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Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Kusler
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und sagte ihm, er hätte ein gutes Leben gehabt, aber jetzt sei er tot. Snow blickte sich neugierig im Zimmer um. Aber außer einem kleinen Bett und einem Nachttisch mit einer Lampe war da nichts. Auf dem untersten Regal des Nachttischs lag eine alte, vergilbte Zeitung. Er nahm sie an sich, sah kurz darauf und warf sie wieder auf den Nachttisch. »Mann«, sagte er, »das ist echt zum Kotzen.«
    Jetzt war er hellwach. Er stand auf, zog sich an und schlurfte in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Er dachte daran, die Zeitung vom Treppenabsatz zu holen, aber da der Traum noch frisch in seinem Gedächtnis haftete, schien ihm dieser Gedanke wenig verlockend.
    Als der Kaffee fertig war, goss er sich eine Tasse ein, ließ sich in seinen dicken Polstersessel fallen, legte die Füße auf den Schemel und starrte durch die Glastür auf die Veranda und den Garten, ohne dass sich sein Blick auf etwas Bestimmtes konzentrierte. Manchmal war es schön, einfach ins Leere zu starren – und darauf zu warten, dass der Kaffee seine Wirkung entfaltete.
    Das Telefon klingelte. Er stellte die Tasse auf den Korkuntersetzer auf dem Beistelltisch, stand auf und nahm den Hörer ab. Es war seine Schwester Karen.
    »Jim«, sagte sie, »es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss.« Ihre Stimme klang beherrscht und gleichmäßig.
    »Okay, ich bin ganz Ohr.«
    »Nicht am Telefon«, sagte sie. »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Nein«, sagte er. »Ich trinke gerade meine erste Tasse Kaffee. Sollen wir uns irgendwo treffen?«
    »Wie wär’s mit Wanda’s Waffle House auf der Eastern Avenue, Nähe Flamingo Road?«
    »Okay, klingt gut. Wann?«
    »Jetzt ist es fünf nach acht«, sagte sie. »Sagen wir, um neun?«

    Wanda’s Waffle House war ein Restaurant in Familienbesitz, das von Eddie und Georgine, einem Ehepaar mittleren Alters und norwegischer Abstammung aus Bismarck, North Dakota betrieben wurde. Soweit Snow wusste, hatte es in der Geschichte dieses Ladens nie eine Wanda gegeben. Er hatte Eddie einmal danach gefragt, als der Name in einem Gespräch fiel. Eddie hatte ihm geantwortet, sie hätten sich für den Namen
Wanda
entschieden, weil er vom Klang her gut zu
Waffle
passte. Der richtige Name kann manchmal ausschlaggebend dafür sein, ob ein Geschäft erfolgreich ist oder nicht.
    Es war ein angenehmer Ort mit vielen belaubten Zimmerpflanzen und großen Panoramafenstern neben den Sitznischen, sodass die Gäste beim Essen sehen konnten, wie die Autos auf der Eastern Avenue vorbeifuhren.
    Snow wartete im Auto auf Karen und las die Morgenzeitung. Er erfuhr, dass die Einkünfte der Kasinos weiterhin fielen, besonders derjenigen, die etwas weiter vom Strip entfernt lagen. Am Wochenende hatte schon wieder eine Kette Insolvenz angemeldet. Die gute Nachricht war, dass sämtliche ihrer Kasinos offen blieben. Tausende Jobs würden noch eine Weile erhalten bleiben und Snow bräuchte seine ungenutzten Buffet-Gutscheine nicht wegzuwerfen.
    Als Karen schließlich erschien und ihren silbernen Lexus neben seinem Wagen parkte, hatte Snow die gesamte Zeitung durchgelesen, mit Ausnahme der Stellen- und Todesanzeigen. Diese Abschnitte las er selten. Bei den Stellenanzeigen hatte er den Eindruck, dass dort jede Woche dieselben Jobs angeboten wurden, was wohl bedeutete, dass sie unbesetzt blieben. Und die Todesanzeigen waren einfach nur deprimierend. Viele der Verstorbenen waren jünger als Snow und die Todesursache wurde nur selten erwähnt. Beim Lesen hatte er stets das Gefühl, dass seine Uhr bald ablief. Er winkte Karen zu, warf die Zeitung auf den Beifahrersitz und stieg aus.
    Karen lächelte ihn an, als sie auf ihn zuging. »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Jim.«
    Snow zuckte mit den Schultern. »Ist nicht schlimm. War ja nur ’ne halbe Stunde.«
    Sie trat an ihn heran und umarmte ihn fest. Dann hakte sie sich bei ihm ein und sie gingen zusammen ins Restaurant. Die Ringe unter ihren Augen waren nicht mehr ganz so schlimm und sie wirkte halbwegs zufrieden.
    Die Kellnerin wies ihnen eine Sitznische zu und brachte ihnen Kaffee. Sie überflogen die großen, laminierten Speisekarten.
    »Was nimmst du?«, fragte Karen. »Waffeln?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Snow. »Ich bin zwei Tage lang nicht gelaufen, und da hätte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich mit all diesen Kalorien vollstopfe. Aber ich braucheeinen Energieschub. Ich leide gerade unter Endorphinmangel und komme mir vor wie ein Zombie.«
    Karen legte die Speisekarte weg

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