Tödliche Schatten (Romantik-Thriller / Unheimlich) (German Edition)
Menschen ke nnenzulernen.
Vielleicht betrachtet er uns als Eindringlinge, überlegte Cynthia, als sie in die Limousine stieg. Sie hoffte, daß das übrige Pe rsonal auf Dundee-Castle sie etwas freundlicher begrüßen würde. Andererseits konnte es auch durchaus sein, daß Fred Blair noch immer unter Schock stand. Immerhin lag der Tod seines früheren Herrn und dessen Frau noch keine achtundvierzig Stunden zurück.
Sie verließen Glasgow und fuhren am Meer entlang auf das südschottische Bergland zu. Nach einer Weile entfernte sich die Straße etwas vom Meer und wand sich durch grüne Hügel, auf denen Schafe weideten. Hin und wieder passierten sie ein kleines Dorf mit einst weißen, schiefergedeckten Häusern und in leuchtenden Farben gestrichenen Türen.
Immer wieder entdeckte Cynthia winzige Seen. Oft überquerten sie auch auf uralten Steinbrücken Bäche, deren Wasser so kristallklar war, daß man den Grund erkennen konnte. "Es ist schön hier", meinte sie.
"Freut mich, daß du das sagst", erwiderte Brian. "Ja, es ist schön." Er blickte aus dem Fenster. "Als Kinder sind Matthew und ich stundenlang auf unseren Ponys durch die Hügel geritten. Wir waren kaum zu zügeln." Er seufzte auf. "Ich wünschte, ich hätte Matthew und seine Frau noch einmal sehen können."
Cynthia griff nach seiner Hand und drückte sie liebevoll.
Nach zwei Stunden erreichten sie einen flachen, reißenden Fluß, der aus den Bergen kam und jede Menge Geröll mit sich schleppte. Eine lange graue Brücke führte über ihn hinüber. Das Ufer wurde von hohen Bäumen gesäumt. Dahinter erhob sich auf den steilen Klippen ein gewaltiges fast schwarzes Gemäuer. In der Abendsonne wirkte es wie die Trutzburg eines Despoten.
"Dundee-Castle", bemerkte Fred Blair und fuhr über die Brücke. Der jungen Frau kam es vor, als hätte er gespürt, wie sie für den Bruchteil einer Sekunde vor diesem Gemäuer zurückgeschreckt war.
Eine Serpentinenstraße wand sich die Klippen hinauf und endete in der Toreinfahrt von Dundee-Castle. Unwillkürlich stieß Cynthia ein überraschtes "Oh!" aus, als sich hinter dem Tor statt eines e ngen Hofes ein weiter Park ausbreitete.
"Unser Park überrascht die Besucher immer wieder", sagte Brian zufrieden über ihre Reaktion. "Allerdings nur, wenn sie das erst emal kommen. Von der Brücke aus gesehen wirkt Dundee-Castle viel düsterer und beengter, als es in Wirklichkeit ist."
Sie hatten vor dem grauen, von Türmen und Zinnen gekrönten Gebäude gehalten und stiegen aus. Um das Schloß herum wuchsen herrliche Blumen. Sie ließen es weniger streng erscheinen, aber trotzdem empfand Cynthia einen Hauch von Furcht, als sie an ihm hinaufblickte.
"Ich habe mir dein Elternhaus etwas kleiner vorgestellt", bemerkte ihr Bruder zu Brian McArthur. "Ich hätte nicht gedacht, daß man gut und gerne ein halbes Dorf darin unterbringen könnte."
"Meine Vorfahren waren der Meinung, je größer um so besser", erwiderte Brian. "Aber laßt euch davon nicht erschrecken. Bei Tageslicht wirkt Dundee-Castle bedeutend anheimelnder." Er strich gedankenverloren über den Rand des Brunnens, neben dem sie gehalten hatten.
Ein alter grauhaariger Mann und eine etwa zwanzig Jahre jüngere Frau kamen ihnen entgegen. Sie wurden ihnen von Brian als der Butler John Elliot und die Wirtschafterin Edda Garrett vorgestellt. Beide hießen ihn und seine Gäste herzlich willkommen.
Cynthia fühlte sich schon bedeutend wohler, als ihr Edda Garrett die Hand reichte. Die Wirtschafterin wirkte zwar streng und unnahbar, doch ihre Augen blickten gütig.
Am Arm ihres Verlobten betrat sie wenig später die düstere Halle des Castles. Wie Cynthia es erwartet hatte, gab es hier einen gewaltigen Kamin, vor dem mehrere uralte Sessel und ein Tisch standen, der aus einem Kloster zu stammen schien. Entlang der Wände hingen vom Alter verstaubte Ahnenporträts. In einer Ecke stand zwischen Ritterrüstungen eine Fahne mit den Clanfarben.
Das Personal von Dundee-Castle hatte sich neben der gewundenen Treppe versammelt, die ins Obergeschoß führte. Der Butler sprach Brian im Namen des ganzen Personals sein Beileid aus. "Wir können es alle noch nicht fassen, Sir", sagte er. "Es gibt ke inen unter uns, der Ihren Schmerz nicht teilen würde."
Brian McArthur richtete ein paar Worte an die Leute, dann stellte er das Personal seinen Gästen vor. Außer dem Butler und der Wirtschafterin gab es noch eine Köchin, die Mrs. Enos hieß. Daisy, Erica und Netty, drei Hausmädchen,
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