Tödliche SMS (German Edition)
kam mit Max’ Frühstück, stellte es auf dem runden Tisch ab und verschwand wieder. Max goss einen Schuss Milch in seinen Tee und rührte mit dem Löffel in dem Gebräu herum.
„Was wolltest du mir denn so dringend mitteilen?“, fragte er.
„Sagt dir der Begriff GHB etwas?“, fragte Andrea vorsichtig. Trotzdem hingen diese drei Buchstaben wie eine Bedrohung im Raum.
„GHB? … GHB?“, wiederholte Max immer wieder, während er ein Stück Semmel in den Dotter seines Eis tunkte. Dann schüttelte er den Kopf.
„Noch nie gehört.“
„Aber K.-o.-Tropfen sagen dir was?“
„Klar! Das ist doch dieses Zeug, das Frauen willenlos macht.“
Andrea rümpfte ihre Nase. „So kann man es auch sagen. Vielmehr ist es eine Droge, die Sexualverbrecher verwenden, um ihre Opfer außer Gefecht zu setzen. Die aber leider auch an Jugendliche in Discos verteilt wird.“
Dann erzählte sie Max alles, was sie am Abend zuvor erfahren hatte.
„Und das hat er dir einfach so erzählt? Sag mal, wie viel Zeit hat eigentlich so ein leitender Beamter? Kaffeetratsch mit der Freundin des Opfers? Andrea, Andrea“, grinste Max. Das war sein einziger Kommentar zu der Geschichte.
„Warum nicht?“
Max zuckte die Achseln. „Weiß nicht? Vielleicht weil es geheim ist?“
„Die Wirkung von K.-o.-Tropfen ist nicht geheim. Kannst sogar im Internet darüber nachlesen.“
„Das hab ich auch nicht gemeint“, sagte er ungeduldig. „Was ich meinte, war die Tatsache, dass sie dieses Zeug in Silkes Körper gefunden haben. Ich hab ja keine Ahnung von Ermittlungen. Aber rücken die nicht immer erst mit Details heraus, wenn der Fall gelöst ist?“
Andrea schürzte die Lippen. „In Fernsehkrimis, ja. Aber ist ja jetzt auch egal. Ich weiß es jedenfalls.“ Mit einer abrupten Handbewegung wischte sie Max’ Gedanken beiseite. „Mich interessiert viel mehr, ob dir an Silke etwas aufgefallen ist. Hat sie sich anders verhalten als sonst?“
Max schwieg einige Minuten. Er nahm einen Schluck von seinem Orangensaft, strich Butter auf eine Semmel, biss ab. Offensichtlich überlegte er intensiv.
„Silke und Drogen? Hm. Kann ich mir nicht vorstellen. Obwohl …“
„Was, obwohl?“, fragte Andrea ungeduldig.
„Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich erkannt hätte, wenn sie was genommen hätte. Ich hab ja keine Erfahrung mit so einem Zeug … und wir reden hier nicht von einem Joint, oder? … Also, vor meinen Augen hat sie sich jedenfalls nichts reingezogen.“
Sie schwiegen wieder eine Weile.
„Das Einzige, was mir komisch vorkam, aber davon habe ich dir ja schon erzählt, war, dass ich nie zu ihr in die Wohnung sollte. Sie wollte auch nicht abgeholt werden. Wir trafen uns entweder bei mir oder im Atelier. Das war schon komisch.“
„Hast du sie nie gefragt, warum?“
„Ja, schon!“
„Und?“
„Was und?“ Max schüttelte behäbig seinen Kopf.
„Na, was sie geantwortet hat, will ich wissen. Mensch Max! Lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“
Seine Stimme wurde lauter als er wollte. „Nichts hat sie geantwortet. Jedenfalls nichts Wichtiges. Einmal hat sie vom Ausmalen der Wohnung gesprochen, dann davon, dass sie gerade umräumt. Aber meistens hat sie vor unseren Treffen im Atelier gearbeitet und da hat es sich halt ergeben, dass ich nach den Drehs oder einem Schnitt direkt vom Studio zu ihr bin. Sind ja nur ein paar Schritte von der BELLA Film.“ Er zuckte mit den Achseln. „Mach bitte keine große Sache draus, von wegen Drogen und so.“
„Mach ich aber“, gab Andrea trotzig zurück. „Oder ist dir vielleicht nicht aufgefallen, dass sie plötzlich andere Bilder gemalt hat als sonst.“
Max runzelte seine Stirn, auf der sich ein unsichtbares Fragezeichen bemerkbar machte. Er verstand nicht, worauf Andrea hinauswollte.
„Silke war doch kein Junkie.“
Andrea seufzte hörbar auf. „Nein, aber ich muss wissen, was passiert ist und warum es passiert ist. Verstehst du? Ich war die ganze Zeit in München, war mit meinem Leben beschäftigt, während im Leben meiner besten Freundin irgendwas schiefgelaufen ist, von dem ich bis jetzt nicht weiß, was genau es ist.“
Sie kramte in ihrer Umhängetasche, fischte das Foto heraus und legte es vor Max auf den Tisch.
Das Fragezeichen auf seiner Stirn wurde größer.
„Was ist das?“
„Ein Foto.“
„Wirklich?“, fragte er zynisch. „Ich danke dir vielmals für die Erläuterung. Hast du das in München gelernt oder bist du schon vorher
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