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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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und das Zittern hörte auf.
    Ihre Uhr zeigte zwölf nach zehn an, und die
Klimaanlage summte. Die geschlossenen Jalousien schalteten die Außenwelt aus —
Tageslicht, Hitze, Menschen — , und das war ihr gerade recht. Sie hatte im
Augenblick die Nase voll von ihnen. Abgesehen von Carlos und Silvestri wollte
sie sich mit Frauen umgeben, mit Freundinnen. Flockige Baumwollwolken schwebten
vor ihrem Auge vorbei. Blauer Himmel lächelt mich an. Und sie schlief
wieder ein.
    »Guten Morgen.« Silvestri weckte sie, indem er
sich auf die Bettkante setzte, so daß die Matratze sich senkte.
    Ihr Mund war innen trocken und faltig wie ein
Herbstblatt, und die Lippen waren aufgesprungen. Sie hatte auf dem Rücken
liegend mit offenem Mund geschlafen. Halb getrocknete Spucke klebte am rechten
Mundwinkel. Sie schlug die Augen auf. »Du bist angezogen. Arbeitest du heute?«
Silvestri hatte seine Schulterhalfter an. Sie zog sich langsam in eine sitzende
Stellung hoch und nahm das Glas Orangensaft, das er ihr hinhielt. Der Saft war
frisch und dick vor Fruchtfleisch, wie sie ihn mochte. Sie sah ihn mit einem
ungewollt schiefen Lächeln an. »Ziehen Sie sich auf«, sagte sie.
    Er musterte sie mit ernstem Blick, nickte dann
zufrieden. »Ich gehe mir die Haare schneiden lassen.« Er strich sein Haar über
den zurückweichenden Haaransatz zurück, als ob er einen vollen Schopf hätte.
»Danach fahre ich nach Forest Hills raus.«
    »Aha.« Seine Mutter wohnte in Forest Hills. Sie
war Rechtsanwältin, spezialisiert auf Frauenprobleme. Sie hatte früh ihren Mann
verloren, war an die Fordham gegangen und hatte ein Jurastudium absolviert.
Wetzon war Rita Silvestri nie begegnet, hatte jedoch am Telefon mit ihr gesprochen.
Silvestri schien geneigt, die zwei Frauen in seinem Leben auf Abstand zu
halten, was Wetzon nur recht war. Wenn er sie zusammenbrächte, würde das
heißen, daß er eine Verpflichtung ihrerseits wünschte.
    »Das Lebensmittelgeschäft der Kims befindet sich
in Forest Hills.« Sein Gesicht verriet nichts.
    Sie runzelte die Stirn. »David Kim. Steht er
noch unter Verdacht?«
    »Wir werden auch mit Hoffritz, Bird, Culver und
Munchen reden, obwohl Hoffritz und Bird behaupten, sie seien in einer Bar
gewesen, als Ellie ermordet wurde.«
    » Harry’s ?«
    »Ja, woher weißt du das?«
    »Die halbe Wall Street strömt nach Börsenschluß
auf einen Drink dorthin. Harry’s — hm, das ist gut. Um diese Uhrzeit
gleicht Harry ‘s einer Sardinenbüchse voll mit Maklern und Händlern. Wer
sollte da wissen, ob sie wirklich dort waren oder nicht?« Sie starrte ihn
nachdenklich an. »Sie geben sich also gegenseitig ein Alibi. Wie praktisch.«
Sie beugte die Knie. »Laß mich versuchen aufzustehen.«
    »Mach langsam, Les.« Er stand auf und nahm ihr
das leere Glas aus der Hand.
    »Ich glaube, der eine würde lügen, und der
andere würde es beschwören.« Sie trug eines seiner T-Shirts, das ihr bis auf
den Ansatz der Schenkel reichte.
    »Meinst du, du kommst heute allein zurecht?«
    Er hörte sich besorgt an. Das war nett. »Laura
Lee kommt so um zwölf vorbei. Wir geben morgen die Einladung für Anne. Du
möchtest vielleicht vorher verschwinden.«
    »Die Sondereinheit steht unter Zeitdruck, bis
wir das hier gelöst haben. Der Bürgermeister möchte nicht noch eine Schlagzeile
über einen Mord lesen, während sein Wahlkampf in die heiße Phase kommt.« Er zog
das hellbraune Jackett an und rückte es über der Schulterhalfter zurecht.
    »Was ist mit der Liste?«
    Er klopfte auf seine Brusttasche. »Ich habe sie
dabei.«
    »Warum werde ich das komische Gefühl nicht los,
als wären wir die einzigen, die nicht wissen, was sie bedeutet?« Sie begleitete
ihn langsam durch den Flur, wobei ihre Muskeln bei jedem Schritt laut
protestierten. Die Barre war heute ein Muß. Und zwar bald.
    »Dort steht Kaffee.«
    »Herrlich!«
    »Iß etwas.«
    »Ich dachte, du magst meine Schlankheit.«
    »Und ob.« Er tätschelte ihren Hintern und küßte
sie auf die zerschrammte Wange. »Aber Rita wird sagen, du seist zu dünn.« Er
brachte es ganz beiläufig. Dam da dam.
    Ihr Herz drehte eine Pirouette in der Brust.
»Ach?«
    Er machte die Tür auf. »Die Zeitung liegt auf
dem Stuhl«, sagte er.
    »Das ist alles? Sonst sagst du nichts?«
    Er sah sie spöttisch an.
    »Okay, vergiß es, Clint.«
    Er grinste sie an und schloß die Tür.
    Sie öffnete sie einen Spalt. »Silvestri, Dwayne
— Ellies Assistent — soll mich anrufen. Ich hatte vor, ihn nach der Liste

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