Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
Vom Netzwerk:
nur die Wracks, sondern auch die Opfer, die noch blutüberströmt in den Wagen hingen. Die Rettungssanitäter arbeiteten hektisch an ihnen, während die Feuerwehr versuchte, die Wagen aufzuschneiden.
    Ein Fahrer mußte tot sein, erkannte Bahn, als er das Unfallopfer emotionslos durch die Linse seines Fotoapparates fixierte. Genickbruch, attestierte er aus seinem Erfahrungsschatz und drückte zweimal ab. Ein Notarzt bestätigte frank und frei Bahns Diagnose.
    Bahn zog wieder ab. Er hatte genug gesehen. Die Bilder waren im Kasten. Er hatte seinen Job erledigt und fuhr zum Frühstück nach Hause.
    Der Schwarzweißfilm war rasch im Fotolabor der Redaktion im Keller entwickelt. Das Negativ war gut, die Abzüge waren brauchbar. Bahn war mit sich zufrieden.
    Er mußte grinsen, denn er hatte beim Griff in die Jacke Schramms Film erwischt. Er erkannte es an der leichten Veränderung des Negativs auf dem ersten Bild des belichteten Streifens.
    Als Bahn seine Unfallbilder Taschen zeigte, blaffte ihn der Lokalchef übelgelaunt an. Er bezeichnete die Abzüge als stümperhaft.
    Doch über diesen plumpen Ausfall konnte sich Bahn nicht einmal mehr aufregen. Hätte Taschen ihn gelobt, dann wäre er vielleicht nervös geworden. Es wäre dann wohl das erste Mal gewesen, daß Taschen nichts zu meckern gehabt hätte.
    Erst am Nachmittag fiel’s Bahn wieder ein. Entschlossen trat er in Taschens Zimmer, der überrascht den Telefonhörer auflegte. „Hast du dich noch mit Schramm verabredet nach unserem Redaktionsstammtisch?“, fragte Bahn scharf.
    Mit stechenden Augen und spitzen Lippen starrte Taschen ihn an: „Wieso fragst du?“
    Bahn versuchte zu bluffen. „Schramm ist doch mit dir mitgegangen.“
    „So ein Blödsinn“, knurrte die Eminenz. „Der wollte zwar noch mit mir reden, deshalb haben wir ja auch noch im Eingang gestanden. Ich habe Schramm dann aber erklärt, er solle am Dienstag zu mir kommen.“
    Taschen stand von seinem Schreibtisch auf und griff nach seinem Mantel. „So war es Herr Kollege. So und nicht anders.“ Taschen ließ Bahn grußlos stehen und ging. Wahrscheinlich nach Laufenberg einen schlucken, spöttelte Bahn.
    Er setzte sich an seinen Arbeitsplatz, als von Fräulein Dagmar ein Telefongespräch für ihn angekündigt wurde. Küpper meldete sich. Er wollte wissen, was denn der geheimnisvolle Termin zwischen Taschen und Schramm ergeben habe. „Nichts“, gab Bahn zerknirscht zu, „Schramm wollte zwar, aber Taschen nicht.“
    „Das sagt Taschen?“
    „Ja.“ Bahn war verdutzt über diese Fragestellung. „Wer sollte es denn sonst gesagt haben, Herr Kommissar?“
    „Ach, das war nur so dahin gesprochen“, wiegelte Küpper ab, ehe er sich freundlich verabschiedete.
    Bahn packte sich den Negativfilm mit den Unfallfotos. Er schnitt den Streifen in passende Stücke und schob sie in ein Archivblatt, auf dem er die notwendigen Angaben vermerkte, ehe er es in einem Ordner verstaute.
    Übrig behielt er den Anfang des Films mit dem von Schramm belichteten Bild. Bahn schaute durch eine Lupe, konnte aber auf dem Negativ nur schwache Schatten erkennen. Das war wirklich nichts. Das war wieder typisch Schramm gewesen, schmunzelte Bahn, aus Versehen auf den Auslöser drücken, weil er die fallende Kamera aufschnappen wollte.
    Schramms letztes Bild, sagte sich Bahn. Eigentlich müßte ich Thea davon einen Abzug machen, nur so, aus Gefälligkeit für ihre Sammlung.
    Bahn stiefelte ins Kellerlabor, schob das Negativ in das Belichtungsgerät und stellte die größte Blende ein. Es war etwas zu erkennen auf dem Film, schemenhaft zwar nur, aber es war etwas auf dem Film. Na klar, Stadthalle, Walters Siegesfeier, fiel es Bahn wieder ein, und mit diesem Wissen glaubte er, die Halle erkennen und Menschen sehen zu können.
    Bahn zog das Gerät bis zum Anschlag auf die größtmögliche Ausschnittvergrößerung. Typen wurden erkennbar, die Umrisse dreier Personen, die eng beieinander standen.
    Da ist doch was zu machen, änderte Bahn seine Einschätzung. Mit hochempfindlichem Papier und einer extrem langen Belichtungszeit bei offener Blende wäre vielleicht ein Abzug möglich, der die abgelichtete Szene zumindest erahnen ließ.
    Bahn entschied sich für eine zehnminütige Belichtung.
    Sein tatenloses Warten, während das Fotopapier belichtet wurde, wurde nicht belohnt. Das Ergebnis dieses Versuches war enttäuschend, als Bahn das Papier in den Entwickler tauchte. Auf dem Blatt waren nur ganz leicht Konturen nachgezeichnet, zu

Weitere Kostenlose Bücher