Tödliche Recherche
nichts getan. Dat wollte ich dir nur sagen. Und ich will, dat du dat deinem Chef sagst.“ Breuer gab sich kumpelhaft. „Wenn wir zusammenhalten und erklären, dat wir nichts mit Schramms Tod zu tun haben, dann ist dat für alle gut.“
Bahn wußte nicht, woran er war. Doch er sah nicht ein, warum er Breuer hofieren sollte.
„Wenn Sie etwas vom Tageblatt wollen, dann wenden Sie sich bitte an Taschen.“ Bahn erklärte sich für nicht zuständig. Soll sich doch Taschen mit Breuer rumschlagen.
„Dat werde ich auch tun. Aber du weißt jedenfalls schon einmal Bescheid.“
Bahn legte das Telefon ab und kehrte zurück zu seiner Arbeit. Er verstand nicht, was Breuer überhaupt gewollt hatte. Nur dachte er an den alten Spruch: Wer sich verteidigt, klagt sich an.
Sonntag, 10. November
Sonntag, 17. November
Sonntag, 10. November
Bahn war mies gelaunt, als er am Morgen zum Dienst fuhr. Gisela hatte ihm am späten Nachmittag noch eine Szene gemacht wegen seines wiederholten Seitensprungs. Irgend jemand hatte sie zweimal am Samstag angerufen und ihn verpfiffen. Wer der Anrufer war, wollte Gisela nicht sagen, das sei doch nebensächlich. Gisela sprach wieder einmal von Trennung; spätestens dann aber wäre für sie Feierabend, wenn er tatsächlich den Zeitungsjob kündigen würde.
Doch das stand für Bahn fest. Ende des Jahres würde er Schluß machen beim Tageblatt. Mit Gisela würde es sich auch wieder einrenken. Deswegen machte sich Bahn im Moment noch die geringsten Sorgen.
Gleichwohl hatte der Streit mit seiner Dauerfreundin an seinen Nerven gezerrt. Außerdem verwirrte ihn nach wie vor die vermeintliche Diskrepanz zwischen der Zusage des Verlages an Schramm und der angeblichen Absage durch die Eminenz.
Ohne Begeisterung versah Bahn seinen Dienst. Im einfachen eins-zwei-drei-Kaminumbruch schusterte er die Aufschlagseite des Lokalteils zusammen. Es war nichts Spektakuläres passiert am Wochenende. Da waren eine Jubilar-Ehrung von Rheinbraun in Huchem-Stammeln und eine Veranstaltung des Vereins zur Förderung der Windkraft in Hürtgenwald schon die Höhepunkte. Auch die Kripo konnte bei ihrem Pressefrühstück nur belanglosen Kleinkram mitteilen. Es war halt ein typisch ruhiges Novemberwochenende.
Bahn erschrak schon fast, als am Nachmittag das Telefon klingelte und er aus der Ruhe gerissen wurde. Sein Chef vom Dienst, der in der Kölner Zentralredaktion an diesem Wochenende die Lokalausgaben betreute, hatte ihn angewählt. „Was ist denn bei Ihnen in Düren los, Herr Bahn?“, hörte der Lokalredakteur Ewald Waldmann fragen. Taschen und er hätten wohl nicht das beste Verhältnis miteinander. Der Lokalchef habe sogar am Freitag davon gesprochen, daß Bahn kündigen werde. „Was ist denn da dran?“
Bahn sah keinen Grund, mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten. „Ich habe die Schnauze voll von diesem Intriganten. Zuerst will Taschen mich hinter meinem Rücken wippen und durch Schramm ersetzen, jetzt will er mir einen Verstoß gegen die Redaktionsrichtlinien anhängen.“ Er wartete auf eine Reaktion von Waldmann, doch der Schwieg.
„Die Geschichte im Expreß haben Sie mitbekommen, Herr Waldmann?“
„Ja“, bestätigte der Chef vom Dienst. „Taschen hat uns eine Kopie gefaxt und uns zugleich angekündigt, am nächsten Tag käme eine weitere Meldung über Sie.“
Bahn mußte fast schon bewundernd staunen über die Skrupellosigkeit seines Redaktionsleiters. „Und? Ist diese Meldung denn erschienen?“
„Keine Ahnung“, antwortete Waldmann. „Wir haben jedenfalls nichts bekommen.“
Bahn klärte ihn auf, woraufhin Waldmann spontan sagte: „Das hat uns Taschen nicht gesagt.“
„Natürlich nicht“, höhnte Bahn, „da hab’ ich ihm ja auch einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Er atmete durch: „Aber trotzdem, Herr Waldmann, ich werde wohl kündigen müssen. Das Klima hier in der Lokalredaktion ist unerträglich geworden.“
Waldmann warnte ihn als Freund und Kollegen vor einem Schnellschuß. Er wechselte das Thema und kam auf Schramm zu sprechen. Ob Schramm tatsächlich heimlich getrunken hätte, wollte er wissen.
Doch Bahn widersprach energisch. „Der packte nur selten einen Tropfen Alkohol an.“ Es sei aber schön gewesen, daß der Verlag Schramms Witwe gegenüber so zuvorkommend gewesen sei, ergänzte er, auch wenn der lobhudelnde Brief des Chefredakteurs ja bloß Makulatur sei.
„Was?“ Bahn hörte den ärgerlichen Unterton in Waldmanns Stimme. „Was sagen Sie
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