Tödliche Recherche
Kopf. Schramm wollte bestimmt mit Taschen über Walter reden. So mußte es gewesen sein!
Thea wollte er mit seinem Wissen nicht belasten. Er hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Mit einem leicht gehauchten Kuß auf die Stirn verabschiedete er sich von ihr.
Bevor Bahn zur Kampstraße fuhr, wollte er noch Küpper informieren. Doch in dessen Büro saß am Schreibtisch lediglich Wenzel, der ihn böse anfuhr. Er zeigte keinerlei Interesse, sich mit Bahn zu unterhalten. Er halte die Polizei nur von der Arbeit ab. Man habe Wichtigeres zu tun, als sich die Spinnereien eines Journalisten anzuhören.
Du Arsch, dachte sich Bahn. Er raste weiter zur Boisdorfer Siedlung.
Zu Hause verschanzte er sich in seinem Arbeitszimmer und blätterte durch das Telefonbuch. Er suchte sich durch die Namensliste der Küpper. Er war bereit, der Reihe nach alle Küpper anzuwählen, die in Frage kommen konnten. Doch bereits bei seinem vierten Versuch traf er auf den richtigen.
Der Kommissar war in keiner Weise ungehalten über die Störung seiner Freizeit. „Dann brauche ich wenigstens nicht meine Mutter besuchen“, suchte er nach einer positiven Seite des Anrufs von Bahn.
Küpper hörte sich schweigend Bahns Bericht an. Er dachte lange nach.
„Ich meine, es ist wohl besser, wenn Sie Ihren Chef fragen, ob Ihre Vermutung zutrifft, Herr Bahn“, sagte er schließlich. „Ich habe doch gar keine Rechtfertigung für eine Befragung. Der Tod von Schramm ist und bleibt für uns ein unerklärliches Unglück“, erklärte er. Es täte ihm leid, daß er Bahn nicht helfen könne, meinte er mit Bedauern und Bahn glaubte ihm.
Dennoch fand Küpper es interessant, daß ihn Bahn informiert habe. Er solle sich ruhig wieder an ihn wenden, wenn er etwas erfahren habe.
Donnerstag, 14. November
Es war noch keine sechs Uhr morgens, als das Telefon lärmend auf sich aufmerksam machte. Schlaftrunken schnappte Bahn nach dem schnurlosen Gerät auf der Ablage neben dem Bett, legte sich wieder mit geschlossenen Augen auf den Rücken und meldete sich müde.
„Hallo! Hier ist der liebe Gottfried“, säuselte es ihm frohgelaunt entgegen.
Mußte das sein, stöhnte Bahn. Wenn sich sein Informant Gottfried Jansen so heiter-beschwingt meldete, hieß das in aller Regel nichts Gutes. Jansen hörte wohl vierundzwanzig Stunden lang an jedem Tag sämtlichen Funkverkehr aller möglichen Einrichtungen ab. Er bekam alles mit, was sich bei Polizei, Feuerwehr und Sanitätern in Düren ereignete. Gegen ein gutes Informationshonorar verkaufte Jansen sein Wissen gerne an Bahn.
Jansen änderte seine Stimmlage. Nüchtern und sachlich kamen seine präzisen Angaben: „Verkehrsunfall in Birgel, Monschauer Landstraße, Einmündung Berzbuirer Straße, mehrere Verletzte, vermutlich auch ex, RTW, Feuerwehr und Polizei am Unfallort, Rettungshubschrauber ist unterwegs.“
Wieder änderte Jansen die Stimmlage. Jetzt säuselte er wieder: „Mach was Schönes d’raus, Helmut.“ Damit war das Gespräch auch schon beendet.
Blitzartig war Bahn wach, sein Journalistenblut kam in Fahrt. Er sprang in Jeans und Pullover, schnappte sich seine Lederjacke und stürzte sich in seinen Wagen.
Es war für ihn nicht weit bis zur Unfallstelle. An der Kreuzung der Monschauer Landstraße mit der Lendersdorfer
Straße zwang ihn das Rotlicht der Ampel zum Halt. Bahn griff zu seiner Kamera, nestelte in einer Jackentasche nach einem Film und spulte ihn ein. Gewohnheitsgemäß ließ er mit verschlossener Linse den Film bis zum dritten Bild durchlaufen.
Schon von weitem sah er in der morgendlichen Dunkelheit das Gewitter der blauen und gelben Blinklichter. Gleichzeitig hatte die Feuerwehr Scheinwerfer montiert, die die unmittelbare Unfallstelle grell ausleuchteten.
Die Polizei leitete an der Kreuzung mit der K 27 den Autoverkehr um. Bahn durfte allerdings anstandslos passieren.
Die Beamten wußten, daß er sie mit guten Bilden vom Unfallgeschehen beliefern würde. Dies war Teil der schon vor Jahren getroffenen Vereinbarung zwischen ihnen. Bahn machte die Bilder für sie, sie ließen ihn gewähren, wobei er darauf achtete, die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. Die Kooperation hatte immer gut funktioniert.
Mit einen Blick sah Bahn, daß ein Autofahrer beim Linkseinbiegen auf die Landstraße den vorfahrtberechtigen Fahrer eines Wagens, der aus Richtung Gey nach Düren fahren wollte, voll erwischt hatte.
Bahn hielt unbekümmert drauf, er ließ den Film durch die Kamera fliegen. Er fotografierte nicht
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