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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Spezialisten für die Narretei entwickelt. Nachdem die Dürener Zeitung mit ihrer karnevalistischen Kolumne „De Rur eropp -de Rur eraaf“, großen Erfolg hatte, hatte auch das Tageblatt eine eigene Narrenecke angelegt, die von Bahn gehegt und gepflegt wurde. Die Karnevalisten aus dem Dürener Land legten großen Wert darauf, in der Kolumne „Am Rurstrand sind die Narren völlig außer Rand und Band“ möglichst oft und selbstverständlich nur positiv erwähnt zu werden.
    So war es für Taschen und alle anderen Redaktionsmitglieder am Morgen bei der Terminbesprechung selbstverständlich, daß er Bahn aufforderte, über den turbulenten Karnevalsauftakt auf dem „Roten Platz“, wie der Dürener Kaiserplatz nach seinem Umbau im Volksmund genannt wurde, zu berichten.
    Heute würde Prinz Walter der Erste seine närrische Regentschaft endgültig beenden, das Zepter aus der Hand legen und nur noch ein einfacher Narr sein.
    Prinz Walter würde allerdings weiter Herrscher aller Narren sein, schließlich war er es, der bei der Kommunalwahl vor einer Woche den Machtwechsel im Rathaus geschafft hatte. Sein zunächst auch parteiintern umstrittener Schachzug, als strahlender Karnevalsprinz Walter der Erste im Jahr der
    Kommunalwahl zu fungieren, hatte sich für ihn eindeutig bezahlt gemacht, erkannte Bahn bewundernd an.
    „Wir halten Euch nicht zum Narren“, war einer der Slogans gewesen, mit denen die SPD in die Wahl gezogen war. Nach dem Skandal mit Breuer wenige Tage vor dem Wahlsonntag hatte der Slogan sogar noch an Bedeutung hinzugewonnen. „Breuer ist der Mann, der die Menschen zum Narren hält“, war die plakative Antwort der SPD auf das wirtschaftliche Gebaren des CDU-Bürgermeisters gewesen.
    Proppevoll war der Rote Platz, als die Karnevalisten der Prinzengarde, der Närrischen Norddürener, der Kruuschberger Funken und der Holzpoeze Jonge pünktlich um elf Uhr elf aus allen Richtungen mit allen Gruppen, Kapellen und Garden aufmarschierten.
    Im schmucken Narrenherrscherkostüm tanzte auch Prinz Walter umher.
    „Es ist aus und vorbei mit der Narretei“, krächzte er mit seiner chronisch heiseren Stimme. „Prinz Walter den Ersten, den gibt’s nicht mehr.“ Und doch gehe es weiter in Düren mit Walter dem Ersten, und zwar als dem ersten Bürgermeister, den die SPD stelle. Alles werden anders, besser, schöner. „Was ich als Herr aller Narren versprochen habe, werde ich als Meister aller Bürger halten!“
    Ein Gedanke durchfuhr Bahn, während er mit seiner Fotokamera Bilder vom fröhlichen Trubel schoß. Das war’s, das mußte es sein! Schramm hat sich mit Walter Walter nach unserem Stammtisch verabredet. Die Eins, die stand für Walter den Ersten. So mußte es gewesen sein, so konnte es nur gewesen sein. Diese Vorstellung nahm den Journalisten gefangen.
    Bahn tankte sich energisch durch die Schar der frohgelaunten und schunkelnden Karnevalsfreunde in Richtung des nunmehr
    Ex-Prinzen und Neu-Bürgermeisters, der wie immer von seinem Dauerschatten Kurreck begleitet wurde.
    „He, Walter!“, rief der Journalist ihm laut zu. „Was macht die Kunst?“
    Der Politiker erkannte Bahn sofort. „Alles in Butter, Helmut“, krächzte er frohgelaunt, „du siehst ja selbst, was hier los ist. Es ist einfach toll.“
    Dabei sei er froh, heute überhaupt noch in Düren angekommen zu sein. „Wir sind letzte Woche nach Berlin geflogen und sind erst vor zwei Stunden zurückgekommen. Das war verdammt knapp.“ Dank der guten Organisation von Kurreck habe es dann doch noch geklappt.
    „Aber was tut man nicht alles für den Karneval“, lobte sich der politische Strahlemann. Er genoß das Bad in der ausgelassenen Menschenmenge.
    Das würde passen, dachte sich Bahn. Aus der Schußlinie verschwinden und dann im letzten Moment wieder auftauchen, das war bezeichnend für Walter.
    Er schoß noch einige Fotos, vermerkte sich einige Stichworte und ließ die Narren allein in ihrer Ausgelassenheit.
    Als Bahn in die Redaktion zurückkehrte, stürzte Taschen auf ihn zu. Die Eminenz beschimpfte ihn massiv. Er bezeichnete es als unverschämt und unwahr, was Bahn bei Waldmann über ihn verbreitet habe. „Das wird Konsequenzen haben“, tobte er. „Ich schmeiße dich hochformatig raus!“
    Soll er doch, dachte sich Bahn insgeheim. Offensichtlich hatte zwar Waldmann schon mit dem Lokalchef telefoniert, ihm aber nicht gesagt, daß Bahn von sich aus kündigen wollte. Ganz schien Waldmann demnach Taschen auch nicht mehr zu vertrauen. „Ich

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