? »Ich bin im Bellevue.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich wäre nicht hier, wenn alles in Ordnung
wäre.«
    »Du brauchst nicht in diesem Ton mit mir zu
reden. Ich bin völlig durchgedreht, seit ich es

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