Tödliche SMS (German Edition)
Setfotografin suchte. „Ich hab dabei an dich gedacht. Jetzt wo du wieder in Wien bist.“
„Ich bin nur vorübergehend in Wien.“
Dass sie mit Silkes Eltern vereinbart hatte, die Sache mit der Wohnung zu regeln und deshalb und auch aus anderen Gründen sowieso noch bleiben wollte, musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden, stattdessen sagte sie: „Lass uns das beim Essen besprechen. Ich habe keine Lust, den Abend alleine zu verbringen.“
Wenig später stapfte Andrea, mit zwei Plastiktüten beladen, die Treppen zu Max’ Wohnung hoch. Sie hatte ihm am Telefon versprochen zu kochen. Max hatte die Wohnung seit ihrem Saufgelage nicht mehr verlassen und hatte daher kaum Lebensmittel im Haus. Außerdem lenkte sie kochen kurzfristig von ihrem Kummer ab. Max’ Wohnung lag im vierten Stock eines Jugendstilhauses im achten Bezirk. Lift gab es keinen. In solchen Momenten hasste sie alte Häuser, wenngleich sie sonst fasziniert war von der Architektur.
Als sie oben ankam, öffnete er die Tür. Er sah schlecht aus. Silkes Tod schien ihn ziemlich mitzunehmen.
Sie schob sich an ihm vorbei in den Vorraum. Von dort aus wies ihr Max den Weg in die Küche. Sie war geräumig und gut ausgestattet. Der Herd stand in der Mitte des Raums, der Kühlschrank und einige Anrichten waren quadratisch darumangeordnet. Durch ein Fenster konnte man in den Innenhof des Hauses schauen. Beim Kochen blickte man auf eine lang gezogene Bar mit mehreren Hockern davor. Diese trennte die Küche optisch vom Wohnzimmer. Das Wohnzimmer war spärlich, aber gemütlich eingerichtet. Eine dunkle Couch dominierte den Raum, davor ein etwa dreißig Zentimeter hoher, schmaler Tisch und ein riesiger Flachbildschirm. Aus einer Anlage drang Eric Claptons Layla an ihr Ohr. An den Wänden hingen Filmplakate hinter Glas und einige Nahaufnahmen von Silke.
„Deine Einrichtung passt irgendwie zu einem Regisseur“, bemerkte Andrea und nickte mit dem Kopf in Richtung Fernseher. Kein Wort über die Bilder ihrer Freundin. Nicht jetzt.
Sie hatte Hühnerbrüste, Olivenöl, Zitronen, Gewürze und mehrere Flaschen Weißwein gekauft. Das Fleisch hatte sie gleich im Geschäft enthäuten lassen. Sie breitete alles vor Max aus und ließ sich von ihm die Utensilien reichen, die sie zum Kochen brauchte. Während sie das Fleisch in einer Pfanne im Olivenöl anbriet, öffnete Max die erste Flasche Wein, schenkte zwei Gläser ein und reichte Andrea eines. Musikalisch waren sie inzwischen bei Ray Charles’ Sinner’s Prayer im Duett mit B. B. King angelangt. Andrea kannte die CD. Silke hatte die gleiche.
„Auf Silke“, sagte Max und stieß mit ihr an.
„Auf Silke“, flüsterte Andrea, warf einen kurzen Blick auf das Porträt in unmittelbarer Nähe, nahm einen Schluck, begann dann die Zitronen auszupressen. Danach hackte sie Knoblauch und Ingwer. „Ich war heute bei Silkes Eltern. Du hast sie nie kennengelernt, haben mir die beiden erzählt.“
„Hat sich nicht ergeben“, sagte Max.
„Sie hat sich Brautjournale an die Adresse ihrer Eltern schicken lassen.“
„Wozu? Sie hat mich doch zwei Tage nach dem Antrag auf die Straße gesetzt.“ Er setzte sich auf einen Barhocker und hielt sein Glas gegen das Licht. „Guter Tropfen.“
„Sie hat es aber trotzdem getan und ihren Eltern davon erzählt.“ Sie machte eine kurze Pause. „Vielleicht solltest du sie einfach mal besuchen. Ich glaube, es würde ihnen viel bedeuten, jetzt wo ihre eigene Tochter …“
„Vielleicht“, unterbrach er sie.
Andrea verstand. Schweigend nahm sie das Fleisch aus der Pfanne, dann dünstete sie den Knoblauch und Ingwer im Bratensaft, würzte mit etwas Chili und Koriander, bevor sie mit Zitronensaft aufgoss und das Fleisch wieder in die Pfanne legte. Mit einem Deckel verschloss sie die Köstlichkeit.
„In dreißig Minuten können wir essen. Hast du Reis? Den hab ich jetzt vergessen!“ Max deutete auf eine Lade unterhalb der Anrichte. Andrea bückte sich und fand eine frische Packung Basmatireis.
„Die Polizei war bei dir“, sagte sie, ohne die Arbeit zu unterbrechen.
„Ja! Sie haben Sperma gefunden und irgendein Vöglein hat ihnen gezwitschert, dass Silke und ich ein Paar waren.“
„Tut mir leid“, sagte sie. „Aber ich war so nervös und sie haben mir ein Foto von euch beiden vorgelegt und da … Wie soll ich sagen? Es hat mir einfach gutgetan über Silke, dich und mich zu sprechen. Es war, als wäre wieder alles so wie … wie früher.“
Max lächelte Andrea freundlich
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