Tödliche Schatten (Romantik-Thriller / Unheimlich) (German Edition)
seufzend zu. "Nein, auf einen Tag mehr oder weniger kommt es wirklich nicht an. Wenn Cedric noch lebt, dann besteht für ihn bestimmt keine unmittelbare Lebensgefahr. Und wenn er..."
"Ihr Bruder lebt, da bin ich mir ganz sicher." Der junge Mann drückte ihre Hand. Er wies zur Alhambra empor. "Da wir im Moment ohnehin nichts unternehmen können wie wäre es mit einem Ausflug in die Vergangenheit?"
Es mußte wundervoll sein, mit Brian McArthur durch die Alhambra zu gehen. Cynthia spürte, wie sie errötete. Sie hoffte, daß es der junge Kunsthistoriker nicht bemerkte. "In Ordnung", meinte sie. "Schauen wir uns Granada und die Alhambra an. Es hilft Cedric nichts, wenn wir bis Sonntag nur so herumhängen."
"Wir werden Ihren Bruder finden. Ganz gewiß werden wir ihn finden." Brian trat hinter Cynthias Stuhl und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Sie dürfen nur nicht den Mut verlieren. Was immer auch geschehen sein mag, wir werden nicht aufgeben, bis wir es herausgefunden haben."
Cynthia blickte zu ihm auf. Sie war unendlich froh, ihn bei sich zu haben. Mit ihm an ihrer Seite würde sie es schaffen, ihren Bruder zu finden. Brian konnten weder Dona Teresa noch Alfonso etwas anhaben. Er würde tatsächlich nicht eher ruhen, bis Cedric wieder bei ihr war.
8. Kapitel
Sie verbrachten den ganzen Nachmittag in der Alhambra. Die junge Frau wußte, diese Stunden würden ihr bis in alle Ewigkeit unvergeßlich bleiben.
Während sie durch die mit wunderschönen Ornamenten, leuchtenden Fliesen und herrlichen Stuckschnitzereien ausgestatteten Räume gingen, erzählte ihr Brian soviel aus der Geschichte der Alhambra und Granadas, wie sie es nie aus Büchern hätte e rfahren können. Brian verstand es, ihr das Leben der Mauren verständlich zu machen und den Schmerz Boabdils, der mit seiner Familie die Alhambra verlassen mußte, um sie dem spanischen Königspaar Ferdinand und Isabella zu übergeben.
Es dunkelte bereits, als die jungen Leute die Alhambra verließen und durch die Gärten des Generalife gingen. Kaum hatten sie das Tor durchschritten, nahm sie der betäubende Duft der unzähl igen Blumen gefangen. Millionen von Insekten schwirrten in der Luft. Ihr leises Summen und Flügelschlagen wurden vom Plätschern des Wassers übertönt.
Cynthia und Brian wanderten Hand in Hand durch die einzelnen Höfe des Generalife mit ihren herrlichen Mosaiken, kleinen Bächen und Brunnen. Schließlich stiegen sie eine schmale Treppe hinauf, die zu einer breiten, überdachten Terrasse führte, deren Stuckverzierungen im Abendlicht wie künstliches Elfenbein wirkten. Hoch über ihnen wölbte sich eine Stalaktitendecke.
Die jungen Leute setzten sich auf eine der niedrigen Mauern und blickten über die Gärten und den bewaldeten Hügel zur Stadt hinunter, deren Lichter wie ein Millardenheer von Glühwürmchen wirkte. Cynthia dachte daran, daß irgendwo dort unten Cedric auf sie wartete. Sie fühlte sich ihrem Bruder plötzlich so nahe, daß sie glaubte, nur die Hände ausstrecken zu müssen, um ihn berühren zu können.
"Wir werden Ihren Bruder finden", versprach Brian, als hätte er ihre Gedanken erraten. Kameradschaftlich legte er den Arm um ihre Schultern.
"Ich wünsche es mir so sehr", sagte Cynthia und lehnte sich in seinen Arm. Selten zuvor hatte sie sich so geborgen gefühlt. Ein Lächeln umhuschte ihre Lippen. "Ich kann mir Cedric nicht als Vater vorstellen. Mein kleiner Bruder!" Sie schüttelte den Kopf.
"Vermutlich werden Sie eine wunderbare Tante sein."
"Und eine sehr stolze dazu." Die junge Frau blickte wieder auf die erleuchtete Stadt hinunter. Es war ein erhabenes Gefühl, daß schon Jahrhunderte vor ihnen hier Menschen gesessen hatten, um den Ausblick zu genießen. Vielleicht hatten Ferdinand und Isabella von hier oben weitere Eroberungspläne geschmiedet. "Es heißt, sie seien sehr glücklich miteinander gewesen", sagte sie aus ihren Gedanken heraus.
"Von wem sprechen Sie?"
Cynthia sagte es ihm.
"Ja, Isabella soll ihren Mann geliebt haben, damals durchaus nichts Selbstverständliches. Sie war noch sehr jung, als sie den Thron bestieg." 'Brian zog sie etwas fester an sich.
Cynthia erschrak. Unwillkürlich rückte sie ein Stückchen von ihm ab. Plötzlich hatte sie Angst, er könnte ihr zu nahe kommen, obwohl sie es sich gleichzeitig wünschte. Was war nur mit ihr los? Warum setzte ihr Verstand aus, wenn es um Brian McArthur ging? Hatte sie bisher nicht alles getan, um einer möglichen Bindung aus dem Weg
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