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Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Kusler
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unkonventionell zu denken und über den Tellerrand hinauszuschauen, wenn man ziellos umherirrte und nach denselben Dingen suchte, nach denen alle anderen suchten. Der Rechtsmediziner sagt, dass es eine Spitzhacke war – und schon hält jeder die Augen nach einer Spitzhacke auf. Oder einem Geologen- oder Maurerhammer. Aber niemand kommt auf die Idee, nach einemPfeil zu suchen. Damit würde man sich zu weit aus dem Fenster lehnen.
Wie konnte ich nur so blöd sein?
, fragte Snow sich.
    Aber das ließ die Dinge in einem neuen Licht erscheinen. Schon morgen würde er eine neue Richtung einschlagen. Vielleicht war es ja ein bisschen weit hergeholt, aber zumindest beantwortete es die bohrende Frage, die ihm von Anfang an keine Ruhe gelassen hatte: Wie konnte man jemanden mit einem spitzen Gegenstand töten, ohne das Opfer aus nächster Nähe anzugreifen?
    Mit einem Pfeil, oder besser, mit zwei. Beide durchdringen das Herz, wahrscheinlich aus einer Entfernung von mindestens zehn Metern oder mehr. Vermutlich das Werk eines geübten Bogenschützen. Eine verrückte Idee, aber durchaus im Bereich des Möglichen.

    Als Karen zehn Minuten später in grauen Jogginghosen und T-Shirt die Treppe hinunter kam, ihr leeres Weinglas in der Hand, teilte Snow ihr seine neue Theorie mit.
    Anfangs reagierte sie ein wenig skeptisch. »Das ist doch wohl das Dümmste, was ich je gehört habe«, sagte sie. Ihr Gesicht war auch nach dem wohltuenden und entspannenden Bad immer noch blass und ihre nassen Haare klebten ihr seitlich am Gesicht und am Nacken. Sie sah aus, als hätte sie die Grippe.
    »Was ist daran so dumm?«
    »Überleg doch mal«, sagte sie. »Bob wechselt mitten auf einem sicheren Stellplatz einen Reifen und plötzlich kommt da so ein Verrückter und hat rein zufällig Pfeil und Bogen dabei, für den Fall, dass ihm jemand über den Weg läuft, den er ausrauben kann. Und das ausgerechnet an einem Ort, wo man wahrscheinlich eh niemanden antrifft. Und dann erschießt er ihn damit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass so ein Typ, wenn er ein Kriminellerwäre, eine Schusswaffe, ein Messer oder vielleicht sogar einen Maurerhammer dabeihätte. Aber doch nicht Pfeil und Bogen. Hast du während deiner Zeit bei der Polizei jemals gehört, dass jemand hier in Las Vegas mit Pfeil und Bogen getötet wurde?«
    Er schüttelte den Kopf. »Kein einziges Mal.«
    Sie hob das Weinglas in ihrer Rechten und deutete damit in Richtung Küche. »Ich hol mir noch ein Glas Wein. Möchtest du auch eins?«
    »Nein, danke«, sagte Snow. »Ich vertrage Wein nicht besonders gut. Mir wird schwindlig davon.«
    »Ich frage mich, wieso«, sagte sie. »Auf mich hat er nie so eine Wirkung. Vielleicht bist du allergisch dagegen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Snow. »Wahrscheinlich hat es was mit dem Zuckergehalt zu tun und der Tatsache, dass Wein aus verfaultem Obst gemacht wird. Aber wenn du schon in die Küche gehst, könntest du mir vielleicht ein wenig Wodka nachschenken.« Er hielt ihr sein leeres Glas hin.
    »Soll ich was dazu mixen?«
    »Nein, nur Wodka und Eis«, erwiderte er. »Ich glaube, von gemixten Drinks bekommt man nur einen Kater.«
    »Ja, das stimmt. Mir geht es bei Orangensaft so«, sagte sie.
    Sie nahm sein Glas mit in die Küche. Nach ein paar Minuten war sie wieder da, reichte ihm den Drink und ließ sich mit ihrem Glas Wein auf der Couch nieder. Sie zog die Beine hoch und steckte ihre Füße unter ein Kissen.
    »Was ist, wenn der Täter keine Schusswaffe hatte?«, machte Snow dort weiter, wo er vorhin stehengeblieben war. »Wenn er ein Messer benutzt hätte, hätte es einen Kampf gegeben, und die Polizei hätte am Tatort jede Menge Spuren gefunden. Aber Pfeil und Bogen … das wäre eine saubere Lösung. Warum, glaubst du, haben die Indianer all die Jahre diese Waffe verwendet? Bevor die Weißen damit anfingen, ihnen Feuerwaffen zu verkaufen, sind sie ohne welche ausgekommen. Und sie hättennie im Traum daran gedacht, nur mit einem Jagdmesser auf Büffeljagd zu gehen. Das wäre der reine Wahnsinn.«
    Karen trank einen Schluck Wein und bekam feuchte Augen. »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich vermisse Bob wirklich sehr. Ich will nicht über diese Sache reden. Tu, was du für richtig hältst. Aber ich muss mich wohl damit abfinden, dass ich im Knast lande. Wahrscheinlich braucht die Polizei ein halbes Jahr oder länger, bis sie irgendwelche fadenscheinigen Indizien zusammengebastelt hat. Und die Gerichtsverhandlung dauert dann wohl noch ein paar

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