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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Eine Pferdekutsche mit Touristen rumpelte
vorbei, und der Kutscher machte die Familie auf den Wohlman Rink aufmerksam,
den der New Yorker Unternehmer Donald Trump publikumswirksam drei Jahre
schneller als geplant wieder instand gesetzt hatte. Im Sommer wurde er zum
Rollschuhlaufen, im Winter zum Schlittschuhlaufen benutzt.
    Vom Hügel aus konnte Wetzon durch das spärliche
Laub der mächtigen Eichen den Minigolfplatz sehen, eine weitere Großtat von
Trump nicht weit vom Wohlman Rink. Das Karussell war inzwischen renoviert
worden und drehte sich wieder. Sie liebte das Karussell, kletterte gern auf
eines der springenden Pferde und ließ sich endlos im Kreis drehen.
    Während sie weiterging, rief sie sich das
Gespräch mit David ins Gedächtnis und versuchte dahinterzukommen, was das alles
bedeutete. Es gab keine Pferdeäpfel mehr, um die man Haken schlagen mußte, seit
die Stadt angeordnet hatte, daß Kutschpferde Plastikbeutel tragen mußten. Die
sahen albern aus, aber längst nicht so albern wie die kanadischen Windeln.
    Ein paar junge Männer spielten mit stark
gebremster Energie Volleyball. Ein Good Humor-Ve rkäufer stützte sich auf
seinen Eiswagen und beobachtete das Spiel. Wetzon setzte sich auf eine Bank im
Schatten einer alten Kastanie und zog die pinkfarbenen Reeboks an.
    Also traf sich »mein kostbarer Harold« heimlich
mit Tom Keegen. Smith hatte ihm demnach zu Recht nicht getraut. Allerdings
hatte Smith Harold auch so schofel behandelt, daß sie ihn womöglich selbst
Keegen in die Arme getrieben hatte. Wetzon hatte Harold sofort zur Rede stellen
wollen, doch Smith war strikt dagegen gewesen. Sie wollte dabeisein.
    »Paß auf, daß er nichts aus dem Büro mitnimmt.«
    »Wenn du nicht willst, daß ich Alarm schlage, wird
das nicht einfach sein. Warum kommst du nicht noch mal vorbei, und wir
erledigen es sofort?«
    »Ich kann mir jetzt keinen Harold zumuten,
Wetzon, es ist zu heiß. Ich gehe nach Hause.«
    Wetzon hatte aufgelegt und kurz nachgedacht,
dann war sie ins vordere Büro gegangen. »Hört mal her, ich habe euch etwas zu
sagen. Es ist zu heiß zum Arbeiten. Geht nach Hause. Ich schließe das Büro für
heute.«
    Sie lehnte in der Tür zu Harolds Kämmerchen.
Harold suchte »Fahndungsbogen« zusammen und verstaute sie in seinem Diplomatenkoffer.
»Nein, Harold. Ich meine es ernst. Heute abend wird nicht gearbeitet. Die Hitze
macht uns noch alle krank, wenn wir es übertreiben. Ich möchte, daß ihr nach
Hause geht, du und B. B., euch ausruht und ausschlaft. Keine Anrufe heute
abend. Keine Arbeit. Morgen geht es uns allen dann um so besser.«
    »Aber...« Seine Augen blickten unschuldig.
Vielleicht hatte Smith doch nicht recht.
    »Nein, wirklich. Komm schon. Laß alles liegen.
Du brauchst deinen Koffer nicht, Harold.« Sie wartete an der Tür, bis er die
Bogen wieder in den Schreibtisch legte.
    Mit gespielter Fürsorge hatte sie B. B. und
Harold liebenswürdig bis zur Haustür begleitet, und als sie weg waren, hatte
sie sofort abgeschlossen. Gut, daß Harold keinen Schlüssel besaß. Oder doch?
Sie erinnerte sich nicht. Ohne Skrupel inspizierte sie seinen Diplomatenkoffer. Journal und Time von gestern. Unter den Karteibogen auf seinem
Tisch fand sie eine Liste der Merrill-Makler in New York. So ein falscher Kerl.
Sie konfiszierte die Liste.
    Für Harolds Treffen mit Keegen konnte es eine
logische Erklärung geben. Oh, oh, Wetzon, wenn du ihm das abnimmst, dann
läßt du dir wohl jeden Bären aufbinden.
    »Achtung, der Ball!« Der Fußball traf die Bank
mit Wucht und verfehlte sie nur knapp.
    »Entschuldigung.« Ein drahtiger kleiner Kerl in
Turnhosen und schillerndem, blauem T-Shirt fing den zurückspringenden Ball und
grinste sie an.
    »Macht nichts«, sagte Wetzon. Sie stand auf und
ging weiter, nach Norden, dann nach Westen.
    Der eingezäunte Bereich, Sheep’s Meadow, wo New
Yorker Bauern noch bis ins 20. Jahrhundert ihre Schafe hatten weiden lassen,
war leer bis auf ein paar ganz Hartnäckige, die auf dem Gras lagen und Smog und
Hitze trotzten. Normalerweise war die weite Grasfläche voller Menschen, die
lasen, sich leise unterhielten, meditierten oder einfach schliefen. Von der
Parkverwaltung als Ruhezone ausgewiesen, waren hier Radios, lautes Schreien und
Ballspiele untersagt. Für sie war der Central Park nie etwas anderes als eine
Oase gewesen, und soviel sie sonst gegen das Land hatte — wann immer sie durch
das magische Tor in den Park trat, verspürte sie ein Gefühl der Ehrfurcht,

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